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Fuel-Cell-Tagebuch 1: Wasserstoffmobilität beginnt jetzt – noch nicht!

Ein Brennstoffzellenauto in der Praxis – ernüchternd bis enttäuschend

Eine Farce: 10 von 55 Stationen defekt, in München funktioniert am 13.12.2018 genau eine. | Foto: G. Soller
Eine Farce: 10 von 55 Stationen defekt, in München funktioniert am 13.12.2018 genau eine. | Foto: G. Soller
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Gregor Soller

Mittlerweile hat Hyundai in Deutschland über 500 Bestellungen für den Nexo und er fährt sich tatsächlich auch im Winter fein: Die Brennstoffzelle erzeugt Abwärme für die Heizung, Kraft, Reichweite und Variabilität passen. Und das Tankstellennetz wächst: 55 Stationen sollen es bis Jahresende sein und in manchen Ballungszentren ist man gleich mit mehreren Möglichkeiten gesegnet. Dazu gehört auch München, Stammsitz von Linde und BMW, wo man sich seit vielen Jahren mit dem Thema beschäftigt. Und gerade Linde als Lieferant könnte die Tank-Technik langsam in den Griff bekommen – aber das Gegenteil ist der Fall: Am 13.12. war von den vier Tankstellen im Raum München genau eine betriebsbereit! Bundesweit fielen zehn der 45 Stationen aus! Fast 20 Prozent.

Und so kann Wasserstoffmobilität eben nicht funktionieren, wie der Autor selbst ernüchtert feststellen musste. Zum Testbeginn sollte der Nexo an der Total-Station Detmolder Straße nochmal getankt werden, doch die meldete schon „Error“. Das Total-Personal verwies auf Linde: man könne zum Ausfall weder etwas sagen, noch hätte man Möglichkeiten, sich darum zu kümmern. Auch die Autobahnraststätte Fürholzen hatte Probleme.

Eine Alternative könnte die Linde-eigene Tankstelle in Unterschleißheim sein, die das Hyundai-Navi zusätzlich anbot. Doch das sind statische, nicht immer aktualisierte Daten. Und für den Fahrer rund fünf Kilometer Umweg. Um dann vor verschlossenen Toren zu stehen: Die Linde-Station wurde schon vor über einem Jahr von einer öffentlichen zu einer internen „Versuchstankstelle“ zurückgewidmet und befand sich eben entsprechend in einem leicht demontierten „Testzustand“.   Nach Aussage eines Linde-Mitarbeiters warteten sich viele Wasserstoffstationen derzeit buchstäblich „kaputt“.

Er hatte seinen Mirai übrigens gerade bei Shell in der Verdistraße getankt. 25 Kilometer Umweg über die Außenspange und just als wir dort ankamen, fiel leider auch hier die Pumpe aus. An den Linde-Mirai könne man sich noch erinnern, so das engagierte Personal, und der Servicetechniker sei unterwegs. Was dem Fahrer, der mittlerweile über eine Stunde Zeit mit Tankstellensuche verloren hat, auch nicht weiterhilft.

Grün leuchtet die (an dem Tag einzige!) Hoffnung an der Kraillerstraße – weitere 18 Kilometer Umweg quer durch die Stadt sind nötig. Als der Feierabendverkehr aufgrund eines Unfalls zusammenbricht. Aufgrund eines Termins im Büro, der auch nicht mehr gehalten werden kann, wird das Vorhaben abgebrochen. Am nächsten Tag, den 14.12. ist die Verdistraße wieder am Start, dafür sind bundesweit elf der 55 Säulen defekt.

Was bedeutet das?

Die Wasserstoffmobilität beginnt so definitiv nicht! Sollten die Tankstellenbetreiber die Technikprobleme nicht bald in den Griff bekommen, wird das Thema nicht wie geplant ins Rollen kommen – schade, den Potenzial hätte es.

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