Klimagerechtigkeit: CO2-Bilanz der Milliardäre - die Freiheit nehme ich mir (und Dir)!
Es gibt nur eine Erde, aber es gibt auch nur eine Atmosphäre: Und in der kommt alles zusammen an Treibhausgasen, was emittiert wird. Die Physik trifft hier keine Unterscheidung. Insofern ist es durchaus dramatisch, was zwar längst zu vermuten war, was die NGO Oxfam jetzt aber nochmal analytisch herausgearbeitet hat: Die Milliardäre dieser Welt ziehen die Klimabilanz der Menschheit mächtig runter. Sie haben einen alles andere als irrlevevanten CO2-Fußabdruck. Sondern eher einen irre relevanten! Das kann gesellschaftlich so nicht hingenommen werden. Schon, weil die Freiheit einiger weniger, zu fliegen, zu rasen, zu bauen und zu sauen wie sie wollen hier die Freiheit von Millionen anderen bedroht - und zwar existenziell. Um die globale Erwärmung wie im Pariser Abkommen vereinbart auf maximal 1,5°C zu begrenzen, dürfte im weltweiten Durchschnitt der pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen 2030 maximal 2,3 Tonnen betragen, was etwa die Hälfte des derzeitigen Wertes wäre.
Will man also wirksam und sofort etwas für den Klimaschutz tun, sollte man in der Oberklasse mit ihrem gewaltigen CO2-Fußabdruck ansetzen. Das tut keinem wirklich weh und brächte auf den Schlag viel fürs Klima.
Man muss jetzt hier nicht gleich den "System Change not Climate Change" ausrufen, wie es verständlicherweise von den "Fridays for Future" ertönt. Aber es genügt, die Regeln des Systems richtig anzuwenden. Sprich, wer verschmutzt, der zahlt. Wenn die Reichen dieser Welt meinen, sie müssten eigene Lear-Jets und Speed-Boote, fette Yachten und Sportwagen, riesige Villen und Wohnkomplexe betreiben, ja dann sollen sie eben entsprechend dem CO2-Ausstoß all dieser Unterfangen bezahlen. Das ist richtig verstandene Marktwirtschaft, die die externen Kosten des Handelns mit einbezieht.
Das verheerende daran, die Milliardäre dieser Welt nicht in die Klimaschranken zu weisen, ist doch, dass sie ein falsches Vorbild abgeben und signalisieren, es wäre okay, gnadenlos das CO2-Konto zu überziehen. In China basiert ein kompletter "Gesellschaftsvertrag" darauf: Ihr schweigt über die Diktatur und wir machen Euch immer reicher.
Es geht eben nicht nur um ein paar Superreiche: Natürlich leben auch wir alle über unsere, nein eigentlich auch über der anderen Verhältnisse und verbrauchen viel zu viele Ressourcen: 2,5 Erden bräuchte es, wollten alle in der Welt so leben wie die Deutschen.
Wer durch die Nobel-Vororte dieser Republik fährt, die Starnbergs, Pullachs, Grünwalds, der sieht jedenfalls unzählige schwere und übermotorisierte Fossil-Karossen vor Haus-großen Doppel- oder Dreifachgaragen und riesigen Immobilien.
Besonders beliebt: Die G-Klasse AMG-Version. Oder Porsche 911er. Oder die Top-Garde der sogenannten SUV: Q7, GLS, X7. Das Motto scheint zu sein hinter den dicken Mauern der Villen: Not my climate change! Als ginge sie das die Oberschicht alles nichts an. Geht es aber: Siehe oben, es gibt nur eine Atmosphäre, in die wir alle verschmutzen.
Und es ist Aufgabe der Politik, auch der sich oft fein rausziehenden Upper-Class klar zu machen, dass es eben nicht ok ist, so ressourcenintensiv zu leben. Und wenn, dann muss das eben teurer werden.
Eine Szene aus eben jenem Pullach: Brandneuer Audi Q5, nicht etwa als Plug-in-Hybrid oder ein elektrischer Q4 e-tron, sondern S-Version, Farbe des "City-Panzers" ausgerechnet Nato-Oliv. Ohne Worte. Wenn alleine alle, die es sich leisten könnten, ein Elektroauto führen, hätten wir die Millionengrenze 2020 längst hinter uns und wären deutlich weiter bei der Reduzierung der Emissionen im Verkehr.
CO2-Budget: Eine Idee, die wiederbelebt gehört
Es gab mal das Konzept des CO2-Budgets, den der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Angela Merkel zum Klimagipfel 2009 in Kopenhagen mit auf den Weg gab, das aber leider in Vergessenheit geriet. Der Physiker, Club-of-Rome-Ehrenpräsident und ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst-Ulrich von Weizsäcker brachte es jüngst in einem Interview mit Spiegel Online wieder in Erinnerung.
Demnach hätte jedes Land der Erde, eigentlich damit jeder Weltenbürger*in das gleiche Pro-Kopf-Budget, das gleiche Recht auf Nutzung der Atmosphäre. Und will er/sie es überziehen, was die Industriestaaten seit Jahrzehnten tun, müssen sie eben Lizenzen bei Ländern wie Indien oder Paraguay erwerben, plädiert der Wissenschaftler. Das könnte man auch auf die Milliardäre dieser Welt anwenden: Dann "brennt" doch für Euren ressourcenraubenden Lifestyle! Aber lasst nicht unser aller Wälder brennen.
Das hat jetzt alles nichts mit "Sozialneid" zu tun, dessen man dann schnell bezichtigt wird. Wobei man natürlich in Anbetracht der speziell in Deutschland, aber auch weltweit immer weiteren Schere zwischen arm und reich schon die Frage stellen kann, ob es erstens wirklich "verdient" und zweitens gesellschaftlich erwünscht sein kann, so viel Reichtum in den Händen einiger weniger zu allozieren. Da können wir da unten im Maschinenraum uns noch so sehr fetzen um Pendlerpauschale, CO2-Preise oder Tempolimit, wenn die am Oberdeck nicht mitziehen, ist das letztlich Makulatur. Nochmal: Nicht Sozialneid ist hier das eigentlich Thema: Aber (Klima)Gerechtigkeit.
Elektromobilität , Newsletter Elektromobilität , IAA Mobility , SUVs und Geländewagen , Hybrid , Antriebsarten, Kraftstoffe und Emissionen , Oberklasse- und Sportwagen , Carsharing , Autonomes Fahren (Straßenverkehr) , Ladeinfrastruktur , Verkehrspolitik , Formel E , Brennstoffzellen , Fahrzeug-Vernetzung und -Kommunikation , Fahrzeuge & Fuhrpark , Automotive-Messen & Veranstaltungen , Pkw, Kompakt- und Mittelklasse , Minis und Kleinwagen , E-Auto-Datenbank, E-Mobilität-/Automotive-Newsletter, E-Auto-Tests