Genf 2020: DS stellt Studie Aero Sport Lounge vor
Auch DS ist dafür bekannt, sich mit seinen Studien extremweit aus dem Fenster zu lehnen. Das neueste Werk, „Aero Sport Lounge“ getauft, sieht da vergleichsweise banal und kantig aus. Es soll „eine erhöhte Fahrposition, gute Rundum-Sicht und First-Class-Komfort mit aerodynamischer und technischer Effizienz sowie einzigartigem Design“ verbinden, womit DS erstmal eher gar nichts aussagt.
Großen Wert legte man einmal mehr auf Aerodynamik: Die Luft wird am Kühlergrill über seitliche Lufteinlässe an den riesigen 23-Zoll-Rädern vorbeigeführt. Der Elektroantrieb bietet 500 kW (680 PS) Leistung um den Fünf-Meter-Brockenbinnen 2,8 Sekunden auf 100 km/h zu schießen und der riesige 110 kWh-Akku der neuesten Generation soll über 650 Kilometer Reichweite bieten. So weit, so banal und so wenig umweltfreundlich.
Viel innovativer werden die Franzosen im Innenraum und bei den Details: Der Kühlergrill wird zum Bildschirm. Das Monogramm und der Name DS Automobiles leuchten. Hinter der Scheibe aus Verbundmaterial lesen Sensoren die Straßenverhältnisse aus und versorgen den Computer mit Terabyte an Informationen. Die Scheinwerfer DS Matrix LED Vision bilden eine gelungene Einheit mit dem Tagfahrlicht und der beleuchteten Fläche DS Leight Veil. Sie gibt übrigens eine Vorschau auf die künftige Markensignatur.
Die Studie trägt den innovativen Nerz nach innen!
Noch spannender sind aber die „entmaterialisierten Bildschirme“ innen: Den Insassen zugewandt, bilden zwei breite Lamellen eine luftige Form. Im unteren Bereich, der mit Baumwollsatin ausgekleidet ist, werden Informationen über die obere Lamelle projiziert. Die Oberfläche wird mit Elementen lebendig, die für die Navigation oder die Entdeckung neuer Formen des Infotainments und der Kommunikation notwendig sind. Information und Unterhaltung verschmelzen, indem die Zwänge eines Touchscreens aufgehoben werden.
Die beiden seitlichen Bildschirme fungieren darüber hinaus als digitale Spiegel und bieten sämtliche Bedienelemente für die Konfiguration und die Komforteinstellungen. Für erstklassigen Komfort sorgen individuelle Bildschirme für jeden Passagier. Dank „augmented reality“ werden die für das Fahren wichtigen Informationen auf die Windschutzscheibe projiziert.
Kleine Gesten genügen zur Kommunikation
Die Mittelarmlehne zwischen den Sitzen erkennt und interpretiert jede Handbewegung und reagiert entsprechend. Dank der Partnerschaft mit dem amerikanischen Start-up Ultraleap lässt die Studie laut DS die künftigen Interaktionen im Innenraum erahnen. Leap Motion und Ultrahaptics sorgen dafür, dass die Hand per Geste Befehle geben kann und eine sensorische Antwort erhält. Sensoren erkennen jede Bewegung, und winzige Lautsprecher senden eine Welle, sodass der Nutzer ein direktes Feedback erhält.
Béatrice Foucher, CEO DS Automobiles definiert die Marke so:
„DS Automobiles positioniert sich als Herausforderer. Die Marke stellt mit ihrem historischen Erbe und ihrem einzigartigen Know-how Konventionen der Automobilindustrie in Frage. Unser Concept Car mit neuer Karosserieform und originellen, edlen Materialien bringt zum Ausdruck, dass unsere Projekte in diesem Bereich bereits sehr weit fortgeschritten sind. Unser Wachstum zeigt, dass unsere Kunden dieses Know-how und diese Technologien zu schätzen wissen.“
Entsprechend weit denkt man im Interieur voraus: Iris, die künstliche Intelligenz des DS Aero Sport Lounge, befindet sich in der Mitte der Armaturentafel und kann einfach per Sprachsteuerung bedient werden. Aber auch hier setzt DS wieder einen oben auf: In einer Welt, in der die Grenze zwischen realen und virtuellen Erfahrungen immer mehr verwischt, können Programme kontaktlos gesteuert werden. Passagiere können dennoch ein haptisches Gefühl empfinden. Die haptische Technologie zur Steuerung des Infotainment-Systems, die in Zusammenarbeit Ultraleap entwickelt wurde, ist einzigartig. Dank intelligentem, dreidimensionalem Ultraschall hat der Nutzer das Gefühl, er berühre Formen und Flächen, obgleich dort nur Leere ist. Die haptische Technologie macht Interaktionen zugleich einfach wie magisch. Damit hat man theoretisch komplett neue Bedien- und Empfindungsmöglichkeiten – die Frage ist nur, ob man das auch wirklich immer möchte.
Future Craft: Pariser Know-how trifft auf Stroh und edle Materialien
Die Lamelle des Armaturenbretts und die Sitzlehne sind der Strohmarketerie entsprungen. Die Technik ist die perfekte Mischung aus Handwerkskunst und Nachhaltigkeit. Einfaches Stroh wird dank des einzigartigen Know-hows einer Pariser Werkstatt zu einem edlen Material verarbeitet. Die großzügigen Sitze sind dagegen mit Baumwollsatin verziert und mit einem hochdichten Schaumstoff gefüllt. Dank der feinen und dennoch widerstandsfähigen Webstruktur fühlt sich die Oberfläche angenehm weich an. Ein geflochtener Mikrofaserbezug aus drei verschiedenen Materialien ziert die Türen. Die vielen durchsichtigen Binsen und das Ambientelicht ziehen die Blicke auf sich. Die einzigartige Flechttechnik vereint Handwerkskunst und Technologie. Ein Punkt, in dem DS gegenüber den meisten Premiummarken tatsächlich Maßstäbe setzt: So können die Franzosen in der Studie Stroh vom günstigen Rohstoff zum Luxusgut transformieren. Das Atelier „Lison de Caunes“ verarbeitet Stroh nach einer traditionellen Technik aus dem 17. Jahrhundert. Das kunstfertig aufbereitete Roggenstroh bietet in der Studie eine seidenweiche Oberfläche und schimmernde Farbe. Der natürliche Rohstoff wird nach überlieferter Technik im Burgund angebaut und geerntet. Anschließend wird das Stroh getrocknet und getönt, bevor die Stängel einzeln gespalten werden. Die matte Seite wird eingekleistert und abgeflacht. Dank seiner natürlichen Lackierung ist das Stroh hitzebeständig und wasserfest.
Thierry Metroz, Direktor Design DS Automobiles erklärt dazu:
„Der DS Aero Sport Lounge ist ein wichtiger Beitrag zum Thema ‚Nachhaltigkeit‘. Er zeigt, dass Luxus mit Umweltbewusstsein vereinbar ist, denn auch nachhaltige Materialien können edel sein.“
Der DS Aero Sport Lounge soll auch eine neue Ära einläuten: Aus neuen Vorschriften ergäbe sich die Chance, Fahrzeuge mit mehr Charisma zu entwerfen. Metroz fährt fort:
„Das Concept Car lässt unsere künftigen Modelle erahnen. Unsere technologischen, avantgardistischen Lösungen bringen das Design perfekt zur Geltung. Für den Innenraum haben wir uns für unerwartete, handverarbeitete Materialien und schlichte Linien entschieden – damit Reisen zu einem neuen, entspannten Erlebnis wird.“
Was bedeutet das?
Der Aero Sport Lounge trägt den Nerz nach innen: Hier zünden die Franzosen ein bisher kaum gekanntes Materialitäts- Haptik- und Bedienfeuerwerk und werden ihrem Ruf als futuristische Marke im PSA-Konzern voll gerecht. Schade nur, dass das Alles in eine vergleichsweise wenig futuristische riesige SUV-Hülle gegossen wird, die den eigenen Markencharakter eher verwischen als unterstützen.
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