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Jeep Avenger: Gelungene Revolution!

Mit dem Avenger feiert Jeep gleich mehrere Premieren: Er wird das erste Elektromodell der Marke, das erstmals in Polen gebaut wird und sich erstmals in europäische Kompaktsegment wagt.

Erste Sitzprobe im Wer Tychy, wo der Avenger gebaut werden wird - Überraschung! | Foto: Jeep
Erste Sitzprobe im Wer Tychy, wo der Avenger gebaut werden wird - Überraschung! | Foto: Jeep
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Gregor Soller

Tetris in Tychy – Um Platz für den Jeep Avenger (und später den Alfa Romeo Brennero sowie wahrscheinlich den Lancia Y-Nachfolger) zu schaffen, hat das Team um Werksleiter Tomasz Gębka die Fertigung von Fiat 500 samt Abarth-Derivaten und dem Lancia Y in eine Halle „defragmentiert“, wie es Gebka stolz nennt. Dabei half, dass vor einigen Jahren auch die Montage des Ford Ka auslief.

So schufen er und sein Team viel Platz für den neuen Jeep, der optisch viel größer aussieht, als er ist: Mit 4,08 Metern ordnet sich der stämmige Avenger als Fronttriebler klar bei den Kompakten ein. Er steht wie DS 3 E-Tense oder Opel Mokka e auf der kompakten e-CMP-Plattform, die Stellantis mittlerweile zur zweiten Generation geupgradet hat, wodurch vor allem der Antrieb effizienter geworden sein soll – um bis zu zehn Prozent. Weitere zehn Prozent Effizienzgewinn verspricht man sich durch die serienmäßige Wärmepumpe. Und soll der kompakteste Jeep mit seinem 340 Kilogramm wiegenden 54-kWh-Akku, von dem 51 kWh netto nutzbar sind, dann auch bis zu 400 Kilometer weit kommen, was einem WLTP-Verbrauch von 12,8 kWh entspräche. Wenn davon real 300 bleiben, wäre der Avenger mit 17 kWh/100 km immer noch sparsam –ein Punkt, an dem sich die übrigen Stellantis-Modelle bisher nicht übermäßig hervortaten.

Jeep-Vorteil im Kompaktsegment: Raumeffizienz mit großem Kofferraum

Hier scheint tatsächlich ein großer Schritt gegangen worden zu sein. Was auch für die Raumeffizienz gilt, mit der gerade DS3 E-Tense und Mokka-e eher geizen: Wir steigen ein und finden vorn viel Platz vor und wenn wir mit unseren 1,9 Metern Körpergröße den Fahrersitz etwas nach vorn rücken – dass es gerade noch nicht zwickt, finden wir auch im Fond noch ausreichend und damit merklich mehr Platz als in den Geschwistern von DS oder Opel. Schade nur, dass die Kopfstützen im Fond nicht weit genug ausziehbar sind, was das Sitzen für Großgewachsene dort sehr ungemütlich macht – eine Krux, die viele Konzernmodelle schon seit Langem mit sich herumziehen – auch im Fond des Alfa 159 Sportwagon gab es exakt das gleiche Problem – bitte ändern! Dahinter bietet der mit 1541 Kilogramm vergleichsweise leichte Stromer 380 Liter Kofferraumvolumen, das sich durch umlegen der Rücksitze auf bis zu 1.100 Liter erweitern lässt. Das wären umgerechnet übrigens 2.433 Gummienten! Wie kommt man bei Jeep auf so einen Vergleich? Durch die Community, die sich gegenseitig Gummienten an die Frontscheiben klemmen, wenn sie andere Jeeps stehen sehen.

Und noch einen ähnlich abstrusen Vergleich hat Daniele Calonaci, der Designer des Avenger parat: In alle Ablageflächen und Boxen, die sich zu rund 30 Liter Stauvolumen addieren, könnte man 580 Ping-Pong-Bälle packen – was eher für den chinesischen Markt relevant wäre. Tatsächlich kann man im Fach er Mittelkonsole einen ganzen Rucksack oder eine 1,5-Liter-Flasche versenken und es gibt wieder ein riesiges – wie beim Fiat Panda – über die ganze Breite laufendes Ablagebrett unter den Armaturen.

Jeep-Stärke: Die Praxistauglichkeit im Alltag

Und da Jeep sehr die auf Praxis achtet, wurde er rundum beplankt, sodass sich die Nutzer über die Lebensdauer bis zu 1000 Euro an Lack- und Ausbesserungsarbeiten sparen können. Weil auch die Jeep-Entwickler gern mal ein Fahrrad mitnehmen, achtete man auf eine ein Meter breite Kofferraumöffnung. Öffnet man die, helfen robuster Filz und eine noch robustere Gummimatte am Boden gegen übermäßiges Verkratzen. Um so viel Platz zu schaffen, musste man den Avenger optisch eher boxy auslegen, so dass der cW-Wert mit 0,34 keine Rekorde brechen konnte – muss er bei einem Jeep aber auch nicht.

Dafür sollte der auch abseits befestigter Straßen einigermaßen vorankommen, was mit dem neuen, auf 156 PS erstarkten Antrieb, den man zusammen mit Nidec in Frankreich fertigt und der 260 Nm maximales Drehmoment bietet, grundsätzlich gelingen dürfte. Um die Traktion zumindest elektronisch zu unterstützen, hat Jeep sechs Fahrprogramme hinterlegt: Eco, Comfort, Sport, Sand, Schlamm und Schnee, womit man vor allem mit dem zulässigen Drehmoment und Schlupf am Rad spielt. Eine echte 4xe- Allradversion soll später folgen.

Jeep-Werte: Bodenfreiheit, Rampen- und Böschungswinkel

Und da wir gerade bei der – nun ja, minimal vorhandenen Offroadfähigkeit sind – Jeep hat natürlich auch auf Bodenfreiheit, Rampen- und Böschungswinkel geachtet und dem Avenger deshalb von Ersterer mindestens 20 cm gegönnt, was im Segment eher üppig ist, der Böschungswinkel und der Rampenwinkel vorn beträgt 20 Grad, hinten darf die Böschung gar 32 Grad steil sein. Eine Version mit elektrischem Allrad (der etwas Kofferraumvolumen kosten dürfte) soll folgen.

In der Fabrik im polnischen Tychy sieht man zudem, wie eng ein Elektro-Package auf vier Metern komprimiert werden muss: Der Akku wurde in zwei Pakete mit 7 Modulen unter die Vorder- und 10 Modulen unter die Rückbank gestapelt und im Mitteltunnel verbunden. Antrieb und Elektronik samt Klimatisierung füllen den kompletten Bauraum unter der vorderen Haube aus. Gehen wir kurz in die Zelltechnik: es handelt sich um 102 Zellen, welche die NMC-811-Chemie nutzen und von CATL geliefert werden. Geladen werden können sie mit 11 kW AC binnen gut fünf Stunden oder mit bis zu 100 kW DC von 20 auf 80 Prozent binnen 24 Minuten.

Auch zu den Preisen äußert man sich schon: Je nach Förderung sollen unter 30.000 Euro und ab 249 Euro Leasingrate möglich sein. Was in Deutschland schon nicht mehr zu halten ein dürfte: Man geht hier eher von 35.000 bis 36.000 Euro Grundpreis aus, von dem die Förderung noch abginge und einer Rate von 350 Euro plus minus X – am Standardbeispiel von 10.000 km/Jahr über 36 Monate mit der Förderung als „Anzahlung“.

Das vollausgestattete „First“ Modell kostet eher 10.000 Euro mehr und kann ab dem 17.10.2022 vorbestellt werden. Die Produktion läuft aktuell in der Vorserie. Ab Dezember 2022 wollen Gebka und seinen Mannen die Fertigung dann hochfahren. Wobei in Tychy nur Antrieb und Akkukomponenten zugeliefert werden. Rohbau, Lackierung und Endmontage übernimmt man selbst – Platz genug – auch für die italienischen Geschwister des Avenger ist ja jetzt vorhanden!

Was bedeutet das?

Avenger bedeutet der „Rächer“ – und bezieht sich auf eine US-Schiffsklasse, zu der auch die „Challenger“-Klasse gehört. Und ja, es war einst ein Name für eher „kompakte“ Mittelklasse-Modelle von Dodge, zuletzt von 2007 bis 2014. So sehen es die Älteren Motorjournalisten, während die jüngere Generation hier eher die coolen Marvel-Filme im Kopf hat. So oder so ist er Avenger ein absolut sinnvolles kompaktes Elektro-SUV und punktet vor allem bei Alltagstauglichkeit und Preis. Kein Wunder, dass Jeep ihn schon 2024 als Topseller der Marke sieht. Die Anlagen dafür stimmen – und würde nebenbei den eher überschaubaren Absatzerfolg des letzten Dodge in Europa „rächen“.

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