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Jeep Grand Cherokee: In Europa nur als Plug-in-Hybrid

Die fünfte Generation des Grand Cherokee 2022 nach Europa – nur als Plug-in Grand Cherokee 4xe.

Nach Europa wird der Grand Cherokee nur als 4xe kommen. | Foto: Jeep
Nach Europa wird der Grand Cherokee nur als 4xe kommen. | Foto: Jeep
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Gregor Soller

Für die fünfte Generation des großen Indianers hat Jeep extra das Werk an der Mack Avenue in Detroit umstrukturiert und sich neue Anlagen gegönnt. Der große Jeep kommt also wieder aus dem mittlerweile schwach pumpenden Herzen der US-Autoindustrie. So ganz neu ist der Grand Cherokee nicht, immerhin wurde im Frühjahr schon die Langversion präsentiert, die dann irgendwie den geplanten „Commander“ ersetzt, um den es eher ruhig wurde. Doch im Gegensatz zum „L“ kommt der „Standard-Grand-Cherokee“ auch wieder nach Europa: Immerhin baut er mit 4,91 Metern rund 30 Zentimeter kürzer, der Radstand schrumpfte um knapp 13 Zentimeter, ist aber immer noch etwas länger als beim Vorgänger. Damit dürften Platz im Fond ebenso marginal wachsen wie der Laderaum, der um 10 auf 1.068 Liter wuchs.

In Europa nur noch mit Turbo-Vierzylinder und E-Maschine - die angegrauten V6 und V8 bleiben den USA vorbehalten

Insgesamt kündigt Jeep drei Antriebe an, von denen nur der Plug-in nach Europa kommt. Gut so, denn der Der 3,6-Liter V6 mit 293 PS ist ebenso gut abgehangen wie der 5,7-Liter V8 mit 357 PS – wirklich modern und sparsam geht anders. Soundmäßig etwas schade ist, dass auch der Großindianer nur auf den ein Zweiliter-Vierzylinder-Turbo-Benziner mit 272 PS samt E-maschine zurückgreifen muss. Ganz elektrisch wäre auch nett gewesen, spielt sich aber bei der grundkonservativen Gesamtauslegung erst recht nicht. Den Antriebsstrang durften wir bereits im Wrangler erfahren, wo er jederzeit mehr Kraft als nötig bietet. 375 PS Systemleistung und 637 Newtonmeter Systemdrehmoment sind jedenfalls genug – auch für den Häuptling der Jeep-Palette.

Was vor allem die Anhängerfraktion bedauern wird: Während on den USA bei den Benzinern bis zu 3.265 Kilogramm angehängt werden dürfen, sind es beim 4xe Trailhawk nur 2,72 Tonnen. Ihn treibt das Quadra Drive II-Antriebssystem an – auch klassisch mit zuschaltbarer Geländeuntersetzung und einer Hinterachse mit elektronischem Sperrdifferential. Zusätzlich bietet der Grand Cherokee Trailhawk 4xe das Selec Terrain System mit verschiedenen Geländefahrprogrammen und die spezielle Geschwindigkeitsregelung Selec Speed, die einen „Langsamfahr-Tempomaten“ für Offroadeinsätze darstellt. Dort wird er wenig anbrennen lassen – da bleibt Jeep sich (Gott sei Dank) treu.

Nur 40 km elektrische Reichweite - damit wird er nicht gefördert

Wer jetzt hohe elektrische Reichweiten und Fördergelder erwartet, wird enttäuscht: Lausige 40 Kilometer kann man rein elektrisch strömen, wenn es gut geht und kommt insgesamt bis auf 712 Kilometer Reichweite. Jeep geizte bei der Präsentation noch etwas mit Informationen zur Akku-Kapazität und zum Ladesystem, doch aufgrund der Werte wird man hier 1:1 vom Wrangler übernehmen. Das gilt auch für die hier wählbaren Fahrmodi Hybrid, elektrisch und eSave zum Sparen des Akkus. Der voraussichtliche Normverbrauch liegt bei nicht so günstigen 4,1 l/100 km.

Einen größeren Schritt gab es bei den Assistenzsystemen, die um eine Nachtsichtkamera mit Fußgänger- und Tiererkennung erweitert werden. Ratsam offroad und im Hängerbetrieb ist die 360-Grad-Kamera und aufgrund der Größe wird man sich in Europas Metropolen über den automatischen Parkassistenten freuen, der den großen Indianer sowohl in „senkrechte“ als auch parallele Lücken bugsieren soll. Der Active Driving Assist kann „autonomes Fahren“ auf Level 2.

Ein Screen nur für den Beifahrer

Konservativ blieb man auch im Interieur: Immerhin ist der Großindianer das erste SUV der oberen Mittel-(oder Ober?)-klasse, das mit Beifahrerscreen kommt, ansonsten ist er holzig-konservativ im US-Style eingerichtet. Auf der glänzenden Mittelkonsole thront natürlich ein großes Multimedia-Display. Immerhin wurde das elektronische Unterzeug massiv weiterentwickelt: Das neue Multimediasystem Uconnect5 soll im Vergleich zum Vorgänger die fünffache Rechenleistung bieten. Aktuelle Karten kommen over-the-air übers Mobilfunknetz aufgespielt und Android- und Apple-Mobiltelefone brauchen nicht mehr per Kabel gekoppelt werden. Das optionale Media-Display für den Beifahrerplatz können zwei ebenso optionale Bildschirme für die Rücksitze ergänzen.

 

 

Den Verkaufsstart des neuen Grand Cherokee soll mit den Benzinern in den USA noch im 4. Quartal 2021 erfolgen, der Grand Cherokee 4xe soll in Nordamerika Anfang 2022 starten, was bedeutet, dass er auch chipmangelbedingt nicht vor Sommer 2022 nach Europa kommt. Einen großen Unterschied gibt es beim Preisgefüge: Die 3,6-Liter Basis startet in den USA vor Steuern deutlich unter 40.000 Euro – in Europa erwarten wir netto eher Preise knapp unter der 60.000-Euro-Marke, brutto um die 70.000 Euro.

Was bedeutet das?

Inhaltlich schlägt der Grand Cherokee die Brücke vom noch amerikanischeren Ford Explorer zum Land Rover Discovery – bleibt aber viel konservativer und ist wie dieser sehr konsequent auch auf harte Geländeeinsätze ausgelegt. Trotzdem kann er nirgends so richtig punkten: Die E-Reichweite ist zu gering, der Verbrauch in der Praxis ok, aber nicht überragend und die Anhängelast geht noch in Ordnung. Womit Jeep sich ganz klar auf den nordamerikanischen Markt – und dort eher die Mitte fokussiert, wo es viel Gelände, lange Strecken und eher noch wenig Lademöglichkeiten gibt. An die alten Zeiten, als er eine echte Alternative zu Disco, GLE, X5 und Co. war, wird er nicht mehr anknüpfen können. Zumal die EU-Hersteller mit dem BMW iX oder dem künftigen Maybach EQS oder dem Volvo XC-90-Nachfolger bereits rein elektrische Alternativen anbieten.

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