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Kaufen Chinas Autobauer deutsche VW-Werke?

Europas Autoindustrie hat Überkapazitäten – auch VW will oder muss Werke in Deutschland loswerden. Im Fokus stehen dabei die Standorte Dresden und Osnabrück. Dafür sollen sich chinesische Hersteller interessieren.

Im Fokus steht vor allem das Ex-Karmann-Werk in Osnabrück. | Foto: Volkswagen
Im Fokus steht vor allem das Ex-Karmann-Werk in Osnabrück. | Foto: Volkswagen
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Longbridge, Bochum, Saarlouis, Brüssel….die Liste der zur Disposition stehenden Autofabriken wird immer länger. Meist bleibt am Ende doch nur die Schließung und der Abriss…jetzt sucht auch der VW-Konzern händeringend nach Käufern für das Ex-Karmann-Werk in Osnabrück, in dem man vor allem Cabrioexpertise hat – die immer weniger gebraucht wird – und einen Partner für Ferdinand Piechs Gläserne Manufaktur in Dresden, die aktuell lächerliche 6.000 VW ID.3 endmontiert, einst aber für den Luxusliner Phaeton gebaut wurde.

Die Nachrichtenagentur Reuters meldet jetzt unter Berufung auf eine „mit der Denkweise der chinesischen Regierung vertraute Person“, dass man in China darüber nachdenkt, diesmal vielleicht doch zu kaufen. Kurze Rückblende: Bisher ging das wegen der Kosten meist schief: MG erhielt im britischen Rover-Werk Longbridge noch eine Zeit lang eine Minimal-Endmontage aufrecht, die aber viel teurer kam, als die Autos direkt aus China anzulanden. Opel gab das Werk in Bochum mangels Interesse auf, Ford hadert immer noch mit Saarlouis und bei Audi hat man Brüssel mittlerweile auch aufgegeben – zu eng, zu teuer, zu alt…

Auch Chinas Hersteller bauen lieber auf grünen Wiesen ganz neu - und in Osteuropa billiger

Auch Chinas Autohersteller bauen lieber – bevorzugt in Osteuropa -  ganz neu auf dem „Green Field“ statt alte, verwinkelte Firmenkomplexe an Hochlohnstandorten zu übernehmen. Kleine Ausnahmen sind die Übernahme des Ex-Ebro- respektive Nissan-Werkes bei Barcelona durch Chery und die Überlegung von Leap Motors, auch in Eisenach Autos zu montieren.

An den VW-Werken sollen chinesische Behörden und Autobauer interessiert sein, da man so den Einfluss in Deutschland als Retter oder gar Schaffer von Arbeitsplätzen ausbauen könnte. Und man könnte so auch die Sonderzölle umgehen! Was aber beängstigender ist: China denkt darüber nach, so Teil „Deutschlands renommierter Automobilindustrie“ zu werden.

China hat viele deutsche Firmen geschluckt

Chinesische Unternehmen haben zwar mittlerweile viele deutsche Firmen übernommen oder halten die Mehrheit (Kuka, Putzmeister, Leoni), aber eine klassische Automobilproduktion eines chinesischen Unternehmens im „Geburtsland des Automobils“ steht noch nicht. Fakt ist: In der Gläsernen Manufaktur soll die Fertigung Ende 2025 auslaufen und VW will den umwidmen. Die IG Metall meldete deshalb:

„Für die Zeit ab 2026 wird nun ein alternatives Gesamtkonzept erarbeitet. Fest steht dafür bereits: Die Volkswagen AG wird auch in Zukunft mit eigenen Aktivitäten am Standort präsent sein.“

Damit dürfte Dresden als „Schaufenster“ irgendwie in VW-Hand bleiben, zumal man aus den Liegenschaften auch ein Museum, eine Konzerthalle oder oder machen könnte.

Dresden könnte umfunktioniert werden, aber Osnabrück bleibt schwierig

In Osnabrück wurde die Produktion des VW T-Roc Cabrio aktuell bis Spätsommer 2027 verlängert, danach ist das Werk aber obsolet: VW plant keine Cabrios mehr. Laut mehrere Berichte sei VW auch bereit, „das Werk in Osnabrück an einen chinesischen Käufer zu verkaufen“. Offiziell erklärte ein VW-Sprecher laut der Plattform „electrive.net“:

„Wir setzen uns dafür ein, eine Weiterverwendung des Geländes zu finden. Ziel muss eine tragfähige Lösung sein, die die Interessen des Unternehmens und der Beschäftigten berücksichtigt.“

Peking wartet die neue deutsche Regierung ab

Zu Spekulationen über ein konkretes Angebot äußerte er sich dabei nicht. Auch hier ist das Problem: Osnabrück ist kein modernes Werk für eine Pkw-Großserienfertigung, da Karmann als kleiner Karosseriebauer immer in der Cabrio-Nische arbeitete. Und die wird immer noch kleiner und existiert in China praktisch gar nicht.

Laut Reuters sollen die Investitionsentscheidungen auch „von der Haltung der neuen deutschen Regierung gegenüber China nach den Wahlen im Februar abhängen“. Außerdem rechnet man in Peking mit Widerstand und spricht hier von Chinas bisher „politisch heikelster Investition“, wie Reuters formuliert. Zumal auch die Trump-Regierung ihren Druck auf Deutschland erhöhen wird, der solch einen Deal zusätzlich erschweren könnte.

Was bedeutet das?

Egal, ob ein chinesischer Hersteller die deutschen Autowerke übernimmt oder nicht: Was hier aktuell passiert, ist nicht weniger als eine Zeitenwende! Denn VW verlagert seine Produktion wegen des Kostendrucks weiter ins Ausland und kann die Kapazitäten hier nicht mehr halten oder gebrauchen. Und agiert aktuell aus einer Position der Schwäche heraus. Es ist nicht so schlimm wie einst bei Rover, wo mit Longbridge der ganze Rest der Marke fiel, aber trotzdem ist klar: China könnte kaufen, wenn es wollte, VW muss verkaufen oder zusperren, weil man keine Wahl mehr hat. Das ist der Punkt, der hier Sorge machen sollte. Denn China muss nicht kaufen, sondern kann auch warten…dass VW-Partner SAIC einen langen Atem hat, bewies man bei MG. Die Marke brachte man mit viel Geduld behutsam, aber nachhaltig zurück.

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