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Ladeinfrastruktur 2019 stark gewachsen - vor allem im Süden

Im vergangenen Jahr legte die Zahl der Ladepunkte in Deutschland auf 24.000 zu, 8.000 plus. Etwa 15 Prozent sind Schnellladesäulen. München überflügelt dabei Hamburg. Trotzdem: Laden ist noch viel zu teuer.

Wird immer alltäglicher: Vor allem in München nutzen die PHEV-Modelle des lokalen Herstellers zunehmend die stark gewachsene Ladeinfrastruktur. | Foto: J. Reichel
Wird immer alltäglicher: Vor allem in München nutzen die PHEV-Modelle des lokalen Herstellers zunehmend die stark gewachsene Ladeinfrastruktur. | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

Die Ladeinfrastruktur für E-Autos ist im vergangenen Jahr um 50 Prozent oder 8.000 Ladepunkte gewachsen. Mittlerweile stehen bundesweit 24.000 Ladepunkte zur Verfügung, davon etwa 15 Prozent DC-Schnellladeeinrichtungen. Das teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) auf Basis seines aktuellen Ladesäulenregisters mit. Im Städteranking ist die bayerische Landeshauptstadt München nun knapp an Hamburg vorbeigezogen und führt nun das Städteranking mit 1.103 öffentlich zugänglichen Ladepunkten an. Die bei vielen anderen Mobilitätsthemen uneinige große Koalition aus SPD und CSU hatte das Thema stark vorangetrieben und den Zubau massiv forciert. Für die Hansestadt sind im BDEW-Ladesäulenregister inzwischen 1.070 und für Berlin 974 Ladepunkte gemeldet. Mit deutlichem Abstand folgen Stuttgart (405 LP), Düsseldorf (225 LP) und Leipzig (215 LP). Große Defizite gibt es aber nach wie vor am Land.

Bayern und BaWü geben Gas beim Ausbau

Bei den Bundesländern forcieren vor allem die Automobilstandorte Bayern und Baden-Württemberg den Ausbau, deren Hersteller vor allem auf Plug-in-Hybrid-Antriebe setzen: Allein in Bayern sei es gelungen, die Anzahl der Ladepunkte innerhalb eines Jahres von 3.618 auf 5.656 zu erhöhen, ein Zuwachs von 56 Prozent. Baden-Württemberg habe sogar einen Zuwachs von über 60 Prozent mit 4.094 gegenüber 2.525 Ladepunkten im Vorjahr verzeichnet, bilanziert der BDEW. Es folgen Nordrhein-Westfalen mit 3.880 (Dez. 2018: 2.739 LP), Niedersachsen mit 1.923 (Dez. 2018: 1.320 LP) und Hessen mit 1.724 Ladepunkten (1.413 LP).

Über 75 Prozent der öffentlichen Ladepunkte würden dabei von Energieunternehmen errichtet und betrieben, unterstreicht der Energiespitzenverband. Das wolle man 2020 fortführen: Im Bereich der Schnelllader wollen die Mitgliedsunternehmen bis Jahresende 4.000 zusätzliche Ladepunkte errichten, versprach der Verband.

"Die Energiewirtschaft treibt die Elektromobilität in Deutschland voran – keine Elektromobilität ohne Energiewirtschaft!“, warb Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Neun Autos teilen sich einen Ladepunkt

Dem Angebot an Ladesäulen stehen rund 220.000 E-Autos und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge gegenüber. Somit würden sich im Durchschnitt gerade einmal neun E-Autos bzw. Plug-in-Hybride einen Ladepunkt teilen. Der Verband beurteilt das Quantum der aufgebauten Ladeinfrastruktur als "sehr gut", vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass über 80 Prozent der Ladevorgänge zuhause oder am Arbeitsplatz stattfinden würden. "Umso wichtiger ist es, dass im privaten Bereich jetzt endlich die Hürden für den Aufbau von Ladeinfrastruktur abgebaut werden. Das sollte sich die Politik weit oben auf ihre Agenda für das neue Jahr setzen“, fordert Andreae.

Die Bundesregierung sieht allerdings den Ausbau primär als Aufgabe der Wirtschaft und erwartet allerdings bis 2022 eine Million E-Autos auf der Straße, bis 2030 zehn Millionen. Bis dahin soll es auch eine Million Ladepunkte geben, so die Absicht der Regierung. Dabei will man auch die Autobranche in die Pflicht nehmen, die im Herbst angekündigt hatte, 15.000 Ladepunkte auf ihren Betriebsarealen errichten zu wollen. Außerdem will die Regierung die 14.500 Tankstellenbetreiber verpflichten, Ladeoptionen anzubieten.

Was bedeutet das?

Na, bitte, geht doch: Mit dem rasch voranschreitenden Ausbau der Ladeinfrastruktur fällt eine Ausrede mehr weg, warum man denn partout kein E-Fahrzeug kaufen kann, sondern lieber einen Diesel- oder Benzin-SUV wählt. Wenn jetzt noch das Pricing an den Säulen transparent und fair wäre, sprich nicht viel teuer als Haushaltsstrom, dann könnte auch für weniger privilegierte Fahrzeugbesitzer ohne Garagenladeplatz "ein Schuh" draus werden. Wir zahlten zum Beispiel bei den vom BDEW gelobten SWM-Ladesäulen in München horrende 29 Euro für 35 kWh - weil wir unseren Mercedes eVito über Nacht geladen haben - und daher 14 Stunden am Strom hingen, was mit 2 cent pro Minute "bestraft" wird. Und pro kWh 48 Cent, das ist schon auch ganz schön unverschämt und macht fast jede TCO eines Flottenbetreibers zunichte. Das kann es natürlich nicht sein. Wer steht schon in der Nacht auf, um sein Fahrzeug abzustöpseln?

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