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Interview Arnaud Charpentier von Nissan: Wir arbeiten an Überraschungen!

Im Interview erklärte Arnaud Charpentier, Region Vice President, Product Strategy and Pricing, wie Nissan die Transformation bis 2030 plant. Und nahm dabei auch zu den Themen V2X und Akkurecycling Stellung. Und erklärte, dass all diese Themen technisch leicht lösbar sind, der Teufel aber im Detail und ganz woanders steckt.  

Arnaud Charpentier ist Region Vice President, Product Strategy and Pricing bei Nissan. | Foto: Nissan/Sebastien Mauroy
Arnaud Charpentier ist Region Vice President, Product Strategy and Pricing bei Nissan. | Foto: Nissan/Sebastien Mauroy
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Gregor Soller

Bis 2030 hat Nissan viel vor und will rein elektrisch sein, korrekt?

Charpentier: Grundsätzlich wird Euro 7 samt der Einführung 2025 und Ausgestaltung maßgeblich sein. Es gibt noch keine offiziellen Fakten dazu, aber höchstwahrscheinlich wird es sich dann nicht mehr lohnen, nochmal in eine neue Verbrennergeneration zu investieren. Gleichwohl wissen wir aus unseren Analysen, dass noch nicht alle Kunden sofort rein elektrisch fahren wollen, weshalb wir von einer Elektrifizierung des Verbrenners in mehreren Stufen zum rein elektrischen Antrieb gehen werden. Ab 2030 werden wir nur noch Elektromodelle verkaufen.

Können Sie hier etwas detaillierter auf die Modellplanung eingehen? Nissan hatte viele markenprägende Ikonen im Programm, wie GT-R und ZX sowie Navara und Patrol?

Charpentier (lächelt): Sie haben den Qashqai und den Juke vergessen, sowie Leaf und Ariya! Die sind unsere neuen Ikonen. Aber der Reihe nach. Unterhalb des Ariya haben wir bereits ein elektrisches B-Segment Crossover angekündigt und den Einstieg wird ein elektrischer Kleinwagen sein, den wir gemeinsam mit Renault entwickeln. (ein ikonisches Derivat auf Basis des R5, Anm. d. Red.). Und in unserer „Ambition 2030“ haben wir bereits weitere Ideen aufgezeigt. Klar ist: Wenn wir einen GT-R rein elektrisch bringen sollten, darf das nichts Halbherziges sein, sondern es muss eine Überraschung geben, die keiner erwartet hätte. Daran arbeiten wir.

Plant Nissan dabei eine Aufwertung der Marke Richtung Premium?

Charpentier: Nein, das würde nicht zum Image passen. Die „Aufwärtsbewegung“ wird bei uns in Sachen Ausstattung und Technologie stattfinden, aber immer in dem Rahmen, der den Kunden nutzt. Und da werden wir auch in Zukunft manches anders machen als andere, so wie wir es jetzt mit E-Power tun. Wichtig ist, dass wir immer die Kunden im Fokus behalten und mitnehmen. 

Damit ist das „Weltauto“ in weite Ferne gerückt. Nissan bedient Nord- und Südamerika, Asien und Europa. Völlig verschiedene Regionen mit teils völlig unterschiedlichen Produkten? Wie lassen sich da Stückzahlen und Synergien heben?

Charpentier: Hätten Sie mich das vor zwei Jahren gefragt, hätte ich das auch kritisch gesehen. Mittlerweile findet die Transformation hin zur CO2-Neutralität weltweit statt. Und zur Region Europa gehört bei Nissan auch der mittlere Osten und Ozeanien mit Australien und Neuseeland. In allen Märkten werden die CO2-Vorgaben für die Autohersteller in den nächsten Jahren dramatisch strenger. Darauf sind wir vorbereitet. Und mit den CO2-Vorgaben steigt auch das Interesse und die Nachfrage nach Leaf und Ariya merklich - sogar in Saudi Arabien, einem Erdölland! Heißt: Die Elektromobilität wird kommen, aber in unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

Nissan gehört auch zu den Vorreitern beim Thema Vehicle to Grid und dem Thema Second-Life-Akku respektive Akku-Recycling. In der letzten Zeit wurde es darum aber etwas still. Waren Sie zu früh dran oder ist das Thema doch nicht so wichtig?

Charpentier: Oh doch! Technisch sind beide Themen nicht neu und absolut lösbar. Das ist kein Science Fiction und muss kommen. Dazu müssen aber noch mehr Kunden und Netzbetreiber die Möglichkeiten des Gesamtsystems Elektromobilität als mobiler Pufferspeicher erkennen. Und die Themen Second Life und Akkurecycling sind sowieso gesetzt, allein schon wegen der Verfügbarkeit der Rohstoffe.

Wie viele Autos braucht man in der EU, um diese komplett in ein energetisches Ökosystem einzubinden?

Charpentier (lacht): Viele - sehr viele! Und den Willen der Energieversorger, das auch zu tun! Und der ist leider nicht überall gegeben, da hier eine gewaltige Lobby dahintersteht, der dezentrale Energieversorgung leider eher ein Dorn im Auge ist. Aber zurück zu ihrer Frage: Wie groß der Bestand an bidirektionalen E-Fahrzeugen sein muss, lässt sich noch nicht sagen. Einige hunderttausend E-Mobile müssen es schon sein, um einen Effekt auf das Netz zu haben. Das hochskaliert bedeutet für die EU: Millionen Autos - dann wird das Thema Fahrzeug als Pufferspeicher im V2X-System richtig spannend!

Dank ChadeMO konnte der Leaf das ja schon, der Ariya kann es aber nicht mehr?

Charpentier: Das liegt an den Ladestandards. In Europa und den USA hat sich CCS durchgesetzt. Doch auch der soll V2X-fähig werden. Und die Anfragen nach energetischen Gesamtsystemen auf Kundenseite reißen nicht ab! Viele Privatleute und kleine Flotten wissen genau um das Potenzial. Deshalb glauben wir fest daran, dass die Integration der Elektromobilität in Energiekreisläufe kommen wird – und werden darauf vorbereitet sein!#

Danke für das Interview.

Das Interview führte Gregor Soller

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