Lancia: Konkrete Pläne für die Rückkehr der Marke
Lancia-CEO Luca Napolitano darf sicher als einer er italienisch-emotionalsten Vorstände im Stellantis-Konzern gelten und kündigte den künftigen Delta gegenüber der Zeitung "Corriere della Sera" entsprechend emotional an:
„Jeder will den Delta und er darf in unseren Plänen nicht fehlen. Er wird zurückkehren und ein echter Delta sein: ein aufregendes Auto, ein Manifest von Fortschritt und Technologie. Und natürlich wird er elektrisch sein.“
Im Zehn-Jahres-Plan gibt Stellantis-Boss Carlos Tavares Napolitano nun die (letzte) Chance, Lancia dauerhaft profitabel wiederzubeleben. Als Maßstab ansehen nennt Napolitano Mercedes-Benz, wobei er hier vor allem auf Qualität und Rendite anspielt, denn Lancia wird weiterhin im Kleinwagen- und Kompaktsegment agieren – aus dem sich mercedes-Benz eher verabschieden möchte – denn auch den Stuttgartern geht es künftig eher um Marge als um Menge.
Den Anfang macht der Nachfolger des Lancia Ypsilon - als Hybrid und E-Modell
Den Neustart der Marke soll 2024 der neue Ypsilon in die Wege leiten. Er wird auch der letzte (hybridisierte) Verbrenner der Marke sein. Er steht auf der CMP / eCMP (Common Modular Platform) Plattform, auf der auch Opel Mokka,der DS3 Crossback, der künftige Alfa Romeo Brennero und er Nachfolger des Fiat 500 X aufbauen. Entsprechend wird der neue Y eine Klasse höher rücken und dürfte eher ebenfalls Crossover als Kleinwagen werden mit konventionellen elektrifizierten Verbrennern und rein elektrisch. Die Produktion soll vom polnischen Werk Tychy ins spanische Zaragossa umziehen.
Zweites neues Modell: Die neue Aurelia ab 2025
Anfang 2025 soll dann ein rein elektrischer Crossover in der Kompaktklasse folgen, der dann auf der STLA-Plattform Medium steht und im ganz großen Haifischbecken aller Kompakt-bis Mittelklasse-SUV mitschwimmt. Dafür reaktiviert man laut Napolitano den Namen Aurelia. Das Modell soll im süditalienischen Werk Melfi vom Band rollen, wo aktuell die kompakten Jeeps und der Fiat 500 X gebaut werden. Ab 2024 sollen dort vier rein elektrische Modelle des Stellantis-Konzerns sowie Batteriepacks montiert werden.
Der Delta kommt ab 2028
Abschließen soll die Erneuerung der Marke 2028 der Delta. Auch er steht auf der dann neuen Stellantis-Plattform STLA Medium und dürfte etwas vor den Nachfolgern des jetzt aktuellen DS4, Opel Astra und Co. auf den Markt kommen. Laut Auto Motor und Sport sollte der Delta sollte als Plug-in-Hybrid mit einem Leistungsspektrum zwischen 180 und 360 PS auf den Markt kommen, das Topmodell wieder als Delta HF. Doch das Projekt wurde zugunsten einer rein elektrischen Variante geändert. STLA Medium soll bis zu 700 Kilometer Reichweite bieten, und das das Schnelllade-Ziel liegt laut Auto Motor und Sport bei 32 Kilometer Reichweite pro Minute. Als WLTP-Verbrauch werden günstige 12 kWh pro 100 Kilometer angestrebt.
Delta mit Feststoffakkus?
Als Antrieb steht ein Elektro-Modul (EDM; electric drive module) mit einer Leistung zwischen 125 und 180 kW (170 bis 245 PS). Das beinhaltet Motor, Getriebe und Inverter und erlaubt Front-, Heck- und Allrad-Antrieb. Damit wären für einen (emotional nicht ganz unwichtigen) Delta HF auch höhere Leistungen möglich. Und da Stellantis ab 2026 bereits erste Feststoffbatterien einführen könnte, wären diese eine interessante Innovation für den Delta und würden die Lancia-Historie, die einst von innovativen, aber nicht immer monetär erfolgreichen Ideen elektrisch wieder aufgreifen.
Das Design wird Jean-Pierre Ploué gestalten, der sich einmal mehr von der Historie der 115 Jahre alten Lancia-Historie beeinflussen lassen möchte. Wie ein Delta-Montecarlo-Mix aussehen könnte, zeigt auch David Oberndorfer, der gern alte Klassiker neu interpretiert. Sein Video haben wir beigestellt.
Mit der Internationalisierung bleibt Lancia eher vorsichtig: Nachdem man sich mittlerweile tatsächlich ALLEIN auf den italienischen Markt zurückzog, gilt es zunächst, Europa zurückzuerobern, bevor man sich weiteren Exportmärkten widmen kann. Geplant sind künftig 60 bis 100 innerstädtische „Stores“, um „Gesicht“ zu zeigen plus ein (Wieder-)Aufbau eines EU-weiten Händlernetzes.
Was bedeutet das?
Lancia ist zumindest in Italien eine hochemotionale Marke, für die auch Kostenrechner- und CarGuy Tavares etwas übrig hat – sonst hätte er das Comeback gar nicht mehr genehmigt. Das Problem dabei ist nur: Lancia ist wie Mercedes-Benz „alte Welt“ und braucht verdammt gute Argumente und USPs, um auch die Herzen der Nicht-italophilen Autoliebhaber zu erreichen. Zwar rollt Napolitano ein grundsätzlich stimmiges Portfolio aus, aber ganz große USP fehlt hier etwas – was will Lancia künftig zwischen Alfa Romeo und DS sein? Zumal neue chinesische Start-ups, Cupra, Mini und Smart den Italienern das Leben nicht leichter machen werden…
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