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Förderung für Radparkhäuser an Bahnhöfen: Nur ein erster Schritt

Das vom Verkehrsministerium gestartete 110-Mio.-Euro-Förderprogramm für Radparkhäuser an Bahnhöfen soll den Kombi-Einsatz von Bahn & Bike voranbringen. Der Verband Zukunft Fahrrad mahnt aber auch eine Verbesserung der Radwege zum Bahnhof und Fahrradmitnahme in der Bahn an. ADFC: Positives Signal, aber Dimension des Problems nicht erkannt. Deutsche Bahn: Haben Transformation von Bahnhöfen zu Mobilitätsstationen verschlafen.

Vorbild für Deutschland: Die Radstation Münster bietet schon heute, wovon Städte wie München nur träumen können - sichere, trockene und komfortable Radabstellung am Bahnhof. | Foto: Radstation Münster
Vorbild für Deutschland: Die Radstation Münster bietet schon heute, wovon Städte wie München nur träumen können - sichere, trockene und komfortable Radabstellung am Bahnhof. | Foto: Radstation Münster
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Johannes Reichel

Der Bundesverband Zukunft Fahrrad, ein Zusammenschluss von Unternehmen der Fahrradwirtschaft, hat das neu Förderprogramm Fahrradparkhäuser des Bundesministerium für Digitales und Verkehr begrüßt. Die bessere Verknüpfung von Fahrrad und dem Öffentlichen Personenverkehr sei zentral für mehr Klimaschutz im Verkehrsbereich, konstatierte man. Was zusammengehöre, sei bisher aber nicht zusammen geplant worden, kritisiert der Verband. Demnach fehlten eine Million Stellplätze schon jetzt an Bahnhöfen. Im Bundeshaushalt für 2023 wurde daher ein eigenes Förderprogramm für Fahrradparkhäuser im Umfang von 57 Mio. Euro beschlossen. Das Bundesverkehrsministerium hat dem Haushaltsausschuss im Bundestag ein entsprechendes Förderkonzept vorgelegt und gleichzeitig die Mittel auf 110 Mio. Euro bis zum Jahr 2026 erhöht.

„Das Fahrrad als Zubringer zum Bahnhof ist unschlagbar flexibel, schnell und klimaschonend. Der intermodale Verkehr hat großes Potenzial als Alternative zum eigenen Pkw, dafür ist das Förderprogramm für größere Parkhäuser ein wichtiger Schritt. Auch die Erhöhung des Förderprogramms auf nun 110 Mio. Euro begrüßen wir ausdrücklich", erklärte Alexander Rosenthal, Leiter Politik von Zukunft Fahrrad.

Das Fahrrad erhöht das Potenzial für den Öffentlichen Verkehr

Klar ist aber aus Sicht des Verbands auch: Die verbesserte Anbindung von Bahnhöfen an den Radverkehr ist kein Thema, das allein aus Haushaltsmitteln für den Radverkehr gestemmt werden sollte. Das Thema sei für den Öffentlichen Verkehr und den Schienenverkehr wichtig, um die angestrebte Verdopplung der Fahrgastzahlen bis 2030 zu erreichen und müsse sich folgerichtig in den entsprechenden Haushaltstiteln wiederfinden, so die Forderung.

"Damit die Bahnkunden sicher und gerne mit dem Fahrrad zum Bahnhof kommen, müssen gleichzeitig die Anstrengungen beim Radwegeausbau und der Straßenverkehrssicherheit verstärkt werden", appelliert die Initiative.

Chancen des 49-Euro-Tickets ergreifen

Eine zusätzliche Chance für die engere Verknüpfung der nachhaltigen Verkehrsmittel sieht man zudem in der Einführung des sogenannten 49-Euro-Tickets (Deutschlandticket). Bisher sei die Fahrradmitnahme ein ebenso großer Flickenteppich gewesen wie die Tarifstruktur insgesamt. Ein Deutschland-Fahrradticket, mit dem das 49-Euro-Ticket flankiert wird, könnte für Transparenz und Einfachheit bei der Radmitnahme sorgen.

"Außerdem ist Bikesharing Teil des öffentlichen Verkehrs und sollte als solcher beim Deutschlandticket berücksichtigt werden, appelliert der Verband. Das 49-Euro-Ticket ist die Chance, den Umweltverbund insgesamt zu stärken und flächendeckendes, einfach zu buchendes Bikesharing für die umweltfreundliche Weiterfahrt am Zielbahnhof zu etablieren", argumentiert man weiter.

Hintergrund zum Förderprogramm:

Vorgesehen ist in dem schon von der Vorgängerregierung und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) im Frühjahr 2021 beschlossenen die Förderung von Fahrradparkhäusern und gesicherten Fahrradabstellanlagen mit mindestens 100 Stellplätzen (in Abgrenzung zur Bike+Ride-Offensive) an Bahnhöfen des Öffentlichen Personenverkehrs. Insbesondere (modulare) Fahrradparkhäuser und große Sammelschließanlagen, automatische Fahrradparktürme oder die Umnutzungen von untergenutzten oder leerstehenden Flächen in Bestandsgebäuden und Räumen im unmittelbaren Bahnhofsumfeld werden gefördert. Auch Services wie Reparatur-, Lade und Leihstationen sowie die unmittelbare Einbindung des Fahrradparkhauses in das lokale Radwegenetz sollen gefördert werden.

Bundesverkehrsminister Wissing erklärte, es sei insbesondere für Pendler auf dem Land wichtig, dass "Rad und Bahn näher zusammenrücken". Viele Menschen würden "Rad und Bahn häufiger nutzen, wenn sie ihr Fahrrad oder E-Bike am Bahnhof sicher abstellen könnten".

ADFC sieht positives Signal, dem mehr folgen muss

In Reaktion auf die Vorstellung sieht der ADFC zwar ein "positives Signal", aber auch nicht mehr. Das BMVD habe schließlich selbst errechnen lassen, dass an deutschen Bahnhöfen 1,5 Millionen Radstellplätze fehlten, wofür drei Milliarden Euro an Investitionen nötig wären.

"Auch hier zeigt sich, dass der Verkehrsminister die Dimension des Themas noch nicht erkannt hat. Ein weiteres kleines Förderprogramm für die Kommunen reicht nicht aus", erklärte ADFC-Geschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider gegenüber der Süddeutschen Zeitung

Erfasst von dem Programm sind auch nur Neu- oder Ausbauten von Parkhäusern und Sammelschließanlagen, keine Radständer und Doppelstockparker. Generell macht auch die lange Bearbeitungszeit in den Kommunen Probleme, die durch Debatten zwischen Gemeinden und Deutsche Bahn entsteht. In der Tat räumt DB-Chef Richard Lutz Fehler ein. Der Konzern habe zu spät erkannt, dass Bahnhöfe sich zu "Mobilitätsplattformen" wandeln müssten, inklusive Radparkhäusern und E-Ladestationen. Das sei bis dato schlicht vergessen worden.

"Wir wissen, dass wir noch viel Geld brauchen. Ausruhen darf man sich darauf nicht", forderte die Grünen-Verkehrspolitikerin Swantje Michaelsen.

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