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Fiat 500e – exklusive Einblicke von Fiat-Chef Olivier Francois

Auf einer Telefonkonferenz gab Fiat-Markenchef Olivier Francois exklusive Einblicke über die weitere Planung der Marke Fiat.

Olivier Francois, President of Fiat Brand Global, gab im telefoninterview einige Insides zur Marke. | Foto: Fiat
Olivier Francois, President of Fiat Brand Global, gab im telefoninterview einige Insides zur Marke. | Foto: Fiat
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Gregor Soller

Olivier Francois ist definitiv kein Mann der direkten Worte: Auf knappeste Fragen, die mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten wären, kann er spielend zehn Minuten und mehr referieren. Und verknappt so auch charmant die Zeit eines Telefoninterviews, bei dem er trotzdem die eine oder andere Neuigkeit einstreute – allerdings musste man genau zuhören, um Wichtiges von vielem Unwichtigem zu trennen.

Die neue Elektroplattform wird mehrere Konzernprodukte und -marken tragen

Erste Frage: Dient die neue Elektroplattform auch für neue Modelle? Die Antwort in kurz wäre: Klar! Denn das Invest muss auf mehrere Modelle verteilt werden. Keine Frage, der Fiat 500e ist für die Marke extrem wichtig – überlebenswichtig vielleicht. Denn er wird mit seiner Plattform auch die Basis für weitere rein elektrische Konzernmodelle bilden. Und hier darf man laut Francois ruhig auch an andere Konzernmarken denken. Indirekt bestätigt hat er den „Centoventi“ als elektrischen Panda-Nachfolger. Auch das kompakte B-Segment-SUV von Alfa Romeo unterhalb des Tornale dürfte auf dieser Plattform stehen. Womit wir beim Thema „UV“ oder SUV wären, das Francois in der nächsten Frage mit anschneidet – die sich auf Fiats Abhängigkeit vom 500 bezieht.

Abhängig nur vom 500? Nein! Das erklärt Francois so: Der ikonische 500 sei in der jetzt dritten Generation zwar Kern der Marke, die aber immer auch für bezahlbare Familienautos gestanden hätte. Hier nennt er Multipla und aktuell die Tipo-Reihe aber auch die 500-L-Versionen. Entsprechend erde man die neue E-Plattform bei Fiat auch nutzen, um bezahlbare Familienfahrzeuge mit sehr gutem Raumangebot zu entwickeln. Darunter ein neues B-Segment-Modell, ein Bereich den man nach Einstellung des Punto einfach verließ und auch einen Kompakten im C-Segment analog zur Tipo-Reihe. Hier hat Fiat am Polarkreis auch ein SUV in Tests laufen (die Studie in Sao Paulo 2018 gab erste Hinweise darauf) – darunter wird es analog zu Alfa ein B-Segment-UV geben. Großen Fiat und Sportwagen erteilte Francois eine klare Absage.

Damit würde das Fiat-Programm irgendwann Panda und 500 Verbrenner umfassen, dazu den 500e, und den Centoventi als Kompaktstromer plus vier B- und C-Segment-Modelle als Kompaktwagen und SUV. Die Verbrenner wurden mit dem Firefly-Mildhybrid erst modifiziert und dürften neben der Elektrorange weiterlaufen. Wie lang, lies Francois offen.

Viele 500 werden in Topausstattungen gekauft

Auf die hohen Preise des 500e angesprochen, reagierte er gelassen: Denn rund 25 Prozent aller verkauften 500-Modelle seien aktuell Abarths und teure Sondermodelle und der Anteil der Kunden, die deutlich mehr als 20.000 Euro für einen 500 ausgeben, sei sehr hoch. Was für einen über 13 Jahre kaum veränderten Verbrenner tatsächlich eine starke Leistung ist. Außerdem habe man ein sehr heterogenes Kundenprofil: „Es gab schon 500-Kunden, die vom Range Rover umgestiegen sind“, erklärt Francois. Wobei viele 500 auch als Zweit, Dritt- oder x-t-Wagen neben einem Range Rover und diversen anderen Autos in der Garage stehen. Trotzdem sind die knapp 38.000 Euro brutto für das Launch-Sondermodell „La Prima“ eine mutige Ansage, aber hier hätte man alles hineingepackt, was es derzeit gäbe.

Was indirekt die nächste Frage beantwortete: Ja, es könnte später durchaus einen kleineren Akku mit weniger Reichweite und auch noch eine schwächere E-Maschine geben, womit der Basis-500e agieren wird, für deutlich kleineres Geld. Hintergrund dazu: Fiat spart hier nicht so viel wie der Kunde! An den „fully loaded“-Versionen verdient jeder Hersteller mehr. „La Prima“ wird übrigens vorerst die einzige Version sein, die in Italien gebaut wird, was den Anlauf erleichtern soll – und die Stückzahlen auf natürliche Weise limitiert: Denn jedes Land bekommt exakt 500 „La Prima“ zugeteilt. Und entgegen den Erwartungen seien die Modelle in Skandinavien noch nicht ausverkauft – denn kompakte Fiat spielen dort eher eine Nebenrolle. Und ja, je nach Bedarf könne man die 500 Einheiten pro Land auch etwas „shiften“, erklärt Francois auf Nachfrage. Zu den geplanten Stückzahlen für 2020 wollte sich Francois nicht äußern, man würde aber weniger produzieren als nachgefragt werde. 28 EU-Staaten mal 500 wären 14.000 Autos, vom Verbrenner-500 wurden 2019 rund 200.000 Stück verkauft. VW will vom ID.3 dereinst 330.000 Stück jährlich bauen, also schätzen wir jetzt mal rund 15.000 bis 20.000 Fiat 500e für 2020 und 50.000 plus minus x 500e für 2021… wie gesagt, die Verbrenner laufen parallel weiter. Die Konzentration auf ein Modell in einer Ausführung erleichtere den Hochlauf, ab 2021 könne man dann beliebig nach oben skalieren. Auch eine Rückkehr in die USA und Exportmärkte außerhalb Europas kann man sich vorstellen...was den Gesamtstückzahlen sicher gut tun dürfte.

Über die Kunden mache man sich keine Sorgen: Es gäbe Potenzial bei denen, die elektrisch fahren wollten, sich aber bisher noch nicht trauten und ein kleines, elegantes Auto suchten, ebenso wie bei den Fiat-500-Affinicados, die genau den Fiat 500 wollen und das gern elektrisch. Und da wird wieder blumig. Sie sollen sich mit der motorisch kräftigen vollausgestatteten „La Prima“-Sonderserie „belohnen“ dürfen. Ob das nun für ihren guten Geschmack gilt, den Mut, endlich auf Elektromobilität umgestiegen zu sein oder dafür, einen Teil, zur Rettung Fiats beigetragen zu haben, ließ der redegewandte Fiat-Chef offen.  Womit er allerdings recht hat: Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck – und der überzeugt beim 500e, denn im Gegensatz zu vielen Elektroautos löst auch er spontan einen „Haben-wollen-Effekt“ aus.

Was bedeutet das?

Für Fiat ist der 500e extremst wichtig – auf seiner (sicher skalierbaren) Plattform ruht zumindest ein Teil der Zukunft von FCA. Denn sie wird auch Alfa Romeos B-Segment-SUV, weitere Fiats, sicher einen kompakten Elektrojeep und vielleicht auch einen kompakten Dodge tragen – und könnte sogar Lancia eine Zukunft bieten. Und: FCA tritt nicht völlig ohne technische Mitgift in die Ehe mit PSA ein.  

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