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IAA 2017: Die bessere Black Cab fährt elektrisch

Londons Taxis sollen bald ausgeraucht haben und dann die Welt erobern: Die neuen TX-Modelle kombinieren einen Elektro-Motor mit einem kleinen Benziner als Range-Extender und fahren auch sonst technisch groß auf. Hinter dem Unternehmen steckt der chinesische Gigant Geely.

Außen retro, innen modern: Die Neuauflage des "Black Cab" ist höchst seriös mit neuester Technik bestückt, vom E-Antrieb bis zu Fahrerassistenz. | Foto: J. Reichel
Außen retro, innen modern: Die Neuauflage des "Black Cab" ist höchst seriös mit neuester Technik bestückt, vom E-Antrieb bis zu Fahrerassistenz. | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

Londons legendäre Taxis werden werden zum Nichtraucher: Die sogenannten TX5-Modelle des britischen Herstellers LEVC kombinieren einen 110-kW-Elektro-Motor mit einem kleinen Benziner als Range-Extender. Der lädt die Lithium-Ionen-Akkus von LG Chem nötigenfalls in Fahrt wieder auf, im Stand sollen die Speicher in acht Stunden wiederbefüllt sein. Rein elektrisch sollen die knuffig dreinblickenden Großraum-Vans 129 Kilometer weit kommen, bei leerer Batterie springt der Benziner an. Insgesamt soll das für 644 km Reichweite genügen, ausreichend für eine Arbeitswoche in der staugeplagten Millionenmetropole. Doch die London Taxi Company, seit 2013 fest in Händen des chinesischen Autogiganten und Volvo-Besitzers Geely, soll weltweit für Entlastung sorgen und auch in deutschen Passagiere "kutschieren". Das hat jedenfalls der frühere Opel-Chef und jetzige Geely- und LTC-Aufsichtsrat Carl-Peter Forster angekündigt. Klar, irgendwo müssen die 20.000 Exemplare, die aber Herbst im neuen Werk in Ansty produziert werden können, ja hingehen.

Feststeht nach dem ersten Probesitzen auf der Messe in Frankfurt: Sie haben im Inneren deutlich mehr Platz als im antiquierten Vorgänger TX4 mit Diesel-Motor. Der Zugang erfolgt bequem über gegenläufig angeschlagene Portale, vor allem aber ist der Boden im Fond topfeben gestaltet. Man sitzt auf ordentlich gepolsterten, sogar konturierten Sitzen, überall sorgen dicke gelbe Griffe für Halt, die dunklen Veloursteppiche verströmen einen Hauch von Luxus. Sechs Passagiere haben hier gut Platz, sie können sich über WLAN-Anschluss ebenso freuen wie über die obligaten USB- und 230-Volt-Ladestecker. Einst eher eine dunkle Höhle, wirkt der Passagierraum in der Neuauflage luftig und Licht, wozu auch das gläserne Panoramadach beiträgt. Futuristisch geht es im Cockpit zu. Zwar zeigt es sich im Look als gelungene neue Interpretation des alten Designs, mithin voll retro. Aber statt Analoguhren glimmen einen ein cool designte LCD-Display an. Zusammen mit dem mittig platzierten, großen Tablet-Screen dürften hier keine Informationswünsche offen bleiben.

Klassik und Moderne: Trennscheibe mit digital Interface

Very british auch: Im TX5 herrscht höchste Diskretion (und Sicherheit) dank Plexiglas-Trennscheibe, die natürlich eine Durchreiche für Kleingeld integriert. Trotzdem soll man für den Fall einer Nachfrage über ein digitales Interface mit dem Chauffeur kommunizieren können. Der Fahrer darf sich über einen bestens konturierten Sitz freuen, im Beifahrerraum bleibt Platz für Gepäck oder Frachtstücke. Das ist gut so, denn der Kofferraum hinter der kleinen Klappe fällt spärlich aus und wird zudem vom Reserverad okkupiert. Praxisnah: Während der Fahrt verschließt das Taxi automatisch die Türen.

Aber auch unter dem Blech ist die grüne Neuauflage der Black Cab up to date: Fahrerassistenzsysteme wie Abstandstempomat, autonomes Notbremssystem, Spurverlassenswarner oder Kollisionswarner sind ebenso mit an Bord wie eine Armada an Airbags für Fahrer und Passagiere. Ohnehin soll die Grundstruktur aus Aluminium sehr robust sein. Das ist überhaupt das Stichwort: Gründlich gemacht muss die neue London Cab auch sein, um den 13-seitigen Kriterienkatalog "conditions of fitness" der städtischen Behöredne zu erfüllen. Da werden dann auch Wendekreis oder Rollstuhltauglichkeit vorgeschrieben.

Und weil man sich nicht nur auf den kriselnden, von Uber&Co herausgeforderten Taxi-Markt verlassen will, sind auf Basis des TX5 auch kleinere Lieferwagen für KEP-Dienste und Handwerker geplant. Preise für das grüne "Black Cab" nennt man am Stand zwar nicht. Aber schon das staatliche Incentive von bis zu 8.800 Euro dürfte ebenso ein gutes Argument sein wie versprochene 97 Pfund Spritkostenersparnis pro Woche im Vergleich zu einem TX4-Modell (7,2 l/100 km). Übertroffen in seiner Schlagkraft nur noch von der Tatsache, dass ab Januar nur noch Taxis in London zulassungsfähig sind, die viele Meilen ganz ohne Abgase fahren können. Dann wird "Elektro" zum Auschlusskriterium, das über "Sein oder Nicht-Sein" eines Metropolen-Taxlers entscheidet.

Was bedeutet das?

Als "Startup" wie sonst viele auf der New Mobility World zu sehen sind, kann man LEVC nun nicht bezeichnen. Mit der massiven Unterstützung von Geely ist ein ebenso kultiges wie technisch hochwertiges Taxi für die mobile Moderne entstanden, das dem Fahrer wie dem Passagier auch etwas bietet und Erlebnisfaktor hat. Absolut kultverdächtig, auch ohne Qualm und Gebrumm!

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