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Meinungsbeitrag

Kolumne zur Beschaffungskrise: Tschüss Überfluss!

Auf die Pandemiekrise folgt die Beschaffungskrise. Und sie trifft viel mehr Bereiche, als die meisten von uns heute begreifen.

Chrirstoph Erni, Gründer und CEO von Juice Technology, macht sich seine Gedanken - diesmal zum Thema der Beschaffungskrise, in der Erni auch eine Chance sieht. | Foto: Juice Technology
Chrirstoph Erni, Gründer und CEO von Juice Technology, macht sich seine Gedanken - diesmal zum Thema der Beschaffungskrise, in der Erni auch eine Chance sieht. | Foto: Juice Technology
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Redaktion (allg.)

 

Was wir früher nur von Zeitungsbildern kannten, die in Polen leere Regale zeigten, kann man heute in jedem Supermarkt immer wieder bewundern. Und es wird so bleiben. Denn der Überfluss hat sich gerade nachhaltig und langfristig verabschiedet.

Was bedeutet das für unsere Zukunft?

Einerseits erst einmal was richtig Gutes. Denn damit wird jedem klar, dass Verschwendung und miesepetrig geiziger Preisdruck Vergangenheit sind. Qualität bekommt wieder einen Wert. Konsumenten beginnen zu verstehen, dass es blöd ist, Schund zu kaufen und dafür eigentlich nichts zu bekommen. Denn mittlerweile gilt auch nicht mehr «wer billig kauft, kauft zweimal» - denn es gibt gar nicht genügend schlechte Ware für zweimal. Insofern tut diese Krise auch der Umwelt gut.

Anderseits wird unser Leben sehr viel herausfordernder werden. Keine einfache Ansage für unsere seit Jahrzehnten erfolgsverwöhnte DACH-Region. Dauer-krisengeschüttelte Länder sind sich da schon eher gewohnt, flexibel mit solchen Erschwernissen umzugehen – und es könnte uns blühen, dass wir vom einen oder anderen Fast-Schwellenland plötzlich überholt werden.

Knappheit, Lieferverzug und Produktionsausfälle

Denn aus einer unheilvollen Verkettung von Ursachen wird die Beschaffungssituation in fast allen Bereichen des Lebens über Jahre und Jahrzehnte sehr schwierig bleiben. Waren können entweder nicht geliefert oder dann erst schon gar nicht mal produziert werden.

Da hapert’s beim Transport: Manche Häfen sind schon über Monate aus Pandemiegründen geschlossen, und wo sie offen sind, herrscht immer noch ein Containerchaos als Spätfolge der Corona-Schließungen. Wegen der Umrüstung von Schwer- auf Leichtöl stehen seit Monaten weniger Schiffe zur Verfügung, in Europa fehlen die zahlreichen ukrainischen Lastwagenfahrer und die Zuglinie von China über die neue Seidenstraße ist gefährdet, weil sie nah an der Ukraine durch Weißrussland führt.

Aber auch die Produktion stockt allenthalben: Chipwerke sind von Unwettern überflutet. Oder sie bekommen die Rohware zur Herstellung nicht, weil die Quellen davor aus Förder- und Transportgründen versiegt sind. Stahl, Kupfer und Holz sind weltweit knapp, weil aufstrebende Länder viel mehr davon brauchen und vom Markt abziehen. Und die gebeutelte Ukraine stellt sich plötzlich als wichtigster Lieferant für Güter heraus, die keiner auf dem Radar hatte: Das Land ist oder besser war – und das wohl für längere Zeit – der wichtigste und größte Produzent unter anderem von Neongas (unersetzlich bei der Waferherstellung für Chips), von Weizen, Honig, Senf und Sonnenblumenöl.

Die Krise als Chance?

Die Aufzählungen sind nur Beispiele. Mit der gesamten Liste der verknappten Teile könnte ich täglich neue Newsletter füllen. Manche sprechen nun von der Beschaffungskrise als «Gefahr für den Aufschwung».

Ich denke eher, es ist eine große Chance für uns hier in der alten Welt, uns unserer Werte zu besinnen und wieder top Qualität zu fairen Preisen als Hersteller zu produzieren und als Kunde zu schätzen.

Gleichzeitig ist es ein Weckruf für die Industrie, kostenoptimiert zu arbeiten und nicht zuerst die Preise ins Unermessliche zu steigern. So können wir die Krise als Vorteil nutzen, denn die Abkehr vom Überfluss trifft alle, rund um den Erdball.

 

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