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Greenpeace: Tempolimit & Co drosseln Ölverbrauch um ein Drittel

Maßnahmen wie ein vorübergehendes Tempolimit von 100 und 80 km/h, Verzicht auf Freizeitautofahrten, Homeoffice oder gar autofreie Sonntage böten großes Ad-hoc-Potenzial für mehr Unabhängigkeit.

Welche Potenziale autofreie Sonntage böten, ließ sich in der Pandemie beobachten, als am Ostersonntag 2020 die meistbefahrende Trasse der Republik A99 bei München wie leergefegt war. | Foto: J. Reichel
Welche Potenziale autofreie Sonntage böten, ließ sich in der Pandemie beobachten, als am Ostersonntag 2020 die meistbefahrende Trasse der Republik A99 bei München wie leergefegt war. | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

Wie eine aktuelle Greenpeace-Kalkulation vor dem Hintergrund des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine nahelegt, könnten schnell umsetzbare Maßnahmen den Import von russischem Öl nach Deutschland kurzfristig um etwa ein Drittel senken. Das würde einen wichtigen ersten Schritt zu einer vollständigen Unabhängigkeit von russischem Öl leisten, glaubt die NGO. Die Analyse „Kein Öl für Krieg“ untersucht das Einsparpotenzial von zehn Sofortmaßnahmen wie einem generellen Tempolimit, einem beschleunigten Einbau von Wärmepumpen oder einer Verlängerung der derzeit geltenden Homeoffice-Pflicht. Auch Schritte wie autofreie Sonntage oder ein teilweiser Verzicht auf Freizeitfahrten mit dem Auto wurden untersucht. In Summe könnten die zehn Maßnahmen den deutschen Ölbedarf um zehn bis zwölf Prozent senken. Der Anteil russischen Öls in Deutschland liegt bei etwa 32 Prozent.

„Jede Tankfüllung, jede Heizöllieferung spült Geld in Putins Kriegskasse. Diese unerträglichen Finanzhilfen für Putins Angriff auf die Ukraine ließen sich schon morgen deutlich reduzieren. Alles was es dafür braucht ist politischer Mut und die Art von Unterstützung, die wir gerade in weiten Teilen der Gesellschaft sehen", appelliert Greenpeace Verkehrsexperte Benjamin Stephan.

Die Berechnungen zeigen, dass etwa ein vorübergehendes Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen, Deutschlands Mineralölimporte um etwa 2,5 Prozent pro Jahr senken kann. Die Homeoffice-Pflicht in Teilen zu verlängern könnte weitere 1,7 Prozent einsparen, ein Verzicht auf jede zweite Freizeit-Autofahrt von über 20 Kilometern sogar 2,6 Prozent. Die zehn Maßnahmen beruhen zum Teil auf Freiwilligkeit, etwa eine gesteigerte Nutzung des Radverkehrs, aber auch auf politischer Regulierung, wie etwa Tempolimit oder autofreie Sonntage.

„Es ist gut, wenn Deutschland und Europa jetzt einen Weg suchen, möglichst schnell komplett ohne Gas, Kohle und Öl aus Russland auszukommen. Der Weg zur Unabhängigkeit von Putins Öl sind viele kleinere Schritte und einige davon kann die Bundesregierung schon heute gehen", meint Stephan weiter.

Maßnahmen wie autofreie Sonntage oder die Zahl der reduzierten Freizeitfahrten mit dem Auto ließen sich zudem steigern und damit die Menge des eingesparten Öls erhöhen. Deutschland zahlte 2021 gut zwölf Milliarden Euro für russisches Öl Im vergangenen Jahr hat Deutschland laut Statistischem Bundesamt (Destatis) 24,2 Millionen Tonnen Rohöl und 5,1 Millionen Tonnen Ölprodukte im Gesamtwert von 12,3 Milliarden Euro aus Russland importiert. Der überwiegende Teil des importierten Öls wird als Benzin, Diesel und Kerosin im Verkehr verbrannt, ein weiterer großer Teil in privaten Ölheizungen. In Reaktion auf Putins Angriffskrieg in der Ukraine hatte US-Präsident Joe Biden gestern für die USA ein Importverbot für Rohöl aus Russland angekündigt. Großbritannien will bis Ende des Jahres kein russisches Öl mehr importieren.

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