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IAA 2019: VDA will individuelle Mobilität und Klimaschutz vereinen

Positive Auftaktbilanz trotz der Proteste: Der Verband verweist auf 60.000 Besucher am ersten Publikumstag sowie 175.000 Gäste seit Beginn und sieht "hohe Attraktivität" der Messe unter Beweis gestellt. Mattes: "Demonstrationen gehören zur Debattenkultur". 

Trotz Blockaden gut besucht: Der VDA zog eine positive Bilanz des von Protesten begleiteten Wochenendes. | Foto: VDA
Trotz Blockaden gut besucht: Der VDA zog eine positive Bilanz des von Protesten begleiteten Wochenendes. | Foto: VDA
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Johannes Reichel

Trotz zum Teil massiver, aber friedlicher Proteste, Blockaden und einer Protestradsternfahrt mit Sperrung der Autobahn 661 und 648 am Wochenende hat der Verband der Automobilindustrie VDA eine positive Bilanz zum Start der IAA 2019 gezogen. Am ersten Publikumstag seien 60.000 Besucher auf das Gelände gekommen, seit Beginn der Messe habe man 175.000 Gäste gezählt, der E-Move-Track sei bereits 3.000 Mal gebucht worden, so Verbandspräsident Bernhard Mattes. Der Sonntag sei gar eine "Abstimmung mit den Füßen für das Automobil“ gewesen, meinte Mattes, der am Donnerstag Abend überraschend seinen Rücktritt zum Jahresende erklärt hatte. Er verwies zudem auf den hohen Zuspruch für Angebote wie den Offroad-Parcours oder die Probefahrten, zum Teil mit Elektrofahrzeugen. Aus Mattes Sicht sei das Interesse am Auto und an der Mobilität der Zukunft ist groß. "Klimaschutz und individuelle nachhaltige Mobilität seien Themen, die eine breite gesamtgesellschaftliche Debatte ausgelöst hätten.

„Wir beteiligen uns an diesem Dialog in vielfältiger Form. Auch die heutige Demonstration und Fahrradsternfahrt des Bündnisses aus Umweltverbänden und NGO gehören zur lebendigen Debattenkultur“, betonte Mattes.

Erstmals hatte man daher für den 13.09. zu einem offenen Bürgerdialog zur Mobilität der Zukunft mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern aus Frankfurt und hochrangigen Vertretern der Automobilindustrie, Politik und Gewerkschaften geladen. Man wolle dieses Format fortführen, um im gesamtgesellschaftlichen Dialog intelligente Lösungen für die Mobilität der Zukunft zu erarbeiten. Aus seiner Sicht gehe es nicht darum, Klimaschutz gegen nachhaltige individuelle Mobilität zu positionieren. Beides gehöre zusammen. "Die Lösung auf dem Weg zur emissionsfreien individuellen Mobilität sind Innovation und technologischer Fortschritt, nicht Verbote“, so Mattes Überzeugung.

Auch die Gegenseite äußerte sich zufrieden über die gewünschte Wirkung der friedlichen und geordnet verlaufenen Proteste. Man habe nicht die Messebesucher treffen wollen, sondern die Autohersteller. 

"Wir haben ein klares Zeichen gesetzt gegen diese Messe und die Autoindustrie", äußerte die Sprecherin des Aktionsbündnisses "Sand-im-Getriebe", Tina Velo.

Nach dem Eklat um die vermeintliche Ausladung des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann (SPD), die Absagen des Messebesuchs durch den Umweltarbeitskreis der SPD-Bundestagsfraktion sowie der Teilnahme des Darmstädter Oberbürgermeisters Jochen Partsch (Grüne) am Bürgerdialog und einem geplanten Gespräch mit Vertretern der "Fridays for Future-Bewegung", die dem VDA "mangelnde Gesprächsbereitschaft" vorwarfen, versuchte der Veranstalter den Messeablauf zu normalisieren. Mattes dankte der Polizei, den Einsatz- und Ordnungskräfte. Sie hätten mit "enormem Engagement, großer Umsicht und Augenmaß dafür gesorgt, dass das erste IAA-Publikumswochenende friedlich verlief und die Besucher auf die IAA kommen konnten.“ Feldmann, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Frankfurter Messe ist und persönlich stark auf E-Mobilität und in der Stadt auch E-Bikes setzt, hatte in einer von ihm auf Facebook veröffentlichten Rede geäußert:

„Frankfurt braucht mehr Busse und Bahnen, aber nicht mehr SUVs."

Mobilitätsschau statt Autopräsentation: Konzept und Ort auf dem Prüfstand

Hinter den Kulissen wird aber sowohl über das Format der IAA wie auch über den Standort der Messe debattiert. Der Vertrag zwischen Messe und Veranstalter wurde in jedem Fall noch nicht verlängert. Die Frage, wo die IAA künftig stattfinde, sei noch ungeklärt, äußerte VDA-Sprecher Eckehart Rotter gegenüber der Frankfurter Rundschau. Ende des Jahres, Anfang 2020 werde man entscheiden. In jedem Fall soll die Messe weniger eine Autoschau sein, sondern vielmehr eine Mobilitätsschau werden, bei der moderne Umwelttechnologie und "CO2-Neutralität" im Mittelpunkt stehe. 

Nachfolge: Oettinger wäre durch Karenzsperre geblockt

Bezüglich einer Nachfolgeregelung für Mattes, die nun zügig in Angriff genommen werden soll, ist wohl der zuvor gehandelte EU-Kommissar Günther Oettinger keine Option, da hier eine Karenzklausel der EU hinderlich wäre, die zwei Jahre Abstand vor der Übernahme weiterer öffentlicher Ämter vorsieht. Dem Vernehmen nach hatte der mit Mattes Leistung an der Spitze des Verbandes unzufriedene VW-Konzern bereits zuvor einen Headhunter für die Suche angeheuert.

Intern war sich die deutsche Autoindustrie nicht einig über die Prioritäten: Die einen, vor allem Premiumanbieter wie BMW und Daimler predigten "Technologieoffenheit" und setzten auf Plug-In-Hybride, um ihr Geschäftsmodell möglichst lange aufrechtzuerhalten. Andere wie der energische VW-Chef Herbert Diess konzentrieren sich klar auf den vollelektrischen Antrieb und argumentieren, das sei der einzige Weg, die Klimaziele noch zu erreichen. Offenbar wurde von VW auch immer wieder Kritik an Mattes laut. Und umgekehrt kam prompt Bedauern von Daimler, aber auch vom Zulieferer Continental: Sie hätten gerne mit Mattes zusammengearbeitet, hieß es.

 

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