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Günsel B9: Nordzyperns erster Stromer

Günsel von der Insel: Mit der neuen Marke hätte die Insel Zypern im Nordteil eine eigene Automarke samt Elektromodell.

Der Günsel B9 wäre neben dem Togg die zweite türkische Elektomarke - in dem Fall in Nordzypern. | Foto: Günsel
Der Günsel B9 wäre neben dem Togg die zweite türkische Elektomarke - in dem Fall in Nordzypern. | Foto: Günsel
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Gregor Soller

Zypern ist eigentlich ein eigenes Land: Aus britischen Kolonialzeiten stammt der Linksverkehr im Südteil, der Nordteil wurde 1974 von der Türkei besetzt. Seitdem ist die Insel geteilt und Konfliktherd zwischen Griechenland und der Türkei, zumal die Türkei den Nordteil als Hoheitsgebiet beansprucht – das nur von ihr selbst als solches anerkannt wird, während der Süden zur EU gehört.

Am Anfang stand der Traum, Autos zu bauen - und ein Museum

Völlig unabhängig davon wird im Nordteil seit 2016 unter der Automarke Günsel ein kompaktes Elektroauto entwickelt. Dahinter steht Dr. Suat Günsel, dem Gründungsrektor der Universität Nähen Ostens. Schon als Kind baute der Automodelle aus Lehm und träumte davon, einmal eine Autofabrik zu gründen und Pärchen beim Fahren in offenen Autos zuzusehen, was ausgerechnet in Zypern nicht so einfach war. Also gründete er ein Museum. Und dann doch eine Autofabrik, die dazu auf die Entwicklungsressourcen der Universität zurückgreifen kann. Bereits 2019 konnte man einen ersten Prototyp des Günsel B9 präsentieren, jetzt soll Serienproduktion vorbereitet werden – mittlerweile sind mehrere seriennahe Prototypen gebaut worden.

Nur 1.420 kg Leergewicht

Die Daten dazu sind allerdings noch dünn: Der Günsel B9 kommt ungewöhnlicherweise als zweitüriger(!) Kompakter mit Steilheck in Shooting-Brake-Optik. Für Vortrieb sorgt eine 140 kW und 300 Nm listende E-Maschine, der den nur 1.420 Kilogramm leichten B9 in 7,7 Sekunden auf Tempo 100 schießen soll. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 150 km/h limitiert. Das geringe Gewicht will man mit Alufahrwerk und einem Vorderwagen aus Composit erreichen.

Die im Fahrzeugboden verbaute Lithium-Ionen-Batterie bietet 52,6 kWh Kapazität für bis zu 350 km Reichweite, wovon real eher 250 bis 300 bleiben dürften. Nachgeladen ist der Akkupack am DC-Lader laut Günsel in 30 Minuten auf 80 Prozent. Den Verbrauch gibt Günsel mit günstigen 14 kWh/100 km an.

Darüber stellt die Marke den J9 in Aussicht: Ein 280 kW starkes fünftüriges SUV mit bis zu 500 km Reichweite, der gleichen Ladezeit und 200 km/h Topspeed.

Was bedeutet das?

Von Zypern in die Welt? Das muss jedenfalls der Weg sein, wenn Günsel seine Elektrofahrzeuge samt Akku in Nordzypern großserientauglich und zu bezahlbaren Tarifen herstellen möchte. Wobei davon auszugehen ist, dass man sich anfangs in die Türkei und nach Europa orientieren wird – vielleicht sogar nach Griechenland? Die Webseite führt neben türkisch und englisch auch russisch, französisch und deutsch als Sprachen auf. Ende 2023 sollte man mehr wissen.

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