InfluenceMap-Analyse zu Elektro-Plänen: Nur Tesla und Mercedes auf 1,5°-Kurs
Die größten Autohersteller der Welt untergraben die globalen Klimaziele, indem sie hinter den Zielen für Elektrofahrzeuge zurückbleiben, während sie zugleich Lobbyarbeit für die Verlängerung der Lebensdauer des Verbrennungsmotors leisten, kritisiert eine neue Studie des Londoner Klima-Thinktanks InfluenceMap. Alle zwölf Unternehmen, deren Policy und Pläne analysiert wurde, hätten zwar öffentlich ihre Unterstützung für das Pariser Abkommen erklärt. Aber nur eines davon, Tesla, engagiere sich für eine Politik, die mit den Zielen des Abkommens übereinstimmt, und nur zwei, Tesla und Mercedes-Benz, würden voraussichtlich schnell genug auf batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) umsteigen, um den 1,5°C-Pfad der Internationalen Energieagentur einzuhalten, bilanziert der Thinktank. Wobei der kalifornische Pionier Tesla von Anfang an ein rein elektrischer Hersteller war und ist.
Fast alle sind zu langsam unterwegs
Die Analyse der Prognosen für die Fahrzeugproduktion zeige einen klaren Zusammenhang zwischen dem klimapolitischen Engagement der Automobilhersteller und ihren Produktionsstrategien auf. Toyota zum Beispiel habe das negativste klimapolitische Engagement aller zwölf untersuchten Automobilhersteller. Das Unternehmen zeige auch die niedrigste prognostizierte BEV-Produktion, basierend auf unabhängigen Daten von IHS Markit.
"Der jüngste Bericht des IPCC macht deutlich, dass eine schnelle Verbreitung von batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen für die Erreichung der globalen Klimaziele entscheidend ist. Dennoch zeigt diese Studie, dass die großen Automobilhersteller nach wie vor zu den größten Gegnern der Klimapolitik auf der ganzen Welt gehören", monierte Ben Youriev, Programmleiter von InfluenceMap.
Fast alle Automobilhersteller hielten mit dem Übergang zu emissionsfreien Fahrzeugen nicht Schritt. Die Studie zeige, dass diejenigen, die am weitesten zurückliegen, sich auch am negativsten zur Klimapolitik äußern, so Youriev weiter. Die Ergebnisse basieren auf einer detaillierten Bewertung des klimapolitischen Engagements von zwölf Unternehmen weltweit, die mit einer Untersuchung der zukünftigen Produktionsdaten aller Automobilhersteller von IHS Markit bis zum Jahr 2029 (dem Umfang der aktuellen Prognosen) kombiniert wurden. Dies wird mit dem 1,5°C-Szenario der IEA für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors verglichen. Die Daten sind im neuen interaktiven Automotive Climate Tool von InfluenceMap enthalten.
Bis 2029 nur ein Drittel an BEVs weltweit
Das 1,5°C-Szenario der IEA zeigt einen Weg auf, um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Für den Verkehrssektor erfordert dies laut IEA die schrittweise Abschaffung von Verbrennungsmotoren (ICE) in Personenkraftwagen und eine schnelle Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge. Nach dem 1,5°C-Szenario der IEA müssen bis 2030 57,5 % der weltweit verkauften Fahrzeuge emissionsfrei sein. Um diese Zahl mit den Prognosen von IHS Markit für 2029 in Einklang zu bringen, müsste der Trend des 1,5°C-Szenarios der IEA bis zu diesem Jahr etwa 52 % erreichen. Es wird jedoch prognostiziert, dass die kombinierte weltweite Produktion von batterieelektrischen Fahrzeugen aller Automobilhersteller bis 2029 nur 32 % erreichen wird (und nur 0,1 % für FCEVs). Um das IEA-Ziel für 2030 zu erreichen, muss der Automobilsektor also die Produktion von emissionsfreien Fahrzeugen in den letzten 12 Monaten um 80 % steigern.
Vor allem die Japaner hinken hinterher
Nur zwei Automobilhersteller - Tesla (100 %) und die Mercedes-Benz-Gruppe (56 %) - werden voraussichtlich die für das Erreichen des Netto-Null-Ziels erforderliche Trendlinie für 2029 überschreiten. Den Daten von IHS Markit zufolge haben die drei Automobilhersteller mit den geringsten Plänen für die Produktion von Null-Emissions-Fahrzeugen (batterieelektrisch oder mit Wasserstoff) bis 2029 alle ihren Hauptsitz in Japan: Toyota (14 %), Honda (18 %) und Nissan (22 %).
Starke regionale Unterschiede innerhalb einer Marke
Allerdings gebe es innerhalb der einzelnen Automobilhersteller starke regionale Unterschiede, konstatiert die NGO. So würden beispielsweise 49 % der von Toyota in der EU produzierten Flotte bis 2029 batterieelektrische Fahrzeuge sein, während es in den Vereinigten Staaten nur 4 % sind. Toyota werde 2029 in beiden Regionen voraussichtlich keine wasserstoffbetriebenen FCEVs produzieren.
Die beiden Automobilhersteller mit Hauptsitz in den USA, Ford (36 %) und General Motors (28 %), werden den Prognosen zufolge mit ihrer weltweiten Produktion von batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen hinter den Anforderungen des 1,5°C-Szenarios der IEA zurückbleiben. Allerdings wird die Produktion von Ford in der EU bis 2029 voraussichtlich 65 % betragen.
SUV-Trend gefährdet die Dekarbonisierung
Der Bericht stellt auch fest, dass die wachsende SUV-Produktion die Dekarbonisierung des Automobilsektors bedroht. Die zunehmende Größe von Fahrzeugen sei ein Hauptfaktor für die weltweiten Verkehrsemissionen, und die 12 analysierten Automobilhersteller werden 2029 weltweit einen höheren Anteil an SUVs produzieren als 2020. Dadurch bestehe die Gefahr, dass ein Großteil der Emissionssenkungen, die durch die höhere Produktion von batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen erzielt werden, wieder zunichte gemacht wird.
Meisten Autohersteller in der Klimapolitik "negativ engagiert"
Wenn es um klimapolitisches Lobbying geht, schneiden acht der zwölf untersuchten Automobilhersteller im InfluenceMap-System zur Messung des Engagements im Vergleich zu den Benchmarks des Pariser Abkommens mit "D+" oder schlechter ab. Während diese Autohersteller ihre Unterstützung für den Klimaschutz auf hohem Niveau kommuniziert hätten, haben sie sich auch strategisch gegen bestimmte Maßnahmen zur Regulierung und/oder Abschaffung von ICE-Fahrzeugen ausgesprochen, kritisiert der Thinktank. Ein Vergleich mit den Daten zur Produktion von Elektrofahrzeugen zeige einen klaren Zusammenhang zwischen negativem politischen Engagement und niedrigen Prognosen für die BEV-Produktion.
Toyota verbessert sich, verharrt aber in Abwehrhaltung
Toyota ist laut InfluenceMap der Autohersteller, der weltweit am schlechtesten abschneidet, obwohl sich das Unternehmen in jüngster Zeit hinsichtlich der Transparenz seines politischen Engagements verbessert hat. Die Bewertung "D" spiegelt die negative Haltung des Unternehmens gegenüber politischen Maßnahmen zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors wider. Das Unternehmen sprechje sich strategisch gegen eine ehrgeizige Klimapolitik für den Straßenverkehr auf globaler Ebene aus und dränge gleichzeitig auf eine längerfristige Rolle für Hybridfahrzeuge mit Verbrennungsmotor gegenüber batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen, kritisiert die NGO. Mit dieser Position stehe Toyota im Widerspruch zum jüngsten IPCC-Bericht, in dem festgestellt wird, dass Elektrofahrzeuge, die mit emissionsarmer Elektrizität betrieben werden, auf Lebenszyklusbasis das größte Dekarbonisierungspotenzial für den landgestützten Verkehr bieten".
Wenig überraschend: Nur Tesla vollständig im Einklang mit Paris
Tesla (B) ist für den Thinktank der einzige Autohersteller, der die Pariser Klimapolitik weitgehend unterstützt und damit der klare Marktführer in diesem Sektor. Die übrigen drei Unternehmen - Volkswagen (C), Ford (C-) und General Motors (C-) - zeigten ein gemischtes klimapolitisches Engagement. Die Industrieverbände, die die Automobilhersteller in allen wichtigen Regionen (USA, EU, Deutschland, Japan und Großbritannien) vertreten, zeigten laut der NGO ein sehr negatives klimapolitisches Engagement und würden von den Automobilherstellern strategisch eingesetzt, um negative globale Lobbyarbeit gegen Klimagesetze anzuführen.
Große regionale Unterschiede spiegeln politische Rahmenbedingungen
Es bestehe eine starke Korrelation zwischen der Regierungspolitik zur Abschaffung von ICE-Pkw und der lokalen Produktion von batteriebetriebenen Elektroautos. In der Europäischen Union, die eine der ehrgeizigsten Strategien zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors verfolgt, werden nach Angaben von IHS Markit bis 2029 voraussichtlich 59 % der lokalen Produktion auf batterieelektrische Fahrzeuge entfallen. Dennoch scheinen einige große europäische Automobilhersteller wie BMW immer noch an der Spitze der Befürworter eines vorgeschlagenen CO2-Ziels der EU für 2035 zu stehen, das keine Emissionen vorsieht.
USA mit komplett anderem Szenario zu Europa
Die Ergebnisse in den Vereinigten Staaten sind laut der NGO fast das komplette Gegenteil des Szenarios der Europäischen Union. Nur zwei Automobilhersteller - Tesla (100 %) und Volkswagen (57 %) - würden voraussichtlich genügend batteriebetriebene Elektrofahrzeuge in den USA produzieren, um das IEA-Ziel zu erreichen. Zwar findet eine begrenzte Umstellung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor auf Elektrofahrzeuge statt, doch werden bis 2029 immer noch 65 % der in den USA produzierten leichten Nutzfahrzeuge von Verbrennungsmotoren angetrieben werden.
Japan: Im Inland vom Verbrenner dominiert
Japans inländisch produzierte Flotte werde laut der Prognose bis 2029 weiterhin von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor dominiert (76 %), wobei nur 14 % aller produzierten Fahrzeuge im Jahr 2029 batterieelektrisch sein werden. Dies spiegle die Dominanz von Hybridfahrzeugen mit Verbrennungsmotor in den Geschäftsstrategien der japanischen Automobilhersteller wider, was das Risiko erhöht, dass Honda, Nissan und Toyota bei batterieelektrischen Fahrzeugen weiter hinter die globale Konkurrenz zurückfallen, warnt der Thinktank.
Die Studie zeige auch, dass die großen Automobilhersteller planen, die Produktion von Verbrennungsmotoren nach Afrika, Indien und Südamerika zu verlagerten. In krassem Gegensatz zu Europa wird hier prognostiziert, dass in Südamerika bis 2029 nur 3 %, in Afrika 8 % und in Indien 9 % aller produzierten Fahrzeuge batterieelektrische Fahrzeuge sein werden. Selbst Autohersteller mit großen europäischen BEV-Ambitionen, wie Volkswagen, werden in diesen wichtigen Schwellenländern nur sehr wenige BEV produzieren, so die Warnung der NGO.
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