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Interview Christian Schneider, Projektleiter BMW i7: Die Kunden wollen Platz, Leistung und Komfort - am besten im Überfluss

Christian Schneider kennt den i7 als Projektleiter in- und auswendig. Im Interview verriet er die Hintergründe zur Entstehung vom Lastenheft bis in kleine Details und gab so auch einige Einblicke hinter die Kulissen. Den Siebener bezeichnet das BMW Top Management gern als Meisterstück.

Christian Schneider an seinem "Baby": Der Projektleiter des i7 gab im Interview interessante Einblicke. | Foto: Sam Cobb
Christian Schneider an seinem "Baby": Der Projektleiter des i7 gab im Interview interessante Einblicke. | Foto: Sam Cobb
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Gregor Soller

Herr Schneider, gegenüber dem Vorgänger ist der neue Siebener nicht nur von den Abmessungen her ein Riesenschritt. Wie sah eigentlich das Lastenheft ihres „Meisterstückes“ aus?

Schneider: Hier war aus allen Märkten gefordert, Präsenz zu zeigen, Luxus zu bieten und technologisch führend zu sein. Und hier durchaus wieder einen größeren Schritt zu machen, als beim letzten Modell, bei dem wir bewusst näher an dessen Vorgänger geblieben waren

Der besteht ja vor allem darin, überall die aktuell bestmögliche Technologie anzubieten – was andere aber auch tun. Wo kommt diese Technologieführerschaft ihrer Meinung nach am Stärksten zum Ausdruck? 

Schneider (überlegt kurz und lächelt dann): Sowohl im Gesamtkonzept, als auch in Details wie zum Beispiel dem Theater Screen, einer Weltneuheit, die Teil des In-Car-Entertainments ist. Aber auch in der Bedienphilosophie oder dem Fahrwerk, bei dem wir Fahrkomfort und Sportlichkeit vereinen.

Wogegen aber das hohe Leergewicht von 2,7 Tonnen spricht…

Schneider: Wir haben hier praktisch jedes Teil im wahrsten Sinne des Wortes auf die „Goldwaage“ gelegt. Ohne intensive Detailarbeit würde so komplexes Fahrzeug deutlich schwerer sein.

Wann wird diese endlose – „größer-stärker-schwerer“-Spirale mal ein Ende haben? Irgendwann landen wir beim drei Tonnen schweren Sechs-Meter-Auto?

Schneider: Das ist schwer zu beantworten, solange der Kundenwunsch nach Luxus besteht, und dazu gehört eben in den Hauptmärkten wie China, der arabischen Halbinsel und Nordamerika auch viel Platz, Leistung und Komfort - am besten im Überfluss.

Trotzdem soll der neue Siebener wieder mit mehr Effizienz punkten – wie kann ein solcher Spagat überhaupt gelingen?

Schneider: Durch neue Fertigungsverfahren und dadurch, dass wir auch hier auf kleinste Details achteten: Das gilt für die Aerodynamik genauso wie für die Antriebe, Leichtbau oder das Bordnetz, bei dem wir den Verbrauch maßgeblich optimieren konnten.  

Gutes Stichwort: Konnte man hier auch Kabel und Steuergeräte einsparen? Viele Hersteller legen ja jetzt mehrere Funktionen in wenigeren großen Hauptsteuergeräten zusammen?

Schneider: Auch wir haben die Zahl der Steuergeräte reduziert, obwohl Funktionen und neue Steuereinheiten hinzukamen, zum Beispiel für die automatischen Türen - ebenfalls eine Weltneuheit.

Die unserer Meinung nach nicht unbedingt nötig gewesen wäre – damit die Türen gut öffnen, darf man auf keinen Fall zu nah danebenstehen und auch für das Schließen braucht man Geduld – aber wenigstens bleiben die Hände sauber.

Schneider: Eben! Auch die automatischen Türen waren tatsächlich eine Anforderung aus den Märkten. Tatsächlich brauchen sie ein kleines bisschen Eingewöhnung. Aber wenn Sie sich einmal daran gewöhnt haben, werden auch Sie dieses Feature nicht mehr missen wollen. Und es stimmt: Wenn sie beim Öffnen zu nah an der Tür selbst stehen, stoppt sie – aus Sicherheitsgründen.  Wir haben den Öffnungs- und Schließvorgang bewusst konservativ und vorsichtig ausgelegt.

Welches ist ihrer persönlichen Meinung nach das absolute Highlight am neuen Siebener? Sagen Sie jetzt bitte nicht der Theater Screen!

Schneider (lacht): Der ist zwar auch cool, aber für mich ist das ganz klar der Begriff „Tranquility“. Die wunderbare Ruhe im Auto, die wir durch viele Einzelmaßnahmen erreicht haben. Angefangen bei der Minimierung der Windgeräusche über die Dämmung bis hin zu den Reifen, die noch leiser abrollen.

So leise, dass tatsächlich eher der raue Straßenbelag zum Problem werden kann – und das Gebläse der Sitzkühlung, das diese tatsächlich vorherrschende herrliche Ruhe schon ab Stufe zwei stört. Warum muss ausgerechnet das so laut sein?

Schneider (lächelt wieder): Sie sprechen hier in der Tat ein besonderes Thema an. Denn tatsächlich wollen die Kunden bei den höheren Gebläsestufen auch eine konkrete akustische Rückmeldung. Aber tatsächlich könnte das Gebläse der Sitzkühlung auf der höchsten Stufe eine Idee leiser sein – darüber haben wir in der Tat auch schon diskutiert.

Können sie hier auch Synergien zwischen Rolls-Royce und der Marke BMW heben? Leise sein müssen die Luxuslimousinen ja alle?

Schneider: Tatsächlich lernen wir im Detail gegenseitig voneinander. So gab es die Wankstabilisierung bereits bei Rolls-Royce, aber wir haben sie mit 48-Volt-Technik weiter optimiert. Grundsätzlich gibt es aber nach wie vor viele Unterschiede zwischen den beiden Marken, auch wenn sie sich hinsichtlich einzelner Komponenten ähneln.

Sicher immer eine Herausforderung – a propos Herausforderung: welches war ihrer Meinung nach die größte Herausforderung bei der Entwicklung des neuen Siebener?

Schneider (denkt lange nach): Herausforderungen gab es immer wieder, aber grundsätzlich als größte Challenge sah ich persönlich, den E-Antriebsstrang und die Batterietechnik des iX in den 7er zu integrieren, und diesen gleichzeitig auch noch als Mildhybrid und Plug-in-Hybrid zu konstruieren

Diese „Power of choice“ verlangt auch viele Kompromisse – und hätte beim i7 unter der Haube Platz für einen Frunk gelassen, warum gibt es den nicht?

Schneider: Wir gehen bei der aktuellen Baureihe künftig von einem 60:40-Mix zwischen Fahrzeugen mit Mildhybrid und Fahrzeugen mit vollelektrischen bzw. PHEV-Antrieb aus. Ein Frunk hätte beim i7 Platz gehabt, aber der Ladeanschluss befindet sich in Fahrtrichtung gesehen rechts hinten. Daher empfinden wir ein Fach für das Kabel im Kofferraum als praktischer, anstatt den Nutzer jedes Mal die Haube öffnen und ums halbe Auto gehen zu lassen. Zumal unsere Marktforschungen ergaben, dass das Laden mit eigenem Kabel ein auf den europäischen Markt begrenztes Thema im Bereich öffentliches AC-Laden ist. Die meisten Kunden laden zu Hause an der Wallbox oder an Schnellladern

Aktuell kann der neue Siebener nach Level 2+ fahren – wie groß ist der Sprung auf Level 3?

Schneider: Das ist noch mal ein deutlicher Sprung. Unser Ansatz für Level 3 Fahrfunktionen konzentriert sich in erster Linie auf die Kunden und deren Bedürfnisse. Zu diesem Zweck haben wir Verkehrsmuster analysiert und die relevantesten Situationen identifiziert, in denen wir Kunden von ihrer Fahrverantwortung entlasten können. Für die Entwicklung dieser und anderer Funktionen werden wir in Sokolov in der Tschechischen Republik ein neues 600 ha großes Testgelände errichten. Wir werden sicherstellen, dass das System nach den höchsten Sicherheitsstandards konzipiert und entwickelt wird und dass es die allgemeine Sicherheit auf der Straße erhöht. Auf diese Weise können Kunden die Zeit und Freiheit, die sie auf ihrem täglichen Arbeitsweg gewinnen, voll ausschöpfen. Sie können beispielsweise unser breites Angebot an Unterhaltungs- und Konnektivitätsdiensten im Auto genießen. Oder vielleicht inspiriert sie der neue 7er ja auch zur Kreation ihres eigenen Meisterstücks.

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