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FCA-Zukunft: Neue E-Plattform mit Potenzial für weitere Modelle

Beim exklusiven Round-Table, an dem außer der VISION mobility nur fünf andere deutsche Journalisten teilnahmen, gewährte Fiat-Marketingchef Olivier Francois ein paar spannende Einblicke hinter die Kulissen

Welcome back future: Unter diesem Motto präsentierte FCA den neuen Fiat 500. | Foto: Fiat
Welcome back future: Unter diesem Motto präsentierte FCA den neuen Fiat 500. | Foto: Fiat
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Er würde sich „um Kopf und Kragen“ reden, erklärte Francois nach der „New 500“-Präsentation im kleinen Kreis. Dabei gewährte er überraschende Einblicke: Denn der „New 500“ kann durchaus auch mit Verbrenner produziert werden, der genauso unter die Haube passt wie die E-Maschine – allerdings muss man dafür auch den Unterboden ändern.

Diese Version könnte für Lateinamerika und andere verbrennerlastige Märkte später folgen und den noch aktuellen, jetzt „500 Classic“ genannten Standard-500 mittelfristig beerben. Fest steht: Der gilt als Auslaufmodell und wird irgendwann komplett vom „New“ ersetzt werden…Auf dieser Plattform wird ziemlich sicher auch der neue Panda entstehen. Und man erwartet vom "new 500" als 3+1 trotz 2000 Euro Brutto-Aufpreis viel: Er könnte künftig wie das Cabrio 15 bis 20 Prozent aller 500-Verkäufe ausmachen.

Für die USA hat man bezüglich des "New 500" noch keine definitive Entscheidung getroffen: Der Vorgänger schaffte in seinen besten Jahren immerhin rund 60.000 Einheiten. Das ist für die USA nichts, für den 500 als Export-Zubrot in Summe aber gut. Zumal FCA hier eigentlich in einem „nicht vorhandenen“ Marktsegment agiert: Super-Minis fährt in den USA (fast) niemand, das mussten auch Smart und Mini spüren. Einziges Bundesland mit größeren Stückzahlen wäre Kalifornien, aber dafür das Auto für die USA spezifizieren? Auch China ist unverständlicherweise erstmal nicht gesetzt, dafür startet man ab 2021 auch in Japan, immerhin.

Fest eingeplant? Neuer Panda und Lancia Y

Auf der Basis des „New 500“ dürfte auch der neue Fiat Panda entwickelt werden, der allerdings viel günstiger werden muss als der „New 500“. Während bei dem „Begehrlichkeit“ im Vordergrund steht, wird es beim Panda „Erschwinglichkeit“ sein. Allrad? Nur mit Verbrenner. Und: Auf der Basis, die nur für das A-Segment entwickelt wurde, könnte auch ein neuer Lancia entstehen. Hier blieb Francois zurückhaltend, aber durch die Blume deutlich: Lancia sei nicht tot, man bräuchte einen Neustart für die Marke und einen Y-Nachfolger. Dafür könnte sich die neue E-Plattform auch eignen, oder? Wir spekulieren jetzt gleich weiter und tippen auf einen futuristischeren Ansatz a la Tesla mit großem Zentralscreen (Zentralinsrtumente sind ohnehin Y-Merkmal), Alcantara und einige Extra-Details inklusive vier Türen.

Außerdem darf man natürlich auch über einen elektrischen Abarth nachdenken, der allerdings mehr Punch und Topspeed bieten müsse als die aktuelle Topversion mit ihren 118 PS und 220 Nm Drehmoment. Von 0 auf 100 müsse es schneller als in neun sekunden gehen, trotzdem dürfe die Reichweite nicht zu sehr leiden. Auch hier blieb Francois sehr vage, doch irgendwie ist man bei Abarth wohl dran. Und: Ein Abarth müsste dann auch mit leichteren Akkus auffahren. Und könnte gar als kleiner (sicher nicht günstiger) Sportwagen angedacht werden...

Der Kombi Giardinera ist vom Tisch

Definitiv vom Tisch ist dagegen die 500-Kombiversion „Giardinera“, die einst auch als Punto-Ersatz angedacht war und ebenso spekulativ durch die Plattformen waberte: Auf sie kam Francois von sich aus zu sprechen. Man hatte wohl ein Mock-Up aufgebaut, dass aber eine eher ungewöhnliche Optik aufwies. Außerdem hätte man am Mini Clubman gesehen, dass Kombis in diesem ganz kleinen Segment eher keine Verkaufsschlager werden. Einen New 500 in Offroadoptik könne man dagegen einfacher realisieren, aber nicht mit Allrad.

In den größeren Segmenten würde man den Plug-in bevorzugen, da er das Produkt sei, was die Kunden dort nachfragen. Womit wir beim Tipo wären, der ebenfalls ein Facelift erhält. Bei den Signets geht Fiat den umgekehrten Weg wie viele andere Hersteller: Vorn steht künftig groß der Typ oder das neue Fiat-Logo, am Heck prangen weiterhin das rote Fiat-Logo und die Typenbezeichnung. Der Name Fiat bleibe erhalten, der 500 wird nicht wie einst der Mini bei BMW, DS bei Citroen oder Cupra bei Seat als Submarke ausgegliedert.

Spannend war auch die Herleitung des 500 3+1 – eine sehr spezielle Sonderlösung. Tatsächlich gab es laut Luca Napolitano, Head of EMEA Fiat und Abarth klare Ideen, um so mehr Kunden zu gewinnen: Denn einige hätten den 500 schlicht und ergreifend nicht gekauft, weil man so schlecht an die Rücksitze gelangen konnte. Auch viele Mütter litten unter der erschwerten Befestigung von Kindersitzen, aber: Einen Panda oder 500 L wollten diese Kunden definitv auch nicht kaufen.

Mit dem 3+1 entwickelt Fiat erstmals ein "pragmatisches Extra" für den 500

Andere kauften den 500, beklagten sich aber fortwährend, wie unpraktisch die nur zwei Türen seien. Mit dem 3+1, den die Italiener mit 2000 Euro Brutto-Aufpreis selbst als „vergleichsweise teuer“ eingepreist empfinden, wolle man nun zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Bis auf eine zusätzliche Türlinie auf der Beifahrerseite konnte man die Optik (und den Basisrohbau) komplett beibehalten und schafft trotzdem viel Zusatznutzen. Es sei laut Napolitano das „Erste Mal“, dass man den 500 auch um ein rein pragmatisches Feature weiterentwickelt habe – bisher standen eher verführerische oder optische Merkmale im Vordergrund – dolce vita eben. Trotz des Aufpreises rechnet Napolitano mit 15 bis 20 Prozent Verkaufsanteil für den 3+1.

Der "New 500" wird einen höheren Anteil bei Flotten und Sharing-Diensten haben.

Zu guter Letzt die Frage nach den Flotten: Auch deren Anteil am Gesamtabsatz werde künftig auf rund 50 Prozent steigen, wobei man vor allem auch die „Sharing-Economy“ im Blick habe, der man auch mit der erheblich verbesserten Digitalisierung Rechnung trage. Man wolle so etwas Tesla schaffen, der noch nicht existiere, erklärt Olivier Francois, auch wenn er Markenvergleiche gar nicht mag. Always on, mit Updates over the air, aber klein, verführerisch und top verarbeitet mit der typischen Dolce-Vita-Attitüde Italiens.

Was bedeutet das?

Nach langem Dornröschenschlaf scheint die Marke Fiat wieder zum Leben erwacht zu sein und tritt emotionaler auf denn je. Dass der „neue 500“ fast exakt so aussieht wie sein Vorgänger, war dabei absolut gewünscht und dürfte die richtige Entscheidung gewesen sein. Zumal man Schwerpunkt und vor allem die Sitzposition nach unten brachte. Und ja, Francois hat sich zeitweise wirklich (fast) um Kopf und Kragen geredet, was aber vielleicht ganz gut war! Denn ein so blendende Aussicht auf eine güldene Zukunft hatten die italienischen Marken Fiat (und Lancia) schon lange nicht mehr.   

 

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