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Grün für Radler statt Autos: Verkehrswende in Eimsbüttel

Mit einem Pilotprojekt macht der Hamburger Stadtteil in Sachen Verkehrswende weiter von sich reden: An einer Kreuzung haben Radler und Fußgänger Priorität vor dem "fließenden Autoverkehr". Der muss jetzt warten. Ausnahme: Busse: Ein Paradigmenwechsel, der Schule machen könnte.

Grüne Welle für grüne Verkehrsmittel: In Hamburg wurde die Logik jetzt umgedreht und Autos müssen an der Ampel warten. | Foto: AdobeStock
Grüne Welle für grüne Verkehrsmittel: In Hamburg wurde die Logik jetzt umgedreht und Autos müssen an der Ampel warten. | Foto: AdobeStock
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Johannes Reichel

Im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel ist ein Pilotprojekt gestartet, das an einer viel genutzten Ampel Radlern und Fußgängern Vorfahrt einräumt und an der Autofahrer Grün anfordern müssen. An der Kreuzung Bundesstraße/Kaiser-Friedrich-Ufer sorgt die Bedarfsampel, an der normalerweise Autos Vorfahrt haben und alle anderen Verkehrsteilnehmer ein Grünsignal anfordern müssen, nun für eine Umkehr dieser Logik, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.

An der Stelle passieren normalerweise im Schnitt täglich 6.000 Fahrzeuge, denen 7.000 querende Passanten zu Fuß oder Rad gegenüberstehen. Darüber hinaus handelt es sich um einen wichtigen Schulweg. Auf der Strecke gilt ohnehin Tempo 30. Nun werden die Fahrzeuge von einer Wärmebildkamera gescannt, die nach neun bis 22 Sekunden ein Signal zum Umschalten der Ampel auslöst. Das hängt allerdings noch davon ab, wie viele Radler und Fußgänger zeitgleich unterwegs sind. Bei Passage eines Busses löst die Ampel allerdings früher aus, damit Verspätungen vermieden werden.

Im Endeffekt sollen durch die bedarfsgesteuerte Regeleung Radler und Fußgänger sowie Autofahrer nie länger als 20 Sekunden warten müssen, während sich früher dem Vernehmen nach lange Stauungen für Radler und Fußgänger ergeben hätten, zudem auch Unfälle, weil vom Warten genervte Passanten die Kreuzung doch querten.

Weitere Ampeln sollen umgestellt werden

In Hamburg will man schon nach den ersten Erkenntnissen weitere Ampeln auf dieses System umstellen. Viele weitere Städte hätten Interesse signalisiert. Das eignet sich laut Behörde eher für Standorte mit relativ wenig Autoverkehr. Verkehrsbehördensprecher Dennis Krämer sieht es als grundsätzlich richtig an, die Logik bei Bedarfsampeln umzudrehen und Fußgängern und Radfahrern mehr Komfort zu bieten.

Für den Professor für Verkehr und Mobilität Machael Ortgiese von der TU Berlin ist es "eine politische Entscheidung, welchen Verkehr man priorisieren will", wie er erklärt. Die Kommunen müssten entscheiden, ob man die Wartezeit für Fußgänger allgemein reduzieren oder eben einen "leistungsfähigen Autoverkehr" gewährleisten wolle. Jedenfalls sein eine "grüne Welle" für Autos nicht leicht mit einer auf Bedarf reagierenden Fußgänger-Ampel zu vereinbaren. Er wies auch darauf hin, dass durch die vermehrten Unterbrechungen mit mehr Brems- und Anfahrvorgängen der Ausstoß von Stickoxiden ansteige.

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