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Kommentar zur FCA-Zukunft: 2020 steht – und dann?

FCA-Manager oder Pressesprecher nach der Zukunft des Konzerns zu fragen, ist eher unnötig - denn hinter den Kulissen wurde viel geplant und wieder verworfen.

Starke Ansage für 2020: Unter anderem kommen der Fiat Ducato und der neue Panda elektrisch und der Jeep Compass als PHEV. | Foto: FCA
Starke Ansage für 2020: Unter anderem kommen der Fiat Ducato und der neue Panda elektrisch und der Jeep Compass als PHEV. | Foto: FCA
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Gregor Soller

Auch in Melfi kam natürlich wieder die Frage auf, welche Neuheiten FCA über 2020 hinaus plant: Doch dazu äußerte man sich eher nicht, zumal man in der Vergangenheit schon so vieles plante, was dann nicht kam. Oder Modelle eingestellt werden sollten, die immer noch im Programm sind.

Blicken wir kurz zurück auf die letzten fünf Jahre: Auf der ganz neuen Giorgio-Plattform von Alfa Romeo hätten neben Giulia und Stelvio noch zwei größere Modelle als Konkurrenten zu den BMW-5er und X5 entstehen sollen. Auch eine kompaktere Version als Gulietta-Nachfolgerin war immer wieder im Gespräch. Gekommen ist: Nichts! Außerdem hätte Giorgio auch eine (wahrscheinlich zu teure) Heckantriebsplattform für das Trio Chrysler 300, Dodge Challenger und Dodge Charger ergeben. Die stehen in ihren Ursprüngen immer noch auf der Plattform des Mecedes-Benz W 210, der 1995 auf den Markt kam! Außerdem hätte man in den USA mit „Giorgio“ zusätzliche dynamische Mitteklasse-Limousinen und SUV einführen können, was auch den Marken Dodge und Chrysler gut getan hätte.

Und die Gulietta, die zusammen mit dem letzten Fiat Bravo und Lancia Delta auf einer Plattform stand, fährt derweil in ihr zehntes (!) Produktionsjahr. Dafür wurde der Dodge Dart, der diese Plattform ebenfalls nutzte, nach nur vier Jahren wieder eingestellt. Noch kurzlebiger war der Chrysler 200, der auf der überarbeiteten CUSW-Plattform stand und nur von 2014 bis 2016 gebaut wurde.

Auch über einen Alfa Spider-Nachfolger wurde nachgedacht, der aufgrund der dramatisch sinkenden Sportwagen-Nachfrage aber komplett gestrichen wurde. Elektrifizierung? Startet jetzt ab 2021 mit dem Alfa Tornale, der wiederum die kompakte B-CUV-Plattform von Jeep Renegade und Co. nutzt. Insofern verwundert es nicht, das Alfa Romeo, Chrysler und Dodge stückzahlenseitig mittlerweile zu „Marginalien“ im Konzern geworden sind, denn die Cash-Cows heißen Jeep und Ram – was insofern nicht verwundert, als dass hier immer alle Fahrzeuge ersetzt werden und beide Marken große Portfolios und ziemlich aktuelle Modelle haben. Fraglich bleibt, warum man hier keine „Geschwister“ für Chrysler und Dodge entwickelt, deren Programme immer weiter zusammenschrumpfen.

Fragezeichen aber auch in Italien bei der Stammmarke Fiat – die mittlerweile hinter Jeep(!) nur noch zweitgrößter Stückzahlenbringer ist. Hier elektrisiert man mit einer neuen Plattform einen neuen Fiat 500 und einen neuen Fiat Panda, während die (angegrauten, aber immer noch gut verkäuflichen) Verbrenner für kleinere Preise weiterlaufen. Ganz aufgegeben hat man das B-Segment mit der Einstellung des Fiat Punto und damit eine Riesenlücke im Portfoilio hinterlassen. Auch hier gab es hinter den Kulissen diverse Ansätze, doch keiner wurde umgesetzt: Einerseits hätte man ein Modell im retro-Look des 500 lancieren können oder ein preisgünstiges Modell im Tipo-Stil unter diesen schieben können, doch auch hier passiert erstmal nichts. Hinter dem 500 L steht ebenso ein Fragezeichen wie hinter dem 500 X, denn die Optik des kompakten „Originals“ lässt sich nun mal nicht ganz so stückzahlenstark auf größere Modelle übertragen. Wenngleich das „Label“ 500 höher bewertet und eingepreist werden kann wie andere Fiat-Modellnamen. Insofern bleiben auch hier einige Fragezeichen, zu denen man sich außer den neuen Stromern 2020 aber nicht äußert. Das Image-Modell 124, das auf dem Mazda MX-5 basiert, flog dagegen schon nach vier Jahren wieder aus dem Programm.

Nicht geäußert hat man sich auch zur Zukunft von Lancia: Hier beschloss Ex-Konzernlenker Marchionne schon 2014, dass die Marke künftig nur noch in Italien angeboten werden sollte. Und da der Y auf dem letzten Punto basierte, ging man davon aus, das er – und damit auch die Marke – mit dessen Einstellung 2019 ebenfalls Geschichte sein würde. Doch da sich der „Y“ in Italien immer noch besser verkauft als alle Alfa Romeos in ganz Europa, erhält er 2020 eine 48-Volt-Mildhybridisierung samt neuem Antriebsstrang. Womit Lancia lebt – vorerst zumindest. Auch hier würde es Sinn machen, dem Y einen elektrischen Nachfolger auf der neuen Stromer-Plattform zu gönnen, der als Lancia ruhig etwas höher eingepreist werden könnte.

Womit wir bei Maserati wären: Hier soll ebenfalls 2020 der Alfieri als PHEV und Elektrosportwagen den Gran Tourismo und das Gran Cabrio beerben soll. Fragezeichen bleiben hinter Ghibli, Quattroporte und Levante. Auch sie verkaufen sich nicht mehr so stark wie anfangs gedacht, denn gemeinsam mit den Alfa-Modellen hätten sie im Revier von Audi, BMW und Mercedes-Benz wildern sollen. Was Maserati unnötig abgwertet hat und wofür Alfa Romeo nur mit Gulietta, Giulia und Stelvio (plus dem künftigen Tornale) einfach viel zu schwach ist.

Und so wundert man sich immer wieder, wie FCA Plattform über Plattform plant, anlegt und dann doch nicht nutzt, während andere Modelle wieder verschwinden, kaum dass sie auf dem Markt sind. Insofern ist der Auftrag an den jetztigen CEO glasklar: Mike Manley muss Mike Markenführer werden!

Was bedeutet das?

FCA muss sparen, wodurch die Programme der einzelnen Marken über die Zeit (zu) stark ausdünnen. Die Cash-Cows respektive Stückzahlenbringer sind neben Jeep und Ram schnell aufgezählt: Fiat 500 und Panda plus der Fiat Ducato, plus ein bisschen Fiat Tipo. Dazu vielleicht noch Uno, Argo, Toro und Mobi für Süd- und Mittelamerika, die aber teils auch wieder lokale Eigenentwicklungen sind. Was für einen starken Markenverbund zu wenig ist. Also hat Manley nur zwei Möglichkeiten: Entweder entwickelt er für alle Konzernmarken wenige bezahlbare und hochflexible Basisplattformen, die in jedem Markt funktionieren oder er streicht Alfa Romeo, Lancia, Maserati, Chrysler und Dodge komplett aus dem Portfolio – denn auf Dauer sind all diese Marken mit ihren zu dünnen (oder zu alten) Programmen nicht überlebensfähig.   

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