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Ford E-Fahrzeug-Werk: Valencia schlägt Saarlouis

Ford Europa will zwei seiner neuen E-Autos in Valencia herstellen, das Werk in Saarlouis soll 2025 geschlossen werden. Damit wären 4.600 Mitarbeiter bald arbeitslos, sollte sich keine Lösung finden. Die Entscheidung trifft bei Arbeitnehmern und Politik auf Unverständnis.

Bessere Tage: In Saarlouis feierten 2018 die Mitarbeiter den Start der Produktion des neuen Ford Focus. | Foto: Ford
Bessere Tage: In Saarlouis feierten 2018 die Mitarbeiter den Start der Produktion des neuen Ford Focus. | Foto: Ford
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Redaktion (allg.)

Ein Aufschrei geht durch die Hallen auf dem Werksgelände von Ford in Saarlouis: Die Gewerkschafter der IG Metall machen auf einer Betriebsversammlung des Autobauers ordentlich Lärm, um ihrer Frustration Luft zu machen. Der Betriebsratsvorsitzende Markus Thal sagt in einem Interview mit der Tagesschau: „Das Management hat uns mit leeren Versprechungen hingehalten. Wir fühlen uns belogen und betrogen vom Ford-Europa-Management.“ Lange hat es gedauert, aber der Ford-Konzern hat sich endgültig für den Standort in Spanien, Valencia, entschieden. Dort sollen künftig zwei neue E-Modelle produziert werden. Auch wenn in Spanien die Zukunft des Werks gesichert ist, schaut es düster aus für die etwa 4.600 direkten Mitarbeiter und ungefähr 2.000 Mitarbeiter bei ansässigen Zulieferern im Saarland.

In einem telefonischen Pressegespräch erklärte Ford-Europa-Chef Stuart Rowley, dass die Entscheidung nach einer umfassenden Konsultation mit beiden Standorten gefallen sei. Für den Standort Köln will der Konzern dafür zwei Milliarden Dollar in die Produktion von E-Autos, investieren. Im sogenannten Cologne Electrification Center soll die Produktion Ende nächsten Jahres starten (Stand Juni 2022). Man sieht darin auch eine Bekräftigung des Bekenntnis zum Standort Deutschland als Hauptsitz seines europäischen Model-e-Geschäftsbereiches und Standort seiner ersten Produktionsstätte von Elektro-Fahrzeugen in Europa.

Die Entscheidung zur Schließung der Fabrik in Saarlouis begründet der Konzernchef Jim Farley damit, ein nachhaltiges Geschäft in Europa aufbauen zu wollen, hieß es in einer Mitteilung. Diesen Plan umzusetzen „[…] erfordert Konzentration und harte Entscheidungen." Das Werk in Valencia sei das "am besten positionierte Werk für die Produktion von Fahrzeugen auf Basis einer Ford Elektro-Fahrzeugarchitektur der nächsten Generation", heißt es weiter. Der US-Autobauer hat es sich zum Ziel gesetzt, ab 2026, jährlich mehr als zwei Millionen Elektroautos zu bauen und eine bereinigte operative Marge von zehn Prozent zu erzielen.

Hintertür für Saarlouis: Task Force soll Lösungen ermitteln

Auch wenn Valencia als präferierte Standort fungieren soll, hieße dies nicht unbedingt das Aus für den Standort in Saarlouis, betonte Rowley. Mit einer Task Force die der Konzern eingerichtet habe, um mit der Belegschaft und auch der Landesregierung Lösungen zu finden, wie das Werk weiter bestehen bleiben kann. Dazu lägen aber noch keine konkreten Vorschläge vor. Ford-Autos sollen nach 2025 nicht mehr vom Band rollen. Denn für den Bau von Elektro-Autos wird weniger Personal benötigt, deshalb müsse man Restrukturierungen vornehmen, so der Ford-Europa Chef. Wie viele Stellen das genau betreffen würde, beantwortet er auch nach mehrfacher Nachfrage, nicht.

Knapp 2500 Mitarbeiter zogen am Nachmittag den 22.06. zu einem Demonstrationszug vor dem Saarlouiser Werk auf. Wenn Mitte 2025 die Produktion des Verbrenner-Modells Ford Focus ausläuft, ist es kein Wunder, dass die Mitarbeiter um ihre Zukunft bangen müssen. "Die Metallerinnen und Metaller werden sich mit allen Mitteln gegen die Abwicklung des Ford-Standortes zur Wehr setzen", erklärte der Leiter des IG-Metall-Bezirks Mitte, Jörg Köhlinger. Ford werde "den Widerstand eines ganzen Bundeslandes" zu spüren bekommen, sollte das Management den Mitarbeitern nicht entgegenkommen können. Um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben trotz Pandemie und Teilknappheit in Form von Halbleitern, habe der Konzern den Beschäftigten vieles abverlangt: Kurzarbeit, keine Nachtschichten mehr und laut den Angaben des Betriebsratsvorsitzenden Thal einen Abbau von 2.500 Stellen. "Ohne Perspektive für Saarlouis werden wir die Konzernentscheidung nicht akzeptieren", sagte der Geschäftsführer der IG Metall Völklingen, Lars Desgranges.

Politik sieht Fords Entscheidung als Farce

Ebenfalls soll es scharfe Kritik aus der Politik gegeben haben: Die Entscheidung von Ford sei eine Farce. "Nach allem, was wir wissen, können wir selbstbewusst sagen: Der Standort Saarlouis liegt unter dem Strich deutlich vorn. So drängt sich der Eindruck auf: Das Verfahren war nie fair“, erklärten die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger sowie Wirtschaftsminister Jürgen Barke.

Die beiden SPD-Politiker waren Mitte Mai noch zur Konzernspitze ins US-amerikanische Detroit gereist, um für den Standort zu werben. Nach Angaben der Ministerpräsidentin soll das vorgelegte Angebot aus Sanktionen und Förderungen einen Gesamtumfang von an die eine Milliarde Euro haben. Wenn Ford es auch wolle, dann wäre man durchaus offen für eine Zusammenarbeit mit dem Konzern. "Wir haben immer für die Arbeitsplätze gekämpft - nicht in allererster Linie für einen Automobilhersteller. Wenn dieser dazu nicht mehr willens oder in der Lage ist, werden wir uns nach Alternativen umsehen." Heute soll es zu einer Sondersitzung im saarländischen Landtag gekommen sein. Der Unmut zwischen den Mitarbeitern wächst vorerst weiter. Can Schneider

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