Beispiel "Berlkönig": Attraktive Fahrzeuge, geschmeidige App
Schnell geht das in Zeiten der Start-Up-Culture und der New Mobility: Erst vor zwei Monaten ist das Daimler-Joint-Venture mit Via Van mit der Berliner BVG und dem Berlkönig in ihr Shuttle-On-Demand-System gestartet. Seit Anfang November läuft das Angebot eben auch im 24/7-Einsatz. Dem Vernehmen nach zur vollen Zufriedenheit aller Beteiligten, wie Projektleiter Frederic Ueberschaer erklärt: Mittlerweile seien die Zugriffe höher als erwartet, was vor allem in den Nachtstunden im Zentrum Berlins niemanden überraschte. 55.000 Nutzer hätten sich seit Start mit einem "Berlkönig" auf Tour begeben. Victoria Markewitz, verantwortlich für das Business Developpment bei Via Van Europa, hat auch sofort Zahlen differenziert nach Personen- und Fahrzeugkilometern aus New York parat, die den Vorwurf entkräften, die neuen Dienste würden für mehr Verkehr sorgen. Die Auslastung in den Berlkönigen sei bereits in der Startphase deutlich höher als in konventionellen Taxi-Angeboten, erklärt sie. Man produziere durch den Bündelungsalgorithmus gesteuert schlicht weniger Leerfahrten, in denen nicht Passagiere, sondern nur das Auto bewegt wird. Und: Man sieht sich nach wie vor als Ergänzung des ÖPNV. In typischer BVG-Manier wird das Angebot übrigens mit einem coolen Werbefilm featuring Uwe Ochsenknecht beworden, auch das gehört zur neuen "coolen" Mobilität.
Der Schlüssel liegt in einer App
Doch mittlerweile müssen Berlkönig und -königin sich auch in verkehrsarmen Zeiten wie Montag oder Dienstag vormittag beweisen, was ebenfalls langsam ins Laufen komme. „Die erste Woche war zu solchen Zeiten echt hart, aber mit der Bekanntheit steigen auch zu diesen Zeiten die Zugriffe“, freut sich Ueberschaer. Rücken an Rücken mit dem BVG-Stand warb die am Projekt beteiligte Daimler-Tochter „Via Van“ übrigens separat für ihre Ride-Hailing-Projekte. Die nächsten Schritte: Zu den elektrifizierten 80 B-Klasse-Modellen und zehn Diesel-V-Klasse kommen demnächst eVito/V-Klasse und im nächsten Jahr eSprinter Tourer. Die Zahl der Fahrzeuge soll von Anfangs 50 auf 100 und dann bis auf 300 Modelle steigen. Der Schlüssel für die steigende Beliebtheit liegt in einer von dem einstigen US-Start-Up mit einem klugen Algorithmus hinterlegten App, die für den Nutzer leicht bedienbar ist, erklärt ein Verantwortlicher. Und damit fügt man sich prächtig in das Profil der Hypermotion: Software meets Hardware macht New Mobility.
Beispiel Carl E: Die Rückkehr des Anruf-Sammel-Taxis 4.0
Ein ähnliches Konzept irgendwo zwischen ATS (Anruf-Sammel-Taxi), ALT (Anruf-Linien-Taxi) in verkehrsschwachen Zeiten und öffentlichem Nahverkehr verfolgt CarlE, wo man ebenso diverse Ride-Hailing respektive Sammelfahrdienste verschiedenster Ausprägungen anbieten möchte.
"Mit CarlE wollen wir den ÖPNV als modernen Verkehrsträger präsentieren und die Chance bieten, seine Attraktivität für die letzte Meile zu erhöhen", umreißt CEO Benjamin Schmidt den Anspruch.
Gestartet ist man mit dem On-Demand-Dienst schon in Aschaffenburg, Gaggenau und Rastatt, bald soll Karlsruhe folgen, weitere Städte sind interessiert. Clou des Konzepts: Man bietet Kommunen sowohl einen Service aus einer Hand inklusive der coolen LEVC-London-Cab-Fahrzeuge zur Ergänzung des ÖPNV an, als auch Taxi-Unternehmern eine Beratung, Ergänzung und Erweiterung ihres Portfolios, wie der Vertreter des betreibenden, Großostheimer Metropolis Service Matthias Schmidt erläutert. Weiterer Clou: Dem Nutzer bleibt es überlassen, ob er ganz traditionell wie beim ATS per Telefon einen Wagen bestellt oder sich per Smartphone-App einen "ruft". "Wir bieten beides, analoge und digitale Welt vereint", wirbt Schmidt. Und ergänzt, dass das natürlich auch für die Bezahlvorgänge gilt.
CarlE: Wie die Hypermotion - analoge und digitale Welt verbinden
Dass man dafür die jüngst gelaunchte Neuauflage des legendären London-Taxis nutzt, das über Hybrid und Rollirampe verfügt, hat neben der Barrierefreiheit und dem großzügigen Raumangebot weitere Gründe: "Wir wollen etwas besonderes bieten, zum anderen eine nachhaltige und langlebige Lösung", erläutert Schmidt und langt wie zum Beweis nach den wie für die Ewigkeit angebrachten Handläufen am unterschütterlichen Türrahmen. Nach fünf Jahren habe man die Möglichkeit, das Auto für ein Batterie-Update ins Werk zurückzuschicken.
"Die Technologie ist die ideale Brücke ins Elektrozeitalter, denn wir können jetzt schon damit beginnen, ohne den Aufwand eines reinen Elektrofahrzeugs inklusive Ladeinfrastruktur in Kauf nehmen zu müssen", erklärt Schmidt.
Was er dafür sehr wohl in Kauf nimmt, ist ein etwa zu einer E-Klasse oder einem Toyota Prius Hybrid doppelter Anschaffungspreis. Das Fahrzeug profitiert klar von der neuen Mutter Geely: Die überträgt nämlich Volvo-Technik mit Dreizylinder-Benzin-Motor als Range-Extener und Hybrid-Triebstrang aus den Volvo-Modellen und zudem die hohe Wertigkeit in das britische Kultmodell, was dessen Verarbeitungs- und Detailqualität gegenüber dem dieselnden Vorgänger massiv gehoben hat.
Beispiel Cargobikes: Großes Potenzial, per Sharing erschließen
Abgerundet wurde die bunte Fahrzeug- und Konzeptpalette von diversen Pedelecs, Lastenrädern. Autozulieferer Brose etwa ließ tief blicken ins Innenleben eines von dem Herstelelr zig-tausendfach gefertigten Elektromotors. Besonderheit des Brose-Antriebs, made in Berlin: Die Zahnräder greifen nicht direkt ineinander, sondern über einen Zahnriemen. Das soll das Anfahren mit dem E-Bike, ausgestellt war ein schnittiges Pedal Power-Rad, geschmeidiger und natürlicher gestalten. Kaum weniger technisch, dazu aber mit verkehrspolitischem Antrieb tritt das Frankfurter Start-Up Sigo an, um die Fortbewegung in den Städten zu revolutionieren: Sigo nennt sich das E-Cargobike-Sharing-Unternehmen, das im nächsten Jahr loslegen will.
"E-Lastenräder werden unsere Städte nachhaltig verändern. Mit dem Sharing werden sie für jeden zugänglich", glaubt CEO Tobias Lochen.
Der Clou an den dem ersten Eindruck nach hochsolide und wertig gefertigten einspurigen E-Cargo-Bikes mit klassischer und vielseitiger Sperrholzbox vor der Vorderachse: Sie lassen sich in den Bike-Ständern aufladen, per induktivem Kontakt, sodass man "vollautomatisch" einparkt und nicht groß "kabeln" muss. Gebucht wird der analoge Kleintransporter, na klar, per App und Kundenkarte. Selbstredend bietet man das Konzept auf Basis der Hardware individualisiert und im Branding gestaltbar etwa für Verkehrsbetriebe an. Auch die Anbindung an vorhandene Buchungssysteme ist möglich. Und man erledigt zugleich den Betrieb und die Instandhaltung des Bike-Sharing-Systems. Mal sehen, wie Sigo 2019 aus den induktiv geladenen Start-Blöcken kommt.
Beispiel Elektrifizierung im Fuhrpark: "Start-Hilfe" mit System
Aus denen ist der E-Carsharing-Anbieter mobileeee längst heraus: Die Frankfurter Firma um Sales-und Marketing-Chef Florian Fröhlich hat sich darauf spezialisiert, Fuhrparkverantwortliche jeglicher Couleur oder auch Immobilienbetreiber bei der Elektrifizierung quasi "Start-Hilfe" zu leisten und sieht sich durchaus als "Enabler" respektive "Türöffner". Von der Beratung bis zur Beschaffung von E-Fahrzeugen erstreckt sich das Portfolio, das aber nicht bei klassischen Autos wie dem ausgestellten eGolf verharrt, sondern auch Leicht-Elektro-Fahrzeuge wie den breitreifigen "Scrooser" oder ein auch für intralogistische Anwendungen tauglichen TecTrike von Levcon umfasst. Mit Anhängekupplung versehen, eignet sich das rollende "Trittbrett" sowohl für Waren-Kommissionierung als auch für die Zustellung von Briefen und Paketen.
Beispiel Mobilitätsdienst: Firmenstandort an Mobilität 4.0 anbinden
Beim Münchener Start-Up Mobily.Me wiederum hat man sich spezialisiert auf innerbetriebliche Mobilität und stellt quasi ein "Moovel für Firmen" dar, dass für die Mitarbeiter großer Firmen die innerstädtische Mobilität komplett verkehrsträgerübergreifend organisiert. Bei BMW in München umfasst das etwa neben den ÖPNV, Taxi, Scooter, Carsharing-Sortiment auch die Werksfahrrad-Flotte, wie Mitgründer Stefan Rademacher erklärt. Damit sortiert man das Fortkommen zwischen den einzelnen Standorten auf übersichtliche Art und Weise, klar, in einer leicht bedienbaren App und selbstredend in Echtzeit. Sozusagen "die Anzeigetafel für das Büro 4.0" will man damit schaffen.
"Unser Ziel ist es, Firmengebäude und Standorte mit der Mobilität der Zukunft zu vernetzen", erklärt der Gründer.
Beispiel Logistik: Komplexe Transportketten in Echtzeit verfolgen
Um Echtzeitdaten geht es auch bei der Synfioo GmbH, aber auf einem ganz anderen "Kanal". Hier hat man es sich zum Ziel gesetzt die sogenannte ETA, Estimated Time of Arrival, für Logistiker eine entscheidende Größe, transparenter und präziser zu beziffern. "Das beruht alles auf mathematischen Daten und Berechnungen, die wir in unsere Anwendung fließen lassen", beschreibt Verkaufsleiter Thomas Richter. Für Logistikfirmen ist es schließlich essentiell zu wissen, wann Nachschub der Waren genau kommt, um die weiteren Prozesse zu planen. Und das macht Synfioo verkehrsträgerübergreifen - Straße, Schiff, Bahn, Flugzeug - alle Daten verarbeitet das System - und am Ende steht die ETA mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf dem Schirm.
"Mit unserer Anwendung erfahren Logistikunternehmen sofort, wo störende Einflüsse wie Staus, Sicherheitskontrollen, Streiks, schlechtes Wetter, etc. sich negativ auf ihre Transportplanungen auswirken.Transportplaner haben mit dem "ETA-Service" die Möglichkeit, ohne Zeitverlust gezielt über alternative Maßnahmen zu entscheiden", beschreibt Richter.
Was bedeutet das?
Wie sagte der CarlE-Gründer Schmidt so schön: Die Mobilität selbst ist ja noch nicht digital, so lange wir uns nicht beamen können. Aber wie sich die nach wie vor "analog" erfolgende Mobilität, die Bewegung von A nach B mit digitalen Mitteln vereinfachen lässt, dafür boten sich Dutzende von cleren Ideen und Ansätzen auf der hypermotion, ergänzt und neue Fragestellungen und Messe- sowie Vortrags- und Diskussionskonzepte. Die hypermotion trägt dem Rechnung und kommuniziert das mit so provozierenden Fragen nach dem IQ eines Gabelstaplers oder wann der nächste Bus zum Mond fährt. Klar ist das provokant, aber auch erfrischend. Und letzlich schwingt auf der gesamten Veranstaltung an allen Ecken und Enden die Meta-Frage mit, wie sich mit den Mitteln der neuen Mobilität eventuell sogar die Welt retten - oder zumindest ein bisschen nachhaltiger machen lässt. (jr/gs)
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