Interview Tomoyuki Yamagami: Der Prelude baut Brücken
Der Prelude soll Generation X UND Z ansprechen, soll Elektrifizierung UND Verbrenner zusammenbringen, außerdem soll es erschwinglich UND exklusiv sein. Wie und warum das klappen kann, verriet uns Tomoyuki Yamagami im Interview.
Herr Yamagami, welches war Ihr erstes Auto?
Yamagami (lacht): Ein typisches Kei-Car, das kauften mir damals meine Eltern. Ein Subaru Rex 550 aber mit Turbo, der dem Zweizylinder-Boxer Beinchen machte. Meine ersten eigenen Autos war dann zwei Mazda MX-5 der ersten und zweiten Generation, bevor ich zu Honda ging und einen StepWGN orderte – mittlerweile hatte ich ja Familie – dem viele weitere Hondas folgen sollten, wenn möglich immer handgeschaltet!
Könnte es den neuen Prelude demnach auch wieder handgeschaltet geben?
Yamagami (lächelt): Guter Versuch – konkret darf ich Ihnen dazu nichts sagen, aber ich habe trotzdem zwei Antworten: Erstens ermöglicht uns unser Zwei-Motor-Hybrid tatsächlich die beste Effizienz unseres e:HEV-Antriebs. Zweitens haben diesem eine Schaltcharakteristik verpasst, die man jetzt noch responsiver und feinfühliger auslegen kann als beim Civic, bei dem ja auch schon Gaspedalstellung und Lenkwinkel in die Getriebesteuerung einfließen. Und da geht noch merklich mehr, verstehen sie?
Okay, verstanden! Wie kam es überhaupt dazu, den Prelude wieder ins Programm zu heben? Coupés werden im unteren und mittleren Preissegment gerade großzügigst weltweit aussortiert?
Yamagami: Genau deshalb. Nennen Sie mir in Europa einen direkten Konkurrenten für den Prelude!
(Wir denken lange nach) Tatsächlich fällt uns kein Einziger ein…
Yamagami: Genau das ist der Grund, zumal wir mit dem Prelude auch Brücken bauen wollen.
Brücken bauen?
Yamagami: Genau! Denn der Prelude soll sowohl Generation X, also unser Alter, als auch Generation Z ansprechen. Wir konnten oder wollten uns damals vielleicht noch keinen neuen Sportwagen leisten. Aber jetzt wäre das möglich und wir wissen, dass auch die jetzt erwachsen werdende Generation Z Lust auf sportliche Autos hat. Man könnte sich einen Prelude also auch in der Familie „teilen“. Gleichzeitig baut er mit dem e:HEV-Antrieb eine Brücke zwischen Elektrifizierung und Verbrenner und zwischen unseren Spar- und Sportwagen wenn Sie so wollen.
Und zwischen den Nationen – denn wir denken, dass er als „Weltauto“ geplant ist?
Yamagami: Auch das wäre grundsätzlich eine Option, aber ich denke, dass sich der Prelude in China trotzdem schwertun würde. Aber in Europa, Japan und Nordamerika und noch einigen weiteren Regionen ergänzt er unser Portfolio perfekt!
Und bietet endlich wieder aufregendes Design!
Yamagami: Das wurde ursprünglich von einem Segelflugzeug inspiriert: Segler können emissionsfrei und lautlos durch die Luft gleiten aber mit guten Piloten auch wilde Kunststücke fliegen! Und genau das kann der Prelude auch. Sein Design ist für mich die Essenz unserer Marke: Dynamisch und aerodynamisch mit gezielten Akzenten aber ohne Nonsense! Trotzdem mit stimmigen Proportionen: Wir haben eine sehr flache gepfeilte Front, eine vergleichsweise lange Haube und ein langes fließendes Heck – mit großer Heckklappe übrigens. Die Rücksitzlehnen kann man umklappen, um auch mal Sportgeräte oder größere Gepäckstücke laden zu können.
Warum blieb man beim Hybrid und stellte kein Elektromodell vor?
Yamagami: Für diese Kategorie an Fahrzeugen bietet Hybrid unserer Meinung nach das beste Package: Denn wir können das Gewicht vergleichsweise geringhalten, haben einen sehr niedrigen H-Punkt, damit man möglichst tief sitzt und trotz Hybrid ein Motorgeräusch – das nach wie vor von den Kunden gewünscht wird und immer emotionaler klingt als der beste Sound aus der Retorte. Und trotzdem führen wir unsere Kunden so ganz dezent Richtung Elektrifizierung. Denn man kann den Prelude teils auch rein elektrisch und extrem sparsam bewegen!
Gibt es schon einen Zeitpunkt für die Markteinführung?
Yamagami (lächelt): Mitte dieses Jahrzehnts.
Das könnte 2025 sein?
Yamagami lächelt wieder und legt den Zeigefinger vor den Mund…
Lebenslauf Tomoyuki Yamagami
Der 1969 geborene Ingenieur begann seine Karriere bei Honda 1998 im Research&Developement. 1999 trat er in die Abteilung für Geräusche und Vibrationen ein und entwickelte hier diverse Modelle, unter anderem den CR-V mit. 2009 wurde er dann Projektleiter der Chassistests für den 2013er Accord, was ihm sehr in die Hände spielte, denn Yamagami liebt es, zu „fahrwerken“, ebenso wie er hanggeschaltete Autos liebt. 2013 wurde er dann stellvertretender Projektleiter des nächsten Accord, bevor er diese Funktion 2016 für den Civic übernahm. 2022 wurde er dann Gesamtprojektleiter für den nächsten Civic und verantwortet zudem auch den Prelude. Privat hat er neben einem handgeschalteten Accord R von 2008 einen 2022er-Civic und einen Porsche Carrera S der Baureihe 997 – natürlich auch handgeschaltet. Da trifft es sich gut, dass er es grundsätzlich liebt, Autos zu fahren und zu pflegen.
Und jede Art von „Monozukuri“ – dabei geht es einfach um das handwerkliche Herstellen von Dingen, wobei der Fokus hier auf der präzisen Ausführung liegt: Und das gilt bei Yamagami sowohl fürs Kochen, Heimwerken wie fürs Nähen! Kein Wunder, dass die Ziernähte im aktuellen Civic alle so präzise laufen und er so kompetent „fahrwerkt“.
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