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Kearney-Studie: Sind Abos die Zukunft im Kampf um Kunden?

(ots/fn) Eine aktuelle Kearney-Studie behandelt die Mobilität der Zukunft und zeigt deutlich wie nah innovative Zukunftsmodelle bereits sind. Vor allem in Abos sieht man viel Potenzial.

Neue Daten zeigen die Trends am deutschen Automarkt: Sind Abonnements die Zukunft im Kampf um Kunden? (Symbolfoto: Akysrl/pixabay)
Neue Daten zeigen die Trends am deutschen Automarkt: Sind Abonnements die Zukunft im Kampf um Kunden? (Symbolfoto: Akysrl/pixabay)
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Johannes Reichel
von Franziska Neuner

In den letzten Jahren hat sich die Einstellung der Verbraucher zum Konzept des Besitzes deutlich verändert. Anstatt ein Smartphone direkt zu besitzen oder Musik und Filme zu kaufen, gibt es diese im Abonnement. Bei größeren Investitionen wie Autos war jedoch - obwohl verschiedene Geschäftsmodelle diskutiert wurden - bisher immer das Volleigentum vorherrschend. 

Abo-Idee legt an Beliebtheit zu

"Das wird sich in den nächsten zehn Jahren drastisch ändern", erklärt Arne Junker, Mobilitätsexperte und Partner bei Kearney. "Unsere Zahlen zeigen deutlich, dass Abo-Modelle auch für Autos aufgrund von Flexibilität und Nachhaltigkeit an Beliebtheit gewinnen."

Zudem könnte das Ende der Elektroauto-Prämie im letzten Jahr ein Antrieb für solche Modelle darstellen. Mit der sinkenden Nachfrage an E-Autos und steigender Unsicherheit hinsichtlich der Restwertentwicklung der Batterien, werden Auto-Abos für Verbraucher noch attraktiver.

"Unserer Meinung nach ist dies ein Markt, der in den nächsten Jahren wirklich durchstarten wird", ist sich Junker sicher.

Auto-Abonnements wachsen schneller als alle Eigentumsmodelle

Betrachtet man die gesamte Bandbreite an Fahrzeugoptionen, sind Auto-Abonnements im Wesentlichen zwischen Miete und Leasing anzusiedeln.

"Während die meisten Mietverträge nur wenige Tage bis Wochen dauern, beginnen Leasingverträge bei mindestens einem Jahr und enden in der Regel nach drei bis vier Jahren. Auto-Abos mit Laufzeiten von einem bis zwölf Monaten überbrücken diese Lücke und bieten eine neue Form der längerfristigen Miete mit mehr Flexibilität bei Zahlungen und beim Wechsel zwischen Modellen, Marken oder Dienstleistungen", erklärt Junker.

In einer Kearney-Umfrage mit 900 Teilnehmern wurden Ansichten zu Marktkenntnis, Bedürfnissen, bevorzugten Anbietern, und der Bedeutung von Marke und Nachhaltigkeit erhoben. Nur acht Prozent der Befragten nutzen derzeit ein Auto-Abo. Bemerkenswert ist allerdings der signifikante Anstieg des Interesses an solchen Modellen, sagt Junker:

"Zukünftig planen 26 Prozent der Autofahrer, ein solches zu wählen, was diese Option zur zweitbeliebtesten macht und sie stärker wachsen lässt als alle anderen Eigentumsmodelle. Besonders auffällig ist, dass 37 Prozent derjenigen, die derzeit kein Auto nutzen, aber zukünftig eines in Betracht ziehen, ein Auto-Abonnement präferieren."

Auch 30 Prozent der aktuellen Neuwagen-Barzahler könnten sich laut der Umfrage beim nächsten Autokauf für ein Abonnement entscheiden, was auf eine wachsende Offenheit gegenüber alternativen Besitzmodellen hinweist.

Die Zufriedenheit unter bestehenden Abonnenten ist ebenfalls hoch: Fast zwei Drittel (64 Prozent) würden sich erneut für ein Abo entscheiden. Obwohl dies unter den Leasing-Verlängerungsraten liegt, signalisiert es ein beträchtliches Wachstumspotenzial.

Kunden bleiben ihrer Marke treu - unabhängig vom Preis

Die Kunden lassen sich laut den Experten grob in zwei etwa gleich große Segmente unterteilen: mobilitätsorientiert und in der Regel markenunabhängig im Gegensatz zu stärker markengebunden.

"Verbraucher, die eine bestimmte Marke oder ein bestimmtes Automodell bevorzugen, entscheiden sich in der Regel für Auto-Abos, da diese günstiger als Mietautos sind und kürzere Vertragslaufzeiten im Vergleich zum Leasing bieten. Mobilitätsorientierte Kunden legen hingegen vor allem Wert auf Komfort und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis", so Junker.

Sie würden alle Optionen, einschließlich öffentlicher Verkehrsmittel vergleichen, und entscheiden sich aufgrund von Bequemlichkeit, kürzeren Vertragslaufzeiten und niedrigerer Kosten für ein Abo.

"Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass Kunden sich für ein Abonnement entscheiden, weil es ihnen die Flexibilität gibt, die Automarke zu wechseln. Laut unserer Umfrage dürfte dies, wenn überhaupt, auf mobilitätsorientierte Kunden zutreffen, da 42 Prozent unserer Befragten ihrer bevorzugten Marke treu bleiben würden - unabhängig vom Preis", so Junker.

Für ihn ist auch das Thema Nachhaltigkeit ausschlaggebend für den Erfolg der Abo-Modelle:

"Mehr als die Hälfte unserer Auto-Abo-Teilnehmer fuhr ein Auto mit Benzin- oder Dieselmotor, ein weiteres Viertel fuhr ein reines E-Auto und etwa jeder Fünfte (20 Prozent) entschied sich für ein Hybridfahrzeug. Doch es scheint, als würden sich die Präferenzen ändern."

38 Prozent der Befragten gaben an, dass sie bei ihrem nächsten Abo ein voll elektrisches Auto kaufen wollen - ein Anstieg um 14 Prozentpunkte. Der Anteil derjenigen, die ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor kaufen wollen, sank dagegen um 27 Prozentpunkte auf 30 Prozent.

Im Gegensatz dazu planen nur 30 Prozent unserer Befragten, die ein Modell ohne Abonnement hatten, beim nächsten Mal ein batteriebetriebenes Elektrofahrzeug anzuschaffen, während die restlichen 70 Prozent sich für ein Auto mit Verbrennungsmotor oder Hybridantrieb entscheiden würden. Diese Ergebnisse deuten für die Experten darauf hin, dass Kunden, die bereits Abo-Modelle nutzen, eher dazu neigen, sich in Zukunft für ein vollelektrisches Auto zu entscheiden.

"Gerade im Hinblick auf die Restwertentwicklung ist das Ergebnis spannend", so Junker. "Die Batterie hat den größten Wertanteil eines Elektroautos und Auto-Abos nehmen den Kunden das Restwertrisiko, das sie mit dem Kauf oder einer Finanzierung hätten."

Auch für Hersteller lasse sich die Entwicklung bei einer Elektro-Gebrauchtflotte schwer abschätzen und biete finanzielles Risiko. Durch Abo-Modelle im Vergleich zu typischen Leasingverträgen gewinnen Hersteller mehr Flexibilität beim Restwertmanagement ihres Bestandes.

Anbieterpräferenz unterscheidet sich stark zwischen den Altersgruppen

Im aktuellen Markt für Auto-Abonnements gibt es fünf Hauptanbieter: Automobilhersteller, Händler, Leasinganbieter, Vermieter und Abonnement-Startups. Erstere haben durch den direkten Zugriff auf Neufahrzeuge und Markenbekanntheit Vorteile und können überschüssige Lagerbestände effektiv nutzen.

Händler hingegen profitieren von direktem Kundenkontakt und einem bestehenden Netzwerk für Wartung und Reparatur. Leasinganbieter sind erfahren im Management befristeter Verträge und profitieren von engen Beziehungen zu Herstellern sowie einer robusten Infrastruktur. Vermieter sind Experten für kurzfristige Verträge und flexible Fahrzeugvermarktung, während Abonnement-Startups durch innovative Geschäftsmodelle und schnelle Skalierbarkeit hervorstechen.

"Jedes dieser Unternehmen basiert auf einem Geschäftsmodell, das sich jeweils durch Fahrzeugbesitz und Markenvielfalt unterscheidet", so Junker. Vor einer großen Herausforderung stehen laut dem Experten allerdings alle Anbieter: "Während 80 Prozent der Befragten mindestens eine der in unserer Umfrage genannten Auto-Abo-Marken kennen, ist jeder Fünfte - und damit ein nicht unerheblicher Anteil - mit keinem Abo-Anbieter vertraut."

Abo-Startups wie Finn und Carify scheinen für potenzielle Kunden am attraktivsten zu. Rund 25 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie bereit wären, diese zu nutzen, gefolgt von Abonnementangeboten von Autoherstellern wie Care by Volvo und Audi on demand (rund 22 Prozent) und dann lokalen Autohändlern mit rund 18 Prozent.

Die Anbieterpräferenzen unterscheiden sich auch zwischen den Altersgruppen. Während 35 Prozent der Teilnehmer ab 65 Jahren ihren lokalen Autohändler wählen würden und etwa 12 Prozent sich für ein Abo-Start-up entscheiden würden, bevorzugen die 18- bis 24-jährigen Abo-Start-ups (etwa 30 Prozent) gegenüber ihrem lokalen Autohändler (etwa 13 Prozent).

Dies spiegelt eine Affinität zu aufstrebenden Unternehmen am jüngeren Ende des Spektrums wider, während am anderen Ende die Loyalität zu bekannten, vertrauten Anbietern herrscht. Die Präferenz für Autohersteller blieb über alle Altersgruppen hinweg konstant.

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