Land Rover Defender P400 E – Wie oft lädt man auf Fernstrecke?
Mittlerweile ist der Defender P400E Geschichte. Es gibt noch den P300E, dazu Diesel und viel V8… das hat Gründe. Die wir direkt „erfuhren“, auf der Langstrecke: Auf gut 1.392 Kilometern haben wir 114,13 kWh geladen und 130,45 l Super getankt. Wir verbrauchten also auf 100 Kilometern im Schnitt 8,20 kWh und 9,37 l Energie, womit er den eher immer günstig angegebenen WLTP-Verbrauchswert 10,7 l/100 km unterbot. Rechnen wir nun die 8,2 kWh nach deutschem Strommix gegen energetisch vergleichbare 1,33 Liter Sprit, hätten wir 1,22 kg CO2 pro Kilometer mehr ausgestoßen! Was uns traurig macht…erst ab einem Spritkonsum von 11,23 l/100 km wären wir CO2-seitig umweltfreundlicher geströmt…Wer den Defender also artgerecht fernreisend und offroadend einsetzt, wäre mit dem Diesel viel besser bedient. Und deshalb setzt Land Rover auch gern den V8 ein, den man sparsam mit 11 bis 12 l/100 km bewegen kann. Insgesamt luden wir immerhin sechs Mal, tankten drei Mal und konnten so den Spritdurst immerhin messbar zügeln.
Aufrechte große Autos vermitteln burgähnliche Sicherheit - gerade in dystopischen Zeiten wie diesen
Und sonst? Vermittelt der Bestseller bei Jaguar Land Rover Geborgenheit. Das mag unter anderem daran liegen, dass er bei vielen User-Choosern gerade noch ins Flottenbudget passt und unser Umfeld dystopischer denn je ist: Ukrainekrieg, Überschwemmungen, Unsicherheiten überall. All das macht was mit einem – wie der Defender. So ein fast zwei Meter hoher kantiger Charakter, dessen Offroadeigenschaften einen zumindest weiter bringen als andere Autos, vermittelt Sicherheit. Weshalb viele Defender Dachbalkone oder -zelte und Außenstaufächer tragen, als würden sie morgen die Sahara oder zumindest die weiten Wälder von Wales durchqueren. Doch meist pendeln sie nur vom Grunewald in die Berliner Innenstadt oder von Grünwald in die Münchner City.
Gibt man nun München - Caorle als kürzeste Route unter Vermeidung von Autobahnen und Mautstraßen ein, sucht der Defender teils abenteuerliche Pfade; die zumindest auf der Karte fast diretissima geradeaus gen Süden oder am Rückweg gen Norden führen, die Fahrzeit aber merklich verlängern. Weshalb wir hier mit Zwischenzielen und Autobahn- sowie Mautstraßenerlaubnis etwas nachjustieren.
Kürzeste Route? Wo möglich auch über Feldwege!
Die Fahrt selbst ist herrlich für das Team aus drei 1,9-Meter- und einem 2,1-Meter-Hühnen - Letzterer freut sich über ein Auto, das „endlich mal genug Kopffreiheit hat“, im Kofferraum fällt das quadratisch-praktische Packvolumen dagegen auch wegen des Akkus trotz tollen Datenblattes eher dezent aus. Ärgerlich ist die Erhöhung des Bodens, was nicht nur Ladevolumen kostet, sondern schmale Gegenstände ganz hinten gern gen Hecktür kippen lässt. Praktisch dafür: Klipst man die Teppich-Fußmatten raus, kann man den geschickt verlegten Gummiboden des Defender mit dem Wasserschlauch ausspritzen. Noch nie taten wir uns bei einer Testwagen-Innenreinigung so leicht!
In Italien fühlt sich der Defender noch breiter an als schon in Nebenstraßen deutscher Innenstädte – uns bleibt er auch nach hunderten von Testkilometern mit dem mittlerweile zweiten Testwagen einfach ZU breit – und zu schwer: Er bringt 2.768 kg auf unsere Testwaage. Aber: Ein Gutteil der Strecke von Caorle zum Naturstrand Brussa ist Schotterpiste mit mittlerweile teils großen Wasserlachen. Die durchpflügt man mit dem Defender sorgloser als sonst.
Das Offroad-Potenzial ist riesig!
Grobe Löcher kosten die Luftfederung allenfalls ein trockenes Ploppen, kaum Klickern der Steine in den Radhäusern, hier geht mehr Tempo als üblich. Und wenn man sich mal verfahren hat, in den Acker oder gar durch einen Flusslauf ausweichen muss – der Defender spielt gern Stadt-Land-Fluss! Und wir erahnen entfernt, welches Potenzial hier abseits aller befestigten Straßen noch schlummern würde.
Und so programmieren wir am Rückweg erstmal wieder die Diretissima über die Alpen und freuen uns über neue uns unbekannte ungeteerte Feldwege in Venetien, die lediglich ein Jagd- aber kein Durchfahrtsverbot aussprechen. Dort treffen wir Biber, Fasane, Graureiher und Hasen, bevor wir wieder zeitverkürzend ins Navi eingreifen. Und die kaum vom Menschen berührte Natur als so gar nicht dystopisch erleben durften.
Was bedeutet das?
Als Plug-in taugt der Defender allenfalls als strömendes Feigenblättchen von der Vorstadt in die City…wo er wegen seiner Größe leider nicht „überall“ hinkommt.
Der ganze Test mit ausführlichen Daten steht in der VISION Mobility 01/2025, ab 6.12.2024 im Handel oder im Abo!
Elektromobilität , Newsletter Elektromobilität , IAA Mobility , SUVs und Geländewagen , Hybrid , Antriebsarten, Kraftstoffe und Emissionen , Oberklasse- und Sportwagen , Carsharing , Autonomes Fahren (Straßenverkehr) , Ladeinfrastruktur , Verkehrspolitik , Formel E , Brennstoffzellen , Fahrzeug-Vernetzung und -Kommunikation , Fahrzeuge & Fuhrpark , Automotive-Messen & Veranstaltungen , Pkw, Kompakt- und Mittelklasse , Minis und Kleinwagen , E-Auto-Datenbank, E-Mobilität-/Automotive-Newsletter, E-Auto-Tests