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Kleine Box - voll aufgedreht!

Der neue e-Soul steht offiziell immer noch im kompakten B-Segment, spielt aber in vielen Dimensionen eine Klasse lauter!

Der Kia e-Soul tat gegenüber dem Vorgänger einen Riesenschritt. | Foto: G. Soller
Der Kia e-Soul tat gegenüber dem Vorgänger einen Riesenschritt. | Foto: G. Soller
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Gregor Soller

Einst sollte die neue „Box“ Soul das Kia-Programm im B-Segment rocken. Der Fokus lag bei der Entwicklung scher auf Asien und Europa – als reiner Verbrenner. Doch dann kam alles anders: Statt in Europa drehte der Soul die Regler in den USA hoch und wurde dort viel begeisterter aufgenommen.  Und als Kia der zweiten Generation probehalber und ganz leise eine reine E-Version zur Seite stellte, fanden viele diesen dezenten Sound der Box so viel besser als die Verbrennerklänge, das Kia Diesel und Benziner in etlichen Märkten aus dem Programm nahm.

Deshalb gibt es die dritte Generation nur noch als Stromer, die den Antriebsstrang weitestgehend vom größeren e-Niro übernimmt – und somit in der größeren Version massiv erstarkt! Auch der e-Soul kommt in zwei Batteriegrößen geordert werden – mit 39,2 und 64 kWh sowie mit 100 kW / 136 PS und 150 kW / 204 PS. Die maximalen Reichweiten gibt Kia offiziell mit 275 und 452 Kilometern an die Höchstgeschwindigkeit mit 157 km/h bei den kleinen Akkus und 167 km/h bei den Großen. Auf der Autobahn werden daraus 176 km/h, der Tacho eilt also 9 km/h voraus. Für Deutschland rechnet Kia damit, das 90 Prozent der Kunden zur großen Version greifen werden, in Europa werden es rund 70 bis 75 Prozent sein.

Deshalb wählen wir für unsere Fahrten diese Version, die vier Personen gut Platz bietet – der kubischen Karosserie sei Dank. 30 Millimeter mehr Radstand merkt man auch im Fond: Vier 1,9-Meter-Hünen passen gut rein in den Kia. Der Unterschied zum e-Niro wird allenfalls im Kofferraum deutlich, der hier kleiner ausfällt: Während der e-Niro ordentliche 451 bis 1.451 Liter Ladevolumen bietet, muss man sich beim e-Soul mit 315 bis 1.339 Liter bescheiden und da zählt schon der doppelte Ladeboden mit. Immerhin bietet der Neue hier auch gut 30 Liter mehr als der Vorgänger. Wer öfter mit vier Personen und/oder mehr Gepäck unterwegs ist, könnte mit dem e-Soul hier eine Kante zu kurz springen.

Das gilt aber nicht für die Fahrleistungen: „Sport“ macht den e-Soul zum spontan ansprechenden GTI-Jäger und sorgt tatsächlich für bissiges Ansprechverhalten und geradezu grantige Fahrleistungen. Binnen 7,9 Sekunden sind dann 100 km/h erreicht. Das andere Extrem der vier Fahrprogramme wäre „Eco plus“, das für maximale Reichweite sorgt und die elektrischen Verbraucher wie die Klimaanlage ausschaltet. Das Topspeed wird dann auf Autobahn-Lkw-Tempo 90 km/h gedrosselt. Dann kommt der Stromer aber tatsächlich schon etwas schlafmützig rüber. Dazwischen bieten „Eco“ und „Comfort“ die goldene Mitte. Entsprechend der Fahrprogramme steigt auch die Reichweite: Wir lasen 24 Kilometer zwischen „Sport“ und Eco+ ab. 

Doch grundsätzlich ist auch der 150 kW-e-Soul immer flott und stark unterwegs. Das Leergewicht von gut 1750 Kilogramm merkt man ihm kaum an. Damit wiegt er nur rund 55 Kilogramm weniger als der e-Niro. Da auch er über Torque Vectoring verfügt und zehn Zentimeter weniger Radstand aufweist als der e-Niro, fährt er sich trotzdem fühlbar agiler. Erst, wenn man enge Kurven und Kehren allzu übermütig angeht, schiebt der kubische Stromer über die Vorderräder. Doch trotzdem macht genau die Kurvenhatz Spaß, umso mehr, als man auch die Rekuperation per Paddel am Lenkrad in fünf Stufen regeln kann: Zieht man mehrfach links, kann man vor Kurven einfach vom Gas gehen: Dank starker Rekuperation baut man schnell viel Geschwindigkeit ab. Zieht man konstant am linken Paddel, erhält eine Art „One-Pedal-Strategie“, bis zum Stillstand. Am Ziel ankommen, ohne ein einziges Mal gebremst zu haben – geht auch! Auf der Autobahn oder langen Geraden wird man dagegen mehrmals die rechte Wippe ziehen und den e-Soul möglichst verzögerungsfrei segeln lassen. Noch entspannter machen eine solche Tour der abermals schlauer gewordenen Fahrassistenten inklusive adaptivem Tempomat und Spurhalteassistent, die beide fein regeln. Außerdem unterstützen einen Totwinkelwarner und ein Notbremsassistent, so dass man auf langen Autobahnetappen geneigt ist, den e-Soul praktisch „teilautonom“ segeln zu lassen, aktuell ist Level 2 möglich. Und der Verbrauch? Betrug auf unserer eher schlampig gefahrenen gemischten Testrunde 15,2 kWh/100 km.

 

Man könnte sich dann dem Infotainment widmen, wo der e-Soul mit einem 10,25-Zoll-Screen auffährt, wo sich der e-Niro noch mit acht Zoll bescheiden muss. Und auch beim Soundsystem hat Kia einen draufgesetzt: Die optionale Harman-Kardon-Anlage bietet Lichteffekte samt „pulsierender“ Leds in den Türverkleidungen, die aus dem e-soul eine echte (Sound-)Box machen!  

Doch damit noch nicht genug: Auch Kias neues Telematiksystem "Uvo Connect" feiert im e-Soul Europapremiere. Das zeigt dem Fahrer per Smartphone wichtige Infos wie Ladestand oder Klimatisierung. Falls den Beifahrer all das nicht interessiert, kann man ihm auch einen Teil der „Split-Screen“ freischalten, damit er eigene Infos erhält. Außerdem holt Kia auch das Head-Up-Display ins B-Segment – zwar mit Aufklapp-Plexi-Scheibe, doch immerhin. Der Entwicklungssprung zum Vorgänger fiel auf allen Ebenen massiv aus, was auch den um rund 4000 Euro gestiegenen Preis erklärt, der sich schon bei der jetzigen „kleinen“ Version etwas relativiert.

A propos Preise: Die starten in der Basisausführung Edition 7 ab 28.563 Euro netto (33.990 Euro brutto) mit 100 kW und 39,2-kWh-Akku. Die 150 kW-Variante mit dem 64 kWh-Akku kostet ab 31.757 Euro (37.790 Euro brutto). Damit liegt der e-Soul brutto rund 1300 Euro unter dem e-Niro. Wie dieser bringt er 7-Jahres-Herstellergarantie mit, die auch für den Akku gilt. Hier muss man vor allem bei der 64kWh-Version Geduld mitbringen: An der Haushaltssteckdose dauert eine 100-Prozent-Vollladung ewige 31 Stunden, eine einfache 7,2 kW-Wallbox schafft das in gut neuneinhalb Stunden, was noch im Rahmen einer Nacht oder eines Arbeitstages liegt. Wer es noch eiliger hat, kann mit bis zu 100 kW-schnelladen, dann sind die Akkus binnen einer knappen Stunde (exakt wären es 54 Minuten) wieder zu 80 Prozent geladen.

Das Hauptproblem des e-Soul ist jedoch nicht die Lade- sondern die Lieferzeit: Ab April wird geliefert, doch nach den damaligen Planungen für 2019 wird der deutsche Markt kaum mehr als 3000 e-Niro und e-Soul erhalten. Die 1500 e Soul sind für 2019 schon wieder ausverkauft, was Steffen Cost grämt: . Weshalb man in Korea fieberhaft an einer Erhöhung der Kapazitäten arbeitet, denn der e-Soul hat tatsächlich das Zeug, als schicke „Box“ das Kia-Programm zu rocken!

Was bedeutet das?

Mit dem Konzernantriebsstrang und den größeren Akkus rockt der e-Soul das B-Segment deutlich stärker als ein Vorgänger – und ist für die nächsten neun Monate ausverkauft.

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