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Greenpeace-Kostenvergleich: Flug schlägt Zug - wegen fossiler Subventionen

Durch hohe Subventionen für Kerosin und die Luftfahrt gewinnt Flug gegenüber Zug auf 71 Prozent der 112 europäischen Strecken. Nur bei 23 Prozent ist die Bahn günstiger. Abbau der Flugförderung gefordert.

Der Zug ist abgefahren: Wegen der hohen Subventionen in die Luftfahrt hat die Schiene in über zwei Drittel der Relationen in Europa keine Chance gegen den Flieger. Fatal fürs Klima. | Foto: DB/Volker Emersleben
Der Zug ist abgefahren: Wegen der hohen Subventionen in die Luftfahrt hat die Schiene in über zwei Drittel der Relationen in Europa keine Chance gegen den Flieger. Fatal fürs Klima. | Foto: DB/Volker Emersleben
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Johannes Reichel

Die Umweltorganisation Greenpeace hat die Kosten von Reisen per Zug oder Flug verglichen und ist auf 112 europäischen Relationen zu einem im Hinblick auf mehr Klimaschutz im Verkehrssektor verheerenden Ergebnis gekommen. Bahnfahren ist überwiegend (71 Prozent) teurer als vergleichbare klimaschädliche Flugreisen, stellten die Studien-Autoren fest, die Preisunterschiede auf beliebten europäischen Routen untersuchten. Nur auf 23 der 112 analysierten Strecken könne die Bahn günstigere Preise anbieten. Die Reise zu 31 Zielen innerhalb, von und nach Deutschland ist mit der Bahn durchschnittlich rund 50 Prozent teurer als mit dem Flugzeug. Wer kurzfristig verreisen wolle, für den sei Bahnfahren besonders kostspielig, kritisiert die Organisation.

„Immer mehr Menschen wollen mit der Bahn reisen und auf Flüge verzichten, doch die fehlende Kerosinsteuer und weitere klimaschädliche Subventionen für die Flugindustrie verzerren die Preise. Das ist eine Bruchlandung für viele gute Vorsätze und den Klimaschutz“, kritisiert Marissa Reiserer, Verkehrsexpertin von Greenpeace.

Verbraucher:innen sollten sich darauf verlassen können, dass die Bahn immer das günstigste Verkehrsmittel ist, findet sie. Für den Preisvergleich recherchierte Greenpeace die niedrigsten Flug- und Bahnpreise für die einfache Fahrt auf allen 112 Routen zu verschiedenen Buchungszeiten. Vier der zwölf attraktivsten Zugverbindungen, die der Report listet, enden oder starten in Deutschland (Berlin – Prag, Zürich – Berlin, Warschau – Berlin, Hamburg – München). Für die 350 km lange Zugstrecke zwischen Berlin und Prag fallen pro Person weniger als 10 Kilogramm Treibhausgase an. Ein Umsteigeflug über Warschau wäre nicht nur meistens teurer, sondern würde auch mindestens 30-mal so viele klimaschädliche Emissionen verursachen.

Schnäppchentickets für den Flieger bremsen Bahn

Auf anderen Strecken ab Berlin wird die Bahn durch Schnäppchentickets ausgebremst: Nach London, Brüssel oder Kopenhagen ist der Flug sowohl kurzfristig als auch geplant günstiger. Mit einem Zugticket, das bis zum 30-fachen des Flugpreises für eine Reise am selben Tag kostet, ist Barcelona-London die Distanz mit dem höchsten Preisunterschied.

Um einen europäischen Vergleich zu gewährleisten, wurden die Preise ohne Bahncard und Vielflieger-Rabatte ermittelt. Billigfluggesellschaften bedienen knapp 80 Prozent der untersuchten europäischen Strecken und sind mit ihren subventionierten Preisen in den meisten Fällen billiger als die Bahn. Mit einem Plus von knapp 30 Prozent Treibhausgasemissionen zwischen 2009 und 2019 zählt der Luftverkehr zu den am schnellsten wachsenden europäischen Emissionsquellen.

“Vermeintliche Schnäppchenflüge sind nur möglich, weil andere die wahren Kosten tragen, etwa durch schlechte Arbeitsbedingungen und den Folgen der Klimakrise", monierte Reiserer.

Greenpeace fordert folgerichtig eine Besteuerung des klimaschädlichen Luftverkehrs: Eine Kerosinsteuer von 50 Cent pro Liter würde jährliche europäische Einnahmen in Höhe von 46,2 Mrd. Euro bringen, die zum Ausbau einer zuverlässigen Bahninfrastruktur und Bereitstellung von bezahlbaren Bahntickets auf dem gesamten Kontinent beitragen könnten, plädiert die NGO.

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