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Klimaschutz: Mehr Autos denn je - Bus & Bahn stagnieren

Wunsch und Wirklichkeit: Alle diskutieren über mehr Klimaschutz, aber die Deutschen besitzen so viele Autos wie nie zuvor. Und halten dies auch weiter für nötig. Busse und Bahnen legten 2019 kaum zu.

Massenmotorisierung: So viele Autos pro Kopf wie noch nie waren in Deutschland zugelassen, wie am Autoterminal in Bremerhafen eindrucksvoll zu sehen ist. | Foto: BLG
Massenmotorisierung: So viele Autos pro Kopf wie noch nie waren in Deutschland zugelassen, wie am Autoterminal in Bremerhafen eindrucksvoll zu sehen ist. | Foto: BLG
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Johannes Reichel

Kurz vor den entscheidenden Verhandlungen zum Klimapaket der Bundesregierung hat das Nachrichtenportal Spiegel Online mit einer Untersuchung zum Stand der Neuzulassungen den Blick auf die Bundesbürger selbst gelenkt. Demnach waren in Deutschland mit 567 Pkw pro 1.000 Einwohner noch nie zuvor so viele Fahrzeuge zugelassen, die Tendenz über die letzten Jahre stetig steigend. 2008 waren es 501, 2018 schon 561 Pkw pro 1.000 Einwohner. In absoluten Zahlen waren 47,1 Mio. Pkw in Deutschland zugelassen. Vor allem in ländlichen Regionen ist der "Run auf das Auto" ungebrochen. In Bayern und Baden-Württemberg gibt es Gebiete mit bis zu knapp 700 zugelassenen Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner, besonders autofreudig ist der Main-Taunus-Kreis zwischen Frankfurt und Wiesbaden mit 794 Autos.

Nur in Metropolen rückläufig

Die am wenigsten motorisierte Metropole ist nach den Analysen, die sich auch auf Zahlen des Kraftfahrtbundesamts (KBA) sowie des Statistischen Bundesamts stützen, Berlin, wo nur 332 von 1.000 Einwohnern noch ein eigenes Auto besitzen. Überhaupt geht die Zahl in Ballungsräumen wie München oder dem Ruhrgebiet zurück, auch aufgrund zusätzlicher Mobilitätsangebote. Das Auto falle hier auch einfach zur Last. Die Zahlen zeigen auch, dass trotz großem Interesse am Thema Klimaschutz und verbaler Aufgeschlossenheit das eigene Fahrzeug mehr denn je das Verkehrsmittel der Wahl ist, sprich das Verhalten sich kaum ändert.

Bei der Analyse zu den Ursachen führen die Autoren zum einen die höhere Quote an Frauen am Steuer sowie den höheren Motorisierungsgrad älterer Menschen an, die sich anders als in der Nachkriegszeit an die individuelle Motorisierung gewöhnt hätten. Zudem sei der öffentliche Nahverkehr in ländlichen Gebieten noch nie so lückenhaft gewesen wie jetzt, wie Verkehrsforscher Andreas Knie konstatiert.

Da erscheint es nur plausibel, dass in einer repräsentativen Umfrage des Spiegel drei Viertel der Teilnehmer angaben, ein eigenes Auto sei "auf jeden Fall" oder "eher" auch heute noch nötig, ein Wert, der auch bei jungen Menschen mit 62,6 Prozent nicht signifikant niedriger liegt.

Busse und Bahnen kommen kaum voran

Zugleich veröffentlichte das Statistische Bundesamt die Ergebnisse einer Analyse des Linienverkehrs mit Bussen und Bahnen im ersten Halbjahr 2019. Demnach waren mit 5,8 Milliarden Fahrgästen im Nahverkehr nur 0,1 Prozent mehr mit den umweltfreundlichen Verkehrsmitteln unterwegs als im ersten Halbjahr 2018. Der Fernverkehr legte immerhin leicht zu um 0,9 Prozent, die Bahn wurde etwas mehr genutzt und legte um 1,7 Prozent zu, auch bei Fernbussen geht man von einer leichten Steigerung aus.

 

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