Italiens "Ökobonus" 2024: Ein inkonsequenter Fördertopf
Die italienische Regierung hat einen Fördertopf von 950 Millionen Euro für die Mobilitätswende vorgesehen, doch die Aufteilung der Mittel stößt auf Kritik. Von diesem Budget sind 793 Millionen Euro für Pkw vorgesehen, wobei nur ein Bruchteil – 240 Millionen Euro – für die Förderung reiner Elektrofahrzeuge und weitere 150 Millionen Euro für Plug-in-Hybride reserviert sind. Die Mehrheit des Budgets, nämlich 403 Millionen Euro, fließt in die Subventionierung von Vollhybriden, Mild-Hybriden und sogar reinen Verbrennungsmotoren mit einem CO2-Ausstoß zwischen 61 und 135 g/km. Diese Verteilung der Mittel wirft Fragen bezüglich der Ernsthaftigkeit der italienischen Bemühungen um eine echte ökologische Transformation im Verkehrssektor auf.
In Italien wird alles subventioniert
Die Förderung setzt zudem problematische Anreize, indem sie auch weniger nachhaltige Fahrzeugtypen subventioniert, statt einen stärkeren Fokus auf rein elektrische Fahrzeuge zu legen. Die Prämien sind abhängig vom Einkommen der Antragsteller und von der Abgasnorm des alten Fahrzeugs, das verschrottet wird, wobei die maximale Förderung für E-Autos bei 13.750 Euro liegt. Allerdings ist diese Unterstützung auf Fahrzeuge bis zu einem bestimmten Listenpreis beschränkt, was den Zugang zu umweltfreundlicheren Fahrzeugen für breitere Bevölkerungsschichten potenziell einschränkt.
Wer Verbrenner gegen Verbrenner tauscht, muss sein altes Modell verschrotten
Bemerkenswert ist, dass für sparsame Verbrenner ein Umweltbonus von maximal 3.000 Euro gewährt wird, der nur in Verbindung mit einer Verschrottung verfügbar ist. Während BEVs und PHEVs auch ohne Verschrottung eines alten Fahrzeugs gefördert werden können, wirkt die generelle Struktur der Förderung so, als ob sie den Übergang zu einer vollständig emissionsfreien Mobilität nicht entschieden genug vorantreibt.
Vor allem ärmere Haushalte sollen profitieren
Die Einführung des Ökobonus im März 2024 soll insbesondere einkommensschwachen Haushalten zugutekommen, doch die Effektivität dieses Ansatzes muss angesichts der ungleichen Verteilung der Mittel und der Unterstützung für weniger umweltfreundliche Technologien hinterfragt werden. Italiens Ziel, die veraltete Fahrzeugflotte zu erneuern und den Marktanteil von Elektrofahrzeugen zu erhöhen, steht in einem gewissen Widerspruch zu den getroffenen Maßnahmen.
Rückkehr zu Konzernen mit staatlicher Beteiligung?
Interessant ist der Sidekick bei der Vorstellung des Anreizsystems: Hier erklärte Italiens Industrieminister Adolfo Urso, dass Italien offen für eine Beteiligung am Autohersteller Stellantis sei. Dem ging eine Meinungsverschiedenheit zwischen der rechtsgerichteten Regierung und dem Fiat-Eigentümer Stellantis und dessen CEO Carlos Tavares über das Produktionsniveau im Land voraus: Laut einer „Reuters“-Mitteilung äußerte Urso nun, dass sich Stellantis verpflichtet habe, die Produktion in Italien wieder auf das Niveau von einer Million Fahrzeugen anzuheben, das zuletzt 2017 erreicht wurde.
Im vergangenen Jahr lag die Gesamtzahl bei rund 750.000 Einheiten. Italien erwäge im Gegenzug, es der französischen Regierung gleichzutun und sich an dem Autohersteller zu beteiligen. Urso sagte wörtlich:
„Wenn Tavares der Meinung ist, dass Italien dasselbe tun muss wie Frankreich, das seine aktiven Investitionen in Stellantis erhöht hat, dann können sie fragen. Wir können das gemeinsam besprechen.“
Was bedeutet das?
Die italienische Regierung scheint bei der Gestaltung ihres Förderprogramms einen anderen Weg zu gehen als das beispielhafte französische System, das den Umweltbonus nach dem CO2-Fußabdruck der Fahrzeuge staffelt. Diese Entscheidung könnte langfristig die Wirksamkeit der italienischen Strategie zur Förderung sauberer Autos und zur Einschränkung der Einfuhr emissionsintensiver Fahrzeuge beeinträchtigen. Ebenfalls undurchdacht wirkt ein „Wiedereinstieg“ bei Stellantis, um Arbeitsplätze zu sichern. Staatskonzerne oder teilstaatliche Unternehmen waren schon immer die Schlechtere (z.B. British Leyland) oder zumindest unbeweglichere (z.B. Volkswagen-Konzern) Lösung, zumal der alte Spruch von „too big to fail“ in den heutigen dynamischen Zeiten weniger denn je gilt. Wer hier nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.
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