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Genf 2018: Volkswagen will Teil der Lösung sein

Bei der VW Group Night gibt sich VW-Chef Matthias Müller vor dem Hintergrund der Diesel-Debatten demütig und sieht den Konzern in zentraler Rolle bei der Neuerfindung der Mobilität. "Mensch im Mittelpunkt, nicht die Technik". 

Vizzionen: VW-Markenchef Herbert Diess zeigte mit der Oberklasselimousine I.D. Vizzion auf, wohin die Reise geht - aber erst ab 2020 aufsteigend... | Foto: J. Reichel
Vizzionen: VW-Markenchef Herbert Diess zeigte mit der Oberklasselimousine I.D. Vizzion auf, wohin die Reise geht - aber erst ab 2020 aufsteigend... | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

Vor dem Hintergrund anhaltender Debatten um Luftreinhaltung und Diesel-Emissionen hat VW-Konzernchef Matthias Müller beim Auftaktabend zum Genfer Salon einen demütigen Ton angeschlagen. Auch wenn das Automobil derzeit in Anbetracht von Luftverschmutzung und Staus bis zum Verkehrsinfarkt oft als Problem wahrgenommen werde, so könne der VW-Konzern mit seinen Marken und Produkten, seiner Globalität und so müsse das Automobil generell nach seinem Dafürhalten auch Teil der Lösung sein, versicherte Müller. "Wir müssen individuelle Mobilität neu denken", erklärte er bei der traditionellen VW Group Night am Vorabend des Messeauftakts. „Wenn wir die Freiheit individueller Mobilität erhalten wollen, dann müssen wir uns von vielem verabschieden, was wir heute mit dem Autofahren verbinden", erklärte Müller Man müsse den Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellen, nicht mehr so sehr die Technik.

Der VW-Konzern investiere deshalb unter anderem in die Elektromobilität, 34 Milliarden Euro bis 2022 sind eingeplant. "Wir werden der E-Mobilität zum Durchbruch verhelfen", gab sich Müller überzeugt. Als nächsten Schritt präsentierte er in diesem Kontext die Oberklasselimousine I.D. Vizzion, der mit weiteren Modellen der elektrifizierten Reihe ab 2020 auf den Mark kommen könnte, als Speerspitze des autonomen Fahrens bis 2025 und der "Augmented Reality" bis 2030. Dafür bedürfe es aber auch massiver Investitionen in die Ladeinfrastruktur. Diese müsse am besten vollautomatisch erfolgen, wie Müller gemeinsam mit dem Chef des Roboterbauers Kuka, Till Reuter als Vision entwarf.

Die E-Mobilität sei aber nur ein Teil der Lösung. Diese müsse unter den Vorzeichen der Urbanisierung für jede Stadt unterschiedlich aussehen. "Raum wird zum knappen Gut", konstatierte Müller. Zudem könne diese Verkehrswende nicht im Alleingang bewältigt werden. "Wir brauchen intermodale Konzepte, keine Insellösungen", forderte Müller. Daher habe der Konzern bereits über 50 Städtepartnerschaften geschlossen, am weitesten gehend bisher mit der Hansestadt Hamburg. Man wolle allerdings auch auf dem Land rentable und individuelle Angebote machen, wo sich ein öffentlicher Linienverkehr nicht lohne.

Notwendig seien aber auch sofortige Entlastungen für die Städte, bei denen Müller die Umweltprämie des Konzerns als Beitrag betrachtete. 160.000 Käufer hätten sich für ein neues Euro-6-Modell entschieden, Diesel, Benziner, aber auch Erdgasmodelle. "Das Potenzial dieser Technologie ist noch längst nicht ausgereizt", appellierte Müller.

Er verwies zudem auf neue Mobilitätsdienstleistungen, die im Zuge der Elektrifizierung der Fahrzeuge möglich würden und bei denen VW bisher nicht gerade vorausgefahren wäre, wie der VW-Chef kritisch anmerkte. Mit dem Ride Pooling-Anbieter MOIA, ein Startup im Rahmen des VW-Konzerns, wie eine Vertreterin des Unternehmens betonte, wolle man das "Problem der leeren Sitze" lösen, ohne dass es an der Intimität individueller Moblität mangele. Der Innenraum der auf dem VW eCrafter basierenden Limousinen mit 300 km Reichweite sei auf Pooling hin entwickelt und biete mit seinem "Cocooning-Konzept" genügend Freiraum für den Einzelnen. Der soll nie weiter als 250 Meter zu seinem MOIA-Fahrzeug laufen müssen, so das Versprechen.

Man habe verstanden, sinnierte Müller abschließend, dass "bei aller Liebe zum Automobil, Technologie letztlich immer nur Mittel zum Zweck ist".

Was bedeutet das?

VW will Teil der Lösung sein, dieser Satz impliziert das Eingeständnis, dass man sich durchaus auch als Teil des Problems nimmt: Zu viel Verkehr, zu viele Emissionen, falsche Konzepte. Das soll jetzt alles anders werden - und VW-Chef Müller zeigte bei aller angebrachten Demut eine zähe Entschlossenheit, den Konzern zu einem, wenn nicht dem Mitbegründer nachhaltiger Mobilität machen zu wollen. Die Engineering-Power ist ebenso vorhanden wie eine gut gefüllte "Kriegskasse", mit Startups wie MOIA holt man sich zudem Dienstleistungsexpertise ins Haus. Nicht recht ins nachhaltige Bild passen wollen da bei der VW-Nacht in Genf die Voll-Gas-Marken Lamborghini, Bentley und die prollige Studie Seat Cupra e-Racer.

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