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KfW-Umfrage: Bessere Öffis und Radwege bewegen zum Umstieg - auch am Land

Förderbank befragte rund 4.000 Haushalte zur Mobilität. Klares Ergebnis: Eine Mehrheit kann sich vorstellen, öfter ÖPNV oder Rad zu nutzen, wenn die Umstände passen - in der Stadt wie am Land. Mahnung: Auch E-Autos sind relativ zu Bus, Bahn & Bike ineffizient.

Laut KfW-Studie hat das Fahrrad auch auf dem Land Potenzial, eine tragende Säule der Verkehrswende zu werden. (Foto: pixabay)
Laut KfW-Studie hat das Fahrrad auch auf dem Land Potenzial, eine tragende Säule der Verkehrswende zu werden. (Foto: pixabay)
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Johannes Reichel
von Martina Weyh

Die Mehrheit der Menschen in Deutschland kann sich einer Umfrage der staatlichen Förderbank KfW zufolge grundsätzlich vorstellen, häufiger vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel oder aufs Fahrrad umzusteigen – wenn denn die Voraussetzungen stimmen, z.B. attraktive Fahrpreise. Rund 75 Prozent der rund 4.000 repräsentativ befragten Haushalte, die regelmäßig mit dem Auto unterwegs sind, halten demnach einen häufigeren Wechsel auf Busse und Co. für vorstellbar. Bei fast 66 Prozent gilt dies fürs Fahrrad. Unterschiede gibt es zwischen Stadt und Land bei den dafür notwendigen Anreizen, weniger bei den generellen Ergebnissen. Insgesamt zeige sich ein großes Potenzial zur Verkehrsverlagerung vom Auto auf ÖPNV und auch auf das Fahrrad, bilanzieren die KfW-Analysten. Auch der Radverkehr könne mithin zu einer tragenden Säule der Mobilitätswende werden - und zwar weg vom motorisierten Individualverkehr (MIV), wie die KfW betont.

"Die dominante Rolle des Pkw ist eine große Herausforderung für die erforderliche Dekarbonisierung des Verkehrssektors. Laut KBA wurden Anfang des Jahres rund 98 Prozent der in Deutschland zugelassenen Pkw durch einen Verbrennungsmotor angetrieben", konstatieren die KfW-Analysten.

Bei schlechter Anbindung Auto Favorit - in der Stadt "Stehzeug"

Je ländlicher die Region und je schlechter die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist, desto häufiger wird das Auto genutzt. Auf dem Land ist den Angaben zufolge sowohl der Pkw-Bestand je Haushalt als auch der Anteil der Haushalte, die täglich ein Auto nutzen, etwa doppelt so hoch wie in Großstädten. Hier wird der eigene Pkw nur von einem Fünftel der Haushalte täglich genutzt, ganze 36 Prozent haben gar kein Auto. Im ländlichen Raum würde eine bessere Anbindung bei 71 Prozent der Befragten zu einer stärkeren Nutzung des ÖPNV führen. In den Großstädten dominiert hingegen der Kostenaspekt, bringt die KfW-Umfrage ans Licht. Günstigere Fahrpreise wären für rund 58 Prozent der Haushalte eine Motivation, öfter auf Busse und Bahn umzusteigen.

Keine signifikanten Unterschiede bei der Fahrradnutzung

Keine großen Unterschiede zeigten sich dagegen zwischen Stadt und Land in puncto Radfahren. Voraussetzung für eine stärkere Nutzung des Drahtesels ist für mehr als die Hälfte der Haushalte eine bessere Infrastruktur (Städte mehr als 50 %/Landgemeinden gut 48 Prozent). Fast die Hälfte der Befragten (Städte rund 45 %/Landgemeinden rund 42 %) würde bei einer besseren Kombinierbarkeit mit dem ÖPNV das Rad häufiger nutzen. Die Anschaffung eines E-Bikes könnte laut Umfrage für insgesamt fast 28 Prozent der Haushalte ein Anreiz für einen Umstieg sein. Das Fahrrad habe somit auch auf dem Land großes Potenzial, heißt es in der KfW-Studie.

Auch elektrisch bleibt das Auto im Vergleich ineffizient

Die Studie der Förderbank, die zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen auch im Verkehrssektor finanziert, verweist auf die zentrale Rolle der Mobilität. Der Anteil des Verkehrs an den deutschen Treibhausgasemissionen ist von 13 Prozent im Jahr 1990 über 16 Prozent im Jahr 2005 auf rund 20 Prozent im Jahr 2020 angestiegen, wie die Förderbank anführt. Bei der Endenergie schlägt der Sektor sogar mit einem Drittel des Gesamtverbrauchs in der Bundesrepublik zu Buche.

Betrachte man den Anteil, den einzelne Fortbewegungsmittel an der Verkehrsleistung hätten, zeige sich eine dominante Rolle des motorisierten Individualverkehrs (MIV), sprich vor allem des Pkw. Der öffentliche Personennah- und Fernverkehr (ÖPNV bzw. ÖPFV) habe dem Pkw zwar seit 2002 Anteile abgewonnen, allerdings entfielen auch in den aktuellen Zahlen immer noch rund drei Viertel der Verkehrsleistung auf den motorisierten Individualverkehr.

Immer mehr Autofahrten und Autos - 580 Pkw pro 1.000 Einwohner

Absolut betrachtet wurden im Jahr 2017 jeden Tag rund 240 Mio. Personenkilometer mehr im MIV zurückgelegt als noch 2002, das ist ein Anstieg von über 10 Prozent. Auch der Pkw- Bestand hat sich im gleichen Zeitraum weiter erhöht, um rund 5 Mio. auf 43 Mio. Fahrzeuge. Im Jahr 2020 kamen 580 Fahrzeuge auf 1.000 Einwohner, das sind rund 10 Prozent mehr als zwanzig Jahre zuvor.

"Der Verkehr spielt eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der Klimaschutzziele", stellt KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib fest.

Sie erteilte allerdings der Hoffnung auf Abhilfe durch die rasche Elektrifizierung des Sektors, die laut der Daten auf dem Land bereits weiter vorangeschritten ist wie in der Stadt (11 % E-Fzg. Land, 7 % Stadt), einen Dämpfer. Dies sei wichtig, aber nicht ausreichend. Die Verbreitung von Elektromotoren schlage sich zwar zunehmend in den Zulassungszahlen nieder. So habe im November 2021 der Anteil extern aufladbarer Fahrzeuge an den Neuzulassungen bereits 34 Prozent betragen. Allerdings waren fast die Hälfte hiervon Plug-in-Hybride (14 %) mit zwei Motoren.

"Berücksichtigt man zudem, dass die Fahrzeuge eine durchschnittliche Lebensdauer von rund 14 Jahren besitzen, wird klar, dass noch lange Verbrenner auf deutschen Straßen unterwegs sein werden", mahnte die KfW.

Es erscheine zwar weiterhin wünschenswert, den Elektroanteil an den Neuzulassungen rasch zu steigern. Die energetische Ineffizienz der in der Regel nur teilbesetzten Fahrzeuge bleibe aber auch dann bestehen, wenn sie elektrisch angetrieben seien. Die KfW sieht Strom aus erneuerbaren Ressourcen auf absehbare Zeit als "knappes Gut". Am meisten brächte der Wechsel zu Bus und Bahn, die grundsätzlich deutlich effizienter im Betrieb seien, als der motorisierte Individualverkehr.

"Die Verkehrswende ist ein elementarer Baustein zur Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland. Zu ihrem Gelingen muss auch die zukünftige Mobilität der Privathaushalte deutlich emissionsärmer gestaltet werden", resümieren die KfW-Forscher.

Zentrale Bausteine dafür seien einerseits die konsequente Elektrifizierung des Pkw und andererseits ein Ausbau der ÖPNV-Angebote sowie eine verbesserte Fahrrad- und Fußgängerinfrastruktur.

"Keines dieser Instrumente ist den anderen strikt überlegen oder eine Allheillösung. Im Gegenteil, jede Region hat andere Voraussetzungen, um das Mobilitätsbedürfnis seiner Einwohner zu befriedigen", warnt die Bank vor Pauschallösungen.

Für eine erfolgreiche Verkehrswende müssten deshalb unterschiedliche Lösungen für unterschiedliche Regionen gefunden werden. Dabei gelte es, die jeweils geeignetsten Verkehrsmittel gezielt zu fördern. In schlecht angebundenen Regionen und bei älteren Menschen werde auch zukünftig der Pkw eine zentrale Rolle spielen und sei hier "bis auf weiteres nicht wegzudenken".

Auslastung von Pkw erhöhen, Verkehr vermeiden

Hier gelte es einerseits die Elektrifizierung der Fahrzeuge weiter voranzutreiben und andererseits, die Auslastung der Pkw zu erhöhen. Zudem böten sich auch Ansatzpunkte zur Verkehrsvermeidung, etwa durch Ausbau von Homeoffice und digitalen Verwaltungsleistungen sowie durch Stärkung lokaler (innenstadtnaher) Infrastrukturen. jr

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