Hessische Regierung tauscht E-Dienstwagen: Klimarat spricht von "Rollback beim Klimaschutz
Nach dem Wechsel in der hessischen Landesregierung von Schwarz-Grün auf Schwarz-Rot schrumpft die Zahl der Elektrofahrzeuge in den Reihen der Minister-Dienstwagen. Unter anderem Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) ist nach seinem Amtsantritt von dem vollelektrischen Mercedes des Vorgängers Tarek Al-Wazir (Grüne) auf einen Audi A8 Hybrid umgestiegen. «Ich stehe für die Mobilitätswende und für den Schutz meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deswegen setze ich derzeit auf Hybridfahrzeuge für eng getaktete Langstrecken und auf Stromer für kurze und mittlere Distanzen», erklärte Mansoori auf Anfrage. Dienstwagen sind in der Regel Leasingfahrzeuge.
«Ehrlichkeit, Pragmatismus und Technologieoffenheit tun der Debatte über Antriebstechnologien gut», argumentierte der Minister. «Mit dem technischen Fortschritt wird die E-Mobilität noch praktikabler werden.» Auch andere Ressortchefs haben gewechselt oder planen dies. Zunächst hatte die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» über das Thema berichtet. Der wissenschaftliche Klimabeirat Hessen kritisierte die Rückumstellung von E-Autos auf Hybridfahrzeuge.
«Das ist ein Rollback beim Klimaschutz. Hessen wird so seiner proklamierten Vorbildrolle nicht gerecht», erklärte der Vorsitzende, Professor Sven Linow. Angesichts der Dringlichkeit, die Elektromobilität zu fördern, sei das ein falsches Signal. «Elektro-Pkw weisen das geringste Treibhauspotenzial auf und sind im Bereich der Effizienz damit Benzin- und Diesel-Pkw, anderen Alternativen sowie insbesondere Hybridantrieben überlegen.»
Linow mahnte, es dürfe nicht suggeriert werden, dass E-Dienstwagen nicht praktikabel seien. «Zahlreiche Unternehmen stellen bereits ihren gesamten Fuhrpark auf 100 Prozent elektrisch um.» Der Klimabeirat wurde im April 2023 von der hessischen Landesregierung berufen. Er ist ein unabhängiges Beratungsgremium für Klimaschutz und Klimaanpassung.
Wirtschaftsministerium verweist auf lange Ladezeiten
«Vollelektrische Pkw verfügen weiterhin über eine begrenzte Reichweite», argumentierte dagegen das Wirtschaftsministerium. «Die Ladezeiten sind hingegen je nach Ladesäule sehr lang.» Dies habe in den vergangenen Monaten dazu geführt, dass die Fahrer der Dienstwagen in ihren Pausen und nach Feierabend aufladen mussten, um die teils sehr weiten Strecken zu bewältigen. «Dieses Vorgehen war sehr belastend für die Fahrer und damit nicht geeignet für die Pkw der Hausleitung.» In der Dienstwagenflotte des Ministeriums sind neben vier vollelektrischen BMW i5 eDrive40 mehrere weitere Hybridfahrzeuge.
Landwirtschaftsminister Ingmar Jung (CDU) fährt - noch - mit dem BMW i7 xDrive60 mit rein elektrischem Antrieb seiner Vorgängerin Priska Hinz (Grüne). Jedoch ist nach den Aussagen einer Sprecherin ein Audi A8 L 60 TFSI e quattro mit einem Plug-In-Hybridantrieb bestellt. «Die Gründe liegen in der begrenzten Reichweite sowie der langen Ladezeiten. Aufgrund regelmäßiger Dienstfahrten in Regionen mit wenig Ladeinfrastruktur hat sich das vorhandene Dienstfahrzeug nicht bewährt.» In der Flotte des Hauses gibt es neben Hybridfahrzeugen auch sechs VW iD4 mit rein elektrischem Antrieb.
Sozialministerin Hofmann weiter vollelektrisch unterwegs
Auch Kulturminister Timon Gremmels (SPD) nutzt nach den Worten seines Sprechers einen Audi A8 60 TSFI e quattro Plug-In-Hybrid. Bei Amtsantritt habe der vollelektrische Mercedes-Benz EQE 500 4Matic der Vorgängerin Angela Dorn (Grüne) zur Verfügung gestanden. Für den Wechsel auf die neue Antriebsart habe es mehrere Gründe gegeben, erläuterte der Sprecher und verwies unter anderem auf den Wohnort des Ministers in Nordhessen. Ein normaler Tagesablauf mit diversen Außenterminen sei mit einem vollelektrischen Fahrzeug ohne längere Ladepausen nicht oder nur schwer möglich gewesen. Die Dienstwagenflotte bestehe aus fünf Hybridfahrzeugen und einem vollelektrischen Wagen. Sozialministerin Heike Hofmann (SPD) nutzt dagegen weiter den vollelektrischen BMW i5 M60 xDrive, der nach den Worten eines Ministeriumssprechers noch während der Amtszeit ihres Vorgängers Kai Klose (Grüne) beschafft wurde.
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