Interview Nico Rosberg: „Balance mit dem Planeten anstreben“
LOGISTIK HEUTE: Herr Rosberg, was war für Sie aus logistischer Sicht immer das spannendste an den Formel 1-Rennen?
Nico Rosberg: Die schier unglaubliche Geschwindigkeit, mit der das gesamte Equipment von einem Rennort zum nächsten transportiert wird – und das innerhalb weniger Tage. Sie müssen sich vorstellen, Sonntagabend ist Rennende in Singapur und am Donnerstag darauf beginnt das Training für den nächsten Grand Prix in Japan. In der Zwischenzeit wird das gesamte Fahrerlager am einen Ort abgebaut und am anderen Ort wieder aufgebaut. Diese logistische Leistung ist phänomenal, wenn auch leider noch lange nicht CO2-frei.
Sie haben sich Jungheinrich als Partner ausgesucht. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Zum einen hat mich natürlich gereizt, dass Jungheinrich Produkte vertreibt, die mit Mobilität zu tun haben. Das entspricht sehr genau meinen Interessen. Zum anderen teilen wir viele gemeinsame Grundsätze: Jungheinrich ist ein Familienbetrieb, der wertebasiert agiert und einen Fokus auf Nachhaltigkeit setzt. Außerdem gibt es bei Jungheinrich eine ausgeprägte Gewinner-Mentalität, man möchte gern Erster werden. Wir passen also sehr gut zusammen.
Warum sind Ihnen familiäre Strukturen bei Partnern so wichtig?
Weil insbesondere die Familie für mich einen sehr hohen Stellenwert hat. Meine Ehefrau und ich lieben uns seit 20 Jahren, wir haben zwei wunderbare Kinder miteinander. All das war auch der Grund für mich, mit dem Rennsport aufzuhören. Deshalb arbeite ich bevorzugt mit Partnern zusammen, bei denen diese Werte ebenso hoch angesiedelt sind wie bei mir.
Wie können sich kleine und mittlere Unternehmen sowie familiengeführte Betriebe aus Ihrer Sicht gut für die Zukunft aufstellen?
Indem sie wertebasiert handeln und diese Prinzipien in das gesamte Unternehmen tragen. Dazu zählt etwa, sich für zukunftsweisende Themen wie Nachhaltigkeit einzusetzen. So etwas muss von der Chefetage vorgelebt werden. Zum Beispiel, indem Führungskräfte mit dem Elektroauto zur Arbeit kommen oder sich gemeinsam mit ihren Mitarbeitern für ein soziales Projekt engagieren.
Nachhaltigkeit scheint in allen Belangen für Sie von Interesse zu sein. Warum?
Wir befinden uns aktuell in einer bedrohlichen Situation, was unsere Umwelt betrifft, und es ist abzusehen, dass wir unseren Planeten irgendwann nicht mehr im heutigen Maße werden bewohnen können, wenn wir nicht etwas ändern. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir alle gemeinsam Wege finden, wie wir unsere Ressourcen schonen können, statt sie sinnlos zu verschwenden. Wir müssen eine Balance mit dem Planeten anstreben.
Sie sind Mitorganisator des Greentech Festivals. Welche Themen bespielen Sie 2023 dort gemeinsam mit Ihren Partnern?
Momentan wird das Thema Wasserstoff für die Mobilität heiß diskutiert. Das werden wir sicherlich aufgreifen, weil unsere Teilnehmer genau so etwas interessiert. Aber wir möchten mit dem Greentech Festival mehr als nur aktuelle Themen der Nachhaltigkeit auf die Bühne bringen. Wir verstehen uns als Plattform für den Austausch – auch wettbewerbsübergreifend. Da wir den Klimawandel nur gemeinsam aufhalten können, möchten wir, dass die Leute auf unserer Veranstaltung zusammenkommen und sich zu bestimmten Themen verständigen und vernetzen.
Sie haben gerade das Thema Wassersstoff erwähnt. Daneben existiert noch der batterieelektrische Antrieb. Ist das aus Ihrer Sicht ein vorübergehender Trend oder wird sich diese Technologie durchsetzen?
Die Elektrobatterie ist definitiv eine Lösung mit hohem Zukunftspotenzial und wird in der Breite Anwendung finden. Zum einen, weil sie energietechnisch sehr effizient ist und aktuell noch weiterentwickelt wird. Gerade Solid State-Batterien bedeuten einen Riesensprung für elektrische Antriebe, weil sich die Energiedichte damit um ein Vielfaches erhöht. Elektrobatterien schreiben bei Flurförderzeugen bereits eine viel längere Erfolgsgeschichte als bei Autos.
Hält die Zusammenarbeit mit Jungheinrich hinsichtlich dessen Anregungen für Sie bereit?
Ja, unsere Partnerschaft inspiriert mich natürlich, wenn es um elektrische Antriebe geht. Aber nicht nur bei diesem Thema. Jungheinrich ist ebenso wie ich sehr am Start-up-Markt interessiert und hat vergangenes Jahr den AMR-Anbieter Arculus erworben. Das bietet für mich spannende Einblicke in diesen Markt.
Sie setzen sich ja selbst auch leidenschaftlich für Start-ups ein und sind seit 2020 als Investor in der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ aktiv. Was fasziniert Sie am Thema Jungunternehmen?
Auch hier ist es die Mentalität, die mich anzieht. Die Schnelligkeit der Entwicklungen, die man in diesem Sektor beobachten kann, finde einfach großartig, genauso fasziniert mich zu sehen, wie Innovationen in die Praxis umgesetzt werden. Und den Kampfgeist, den Jungunternehmen an den Tag legen, bewundere ich als ehemaliger Profisportler natürlich sehr.
Was genau muss ein Start-up mitbringen, um sich Ihre Aufmerksamkeit zu sichern?
Zuerst geht es mir um Thema und Geschäftsmodell – beides muss mich faszinieren und anziehen. Und dann spielen auch in diesem Marktsektor für mich gewisse Werte eine essenzielle Rolle. Dazu zählt, dass ein Jungunternehmen seinen Beitrag zu technologischen oder gesellschaftlichen Herausforderungen leistet.
Gibt es im Bereich der Start-ups ein Marktsegment, das Sie besonders interessiert?
Neben der Mobilität finde ich alle Geschäftsmodelle rund um das Thema Food sehr spannend. Erst kürzlich habe ich mich mit einem Start-up beschäftigt, das vegane Garnelen vertreibt. Darüber hinaus finde ich besonders in der aktuellen Situation Gründungen wichtig, die sich mit Energiethemen auseinandersetzen. Besonders reizvoll ist dabei aus meiner Sicht der Ansatz von Tesseract, einem britischen Start-up, das sich auf erneuerbare Energie spezialisiert hat. Das Besondere daran ist, dass Tesseract es zukünftig jedem von uns ermöglichen möchte, über Tokens einen Anteil an Windkraftparks oder Solaranlagen zu erwerben, um so die Energiewende voranzutreiben.
Das Interview führte Sandra Lehmann
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