Werbung
Werbung

Formel E: Erster Lauf geht (fast) komplett an Jaguar

Mitch Evans und Sam Bird holten beim Berlin E-Prix 2023 mit einer ausgeklügelten Strategie in der letzten Runde einen Doppelsieg für Jaguar TCS Racing, und erstmals seit über 60 Jahren stand wieder ein Fahrer eines Maserati-Monoposto auf dem Podium.

Jaguar dominierte das erste Rennen in Berlin. Das Podium komplettierte Maserati. | Foto: FIA Formula E
Jaguar dominierte das erste Rennen in Berlin. Das Podium komplettierte Maserati. | Foto: FIA Formula E
Werbung
Werbung
Gregor Soller

Jaguar auf den ersten beiden Plätzen, das Kundenteam von Envision Racing auf Rang vier und fünf – besser hätte es für Jaguar am ersten Renntag in Berlin kaum laufen können. Und dazwischen Maximillian Günther als deutscher Fahrer, der als Dritter dafür sorgte, dass der Maserati-Dreizack zum ersten Mal seit seiner Rückkehr in den Einsitzer-Motorsport in dieser Saison nach mehr als 60 Jahren Pause auf dem Podium stand.

Das Rennen gehörte wieder zu den wilderen, obwohl es sehr dezent startete: Es gab insgesamt 190 Überholmanöver und 53 Führungswechsel zwischen acht verschiedenen Führenden, die alle einen neuen Formel-E-Rekord aufstellten. Die siebte Runde der ABB FIA Formel-E-Weltmeisterschaft wurde bereits vor dem Rennen in die Rekordbücher eingetragen - Berlin ist die einzige Stadt, die jemals im Formel-E-Kalender vertreten war. Und es war das erste Mal, dass ein deutscher Fahrer und ein deutsches Team – Pascal Wehrlein und sein TAG Heuer Porsche Formula E Team - vor ihrem Heimrennen die Punkterangliste anführten.

Während der 43 Runden übernahm eine Rekordzahl von Fahrern das Kommando über das Rennen, als sich die Strategien der Teams herauskristallisierten, wobei sich die Spitzenreiter früh für den Attack Mode entschieden und die weiter hinten platzierten Fahrer länger fuhren.

Starker Start: Ticktum ging mit dem Nio auf Position eins

Dan Ticktum (NIO 333 Racing) setzte an der Außenseite von Kurve 1 an die Spitze, dicht gefolgt von Julius Bär Polesitter Sébastien Buemi (Envision Racing), Sam Bird (Jaguar TCS Racing) und Stoffel Vandoorne (DS Penske). Damit waren vier unterschiedliche Teams vorn, wobei das Problem des Führenden wie im Radsport der Luftwiderstand ist – weshalb die Favoriten dem heißblütigen Ticktum gern erstmal den Vortritt ließen. Trotzdem ging es anfangs heiß her. Allerdings spürte man das „Windschattenfahren“: Pro Runde ließen sich die Meisten bis zu zwei(!) Sekunden mehr Zeit als im Training, um die Akkus zu schonen und im dichten Feld wenig Strom zu verbrauchen.

Nachdem die Spitzengruppe ihre zweiten 50 kW-Boosts erhalten hatte, beruhigte sich das Rennen für nur drei Runden, bevor Edoardo Mortara (Maserati MSG Racing) und Vandoorne an die Spitze stießen. Ein Blick auf die Zeitmessungsanzeigen zeigte in fast jeder Phase des Rennens einen anderen Führenden an, da die Positionen fast ständig wechselten. Die erste von zwei Safety-Car-Phasen trug dazu bei, dass das Feld zu Beginn der zweiten Rennhälfte nur noch knapp über fünf Sekunden auseinander lag.

Ticktum und Vandoorne kamen sich zu nah - sie schieden aus

Der schnell gestartete Ticktum hielt sich in den Top 10 , bis es zu einer heftigen Berührung zwischen ihm und Vandoorne auf DS kam und das Safety Car zum zweiten Mal ausrücken musste. Das Jaguar-Duo und Buemi kämpften anschließend um die ersten drei Plätze, nachdem Günther in der Schlussphase des Rennens kurzzeitig die Führung übernommen hatte, aber nicht halten konnte. Die Jaguar-Fahrzeuge setzten ihre neu gewonnene Dominanz und ihr Tempo fort, während Günther versuchte, mitzuhalten. Allerdings immer auf Abstand zu den drei vor ihm Fahrenden. Doch wer Günther kennt, wusste, dass er sich auf Rang vier nur „auf die Lauer“ legte.

Evans gelang es, den zweitplatzierten Bird am Ausgang der Haarnadelkurve zu überholen, und auf der Start-/Zielgeraden konnte er sich in Kurve 1 an Buemi vorbeischieben, als das Rennen in die drei zusätzlichen Runden ging. Der Neuseeländer konnte sich absetzen und zwei Runden vor Schluss einen Vorsprung von 0,750 Sekunden herausfahren, während Bird Buemi immer wieder bedrängte. Birds unablässige Bemühungen zahlten sich aus, als er bei der Anfahrt auf die Airplane-Kurve spät bremste und sich an Buemi ganz kurz vor dem Zieleinlauf noch vorbei auf den zweiten Platz schob, was den ersten Doppelsieg von Jaguar TCS Racing in der Formel E besiegelte.

Aussagen in diesem Video müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Auch Günther sah seine Chance gekommen: Er durchbrach den Jaguar-Power-Würgegriff, als er in der letzten Kurve innen an Buemi vorbeischoss und so den ersten Podiumsplatz von Maserati MSG Racing holte: Es ist der erste für die italienische Marke und stellt für das monegassisch-italienische Team nach einem unerwartet enttäuschenden Saisonstart eine gute Ausgangsposition für die beiden Heimrennen in Monaco am 6. Mai und in Rom am 15. und 16. Juli dar. Mitch Evans freute sich:

„Das letzte Rennen war etwas Besonderes, weil wir beide auf dem Podium standen, und auch mit Nick waren alle Jaguar-Antriebe auf dem Podium. Diesmal ist es etwas ganz Besonderes, denn es ist ein Doppelsieg für das Team und ein wirklich schwer zu bewältigendes Rennen. Es war ein bisschen chaotisch da draußen. Ich habe hier nicht mit einem Sieg gerechnet.“

Berlin schien ein regelrechtes Trauma zu sein:

„Dieser Ort hat mich viele Jahre lang verfolgt. Ich freue mich sehr über meinen zweiten Sieg, aber hier war es unerwartet. Das ist ein großes Lob an alle. Sam ist wirklich gut gefahren. Er war den ganzen Tag über schnell. Ich war überrascht, dass ich so früh in der ersten Reihe war. Da draußen wurde viel gespielt, und es war schwer zu managen, aber wir haben es geschafft."

Und Porsche? Versank diesmal wieder im Mittelfeld und in Unfällen. Der Tabellenführer Pascal Wehrlein startete als 15. und machte viel Boden gut, bevor er am Ende auf den neunten Platz abrutschte. In der letzten Runde gab der Deutsche noch einmal richtig Strom und beendete das Rennen dann als Sechster und wichtigen Punkten. Damit machte er Nick Cassidys vergleichsweise ruhige und besonnene Fahrt auf den fünften Platz für Envision Racing zunichte. Jean-Éric Vergne (DS Penske) erholte sich nach einer Berührung zu Beginn des Rennens und wurde Siebter - ein weiterer wichtiger, wenn auch unbemerkter Beitrag im Kampf um Punkte.

Auch Abt Cupra tat sich wieder schwer, vorn mitzumischen – immerhin hält man jetzt solide Anschluss ans Mittelfeld. Wehrlein geht mit 94 Punkten als Tabellenführer in die Runde 8 in Berlin. Cassidy ist Zweiter, und Vergne hat genug getan, um den dritten Platz zu halten. Die Dominanz des TAG Heuer-Porsche zu Beginn der Saison gerät jedoch durch Jaguar TCS immer stärker unter Druck. Maximilian Günther freute sich:

"Das ist ein unglaubliches Gefühl! Nach der Saison, die wir hinter uns haben und den Herausforderungen, denen wir uns stellen mussten - und die wir nun überwunden haben - fühlt es sich so gut an, auf dem Podium zu stehen. Dass ich dies bei meinem Heimrennen in Berlin erreicht habe, macht es noch befriedigender zu feiern, und zu wissen, dass ich der erste Fahrer seit Fangio bin, der auf dem Podium steht.“

Was bedeutet das?

Das erste Rennen in Berlin war bunt und spannend wie immer – und vor allem für Jaguar samt Envision und Maserati ein voller Erfolg. Porsche sicherte sich wichtige Punkte.

 

Werbung
Werbung