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Meinungsbeitrag

Kommentar: Der Fahrer als Sklave seines Autos

Mit großem Stolz hat Daimler das neue MBUX Hyperscreen präsentiert, dass die Fahrten noch angenehmer machen soll - den Fahrer aber auch massiver entmündigen kann als je ein System zuvor.

 

Der MBUX Hyperscreen soll die Bedienung im EQS revolutionieren. Was in zei Richtungen funktionieren kann. | Foto: Daimler
Der MBUX Hyperscreen soll die Bedienung im EQS revolutionieren. Was in zei Richtungen funktionieren kann. | Foto: Daimler
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Was ein Bevormundungshorror für Autofahrer! Denn dank künstlicher Intelligenz kann der eigene Mercedes-Benz künftig meine Alltagsgewohnheiten erlernen und mir permanent ungefragt Vorschläge machen, was ich brauchen oder wünschen könnte. Und das Alles optisch in einer Armaturenlandschaft die der einer alten S-Klasse so unähnlich gar nicht ist, nur, dass man alle einst hochwertigen Taster und Drücker jetzt eben auf eine Hyperscreen gelegt hat. Vorreiter war hier Tesla, wo man einfach eine riesige Screen ins Auto hängte, auf der sich der Nutzer erstmal zurecht-tappern und –wischen muss – ergonomisch teils unsinnig, aber wenigstens noch aus freiem Willen heraus bedienbar. Ein großer, angenehmer Schritt war dafür die Sprachauffassung - sofern sie wie bei BMW oder Daimler funktioniert. Doch auch die scheint teils schon wieder passé zu sein...

Denn jetzt kommt die MBUX Hyperscreen: 3D-Erfahrung auf 2400 Quadratzentimetern plattem Glas. Leder, Holz, Alu, tolle Rändel oder Taster - einst eine Daimler-Spezialität? Nö – alles plattes OLED-gesteuertes Glas, kalt und glatt und irgendwie brrrrrrrrrrrrr…und während BMW beim iX und Nissan beim Ariya ganze Wohnzimmer ins Auto packen mit Holz (und ja, auch mal Plüsch respektive Velour), und das dann wie ein Loft mit Tastern hinterleuchten - denn man sitzt ja doch in einem Auto und eben nicht in einer gemütlichen Wohnung - spannt Daimler eine Megascreen vor einem auf, die AI-gesteuert auch noch alles besser wissen soll als ich selbst!

Das macht den Fahrer irgendwo klein und unmündig. Wie schön waren die Zeiten, als man in einer aus heutigen Sicht unendlich dummen S-Klasse wertige Taster und Schalter genau dann betätigte, wenn man sie brauchte – und dadurch die volle Souveränität und Freiheit in der Bedienung hatte, ohne ständig das Gefühl haben zu müssen, in einem Auto zu sitzen, dass viel intelligenter ist als man selbst. Und dass darüber hinaus ständig alle Daten und Aktionen aufzeichnet, die es eigentlich gar nichts angehen. Zumal optisch gar nichts Neues geboten wird, außer einer kalten Glasplatte, auf der eben alle Bedienelemente digital statt haptisch hinterlegt sind – immerhin blieb man bei einer intuitiv ergonomisch korrekten Anordnung aller Bedienelemente – die bei der eben erwähnten alten S-Klasse so unendlich viel „erfahrbarer“ waren als auf dem neuen bevormundenden Screen, mit dem der EQS künftig über seinen Fahrer gebietet.

 

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