Fahrradmonitor 2023: Bikes & Cargobikes immer beliebter - trotzdem Stagnation
Die seit 2009 vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) geförderte zweijährliche Studienreihe „Fahrrad-Monitor“ des SINUS-Instituts hält Licht und Schatten bei den Bikes bereit. So zeigt sich zwar die erfreuliche Entwicklung, dass Fahrradfahren ist in Deutschland weiter auf dem Vormarsch ist und es sowohl steigendes Interesse wie auch hohe Kaufbereitschaft gibt. Andererseits stagniert die Zahl der regelmäßige Radfahrenden und die Beliebtheit des Radelns ist sogar generell gesunken, während das Auto weiter zulegt in der regelmäßigen Nutzung und in der Beliebtheit. Und auch wenn 39 Prozent regelmäßig Fahrrad bzw. Pedelec fahren, identifizieren sich nur 14 % der Befragten am ehesten als Radfahrer/in. 49 % der Befragten identifizieren sich stattdessen als Autofahrer/in. Generell wird das Fahrrad am häufigsten für kurze Erledigungen bzw. zum Einkaufen genutzt (57 % mindestens ein paar Mal pro Monat), für den Besuch von Freunden, Familien oder Bekannten (45 %) und Tagesausflüge (37 %). Unter den Berufstätigen nutzen allerdings nur 22 % das Fahrrad regelmäßig auf dem Weg zur Arbeit, unter Personen in (Aus-)Bildung tun dies 28 %.
Immerhin: Es wollen 46 Prozent der Deutschen wollen in Zukunft häufiger mit dem Fahrrad oder Pedelec fahren und ein Viertel der Deutschen plant, innerhalb des nächsten Jahres ein Fahrrad oder Pedelec zu erwerben. Die durchschnittliche Ausgabebereitschaft liege hier bei beachtlichen 1.424 Euro pro Person. Insbesondere Pedelecs sind mit einer Präferenz von 48 Prozent unter den Kaufinteressenten besonders begehrt.
Fahrradnutzung und Sicherheitsgefühl auf stabilem Niveau
Konkret zeigt sich im Bereich der regelmäßigen Nutzung bleibt das Fahrrad mit einem Anteil von 39 Prozent konstant beliebt. Dabei habe sich die Nutzung zwischen verschiedenen Altersgruppen im Vergleich zur letzten Ausgabe des Fahrrad-Monitor 2021 angeglichen, konstatiert das BMDV. Auch ältere Menschen fahren mittlerweile ähnlich regelmäßig mit dem Rad wie jüngere. Ebenso erfreulich sei, dass 60 Prozent der Radfahrenden sich sehr oder meistens sicher fühlen, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs sind. Als Hauptgründe für Unsicherheit werden rücksichtsloses Verhalten von Autofahrenden sowie zu viel Verkehr auf den Straßen genannt.
Höchstes Sicherheitsempfinden auf getrennten Wegen
Erstmalig wurde 2023 auch nach dem Sicherheitsempfinden auf unterschiedlichen Führungen des Radverkehrs gefragt. 94 Prozent der Befragten fühlen sich demnach vor allem auf vom Auto- und Fußverkehr getrennten Radwegen sicher. Dieses schließt auch die sogenannten „Protected Bike Lanes“ mit ein, also Radfahrstreifen die zum Beispiel durch Poller oder ähnliche Trennelemente vom Autoverkehr abgetrennt sind. Auch Fahrradstraßen werden sehr positiv bewertet (83 Prozent). Besonders unsicher fühlen sich die Radfahrenden dagegen auf Straßen, wo gemeinsam mit dem Kfz-Verkehr auf der Fahrbahn gefahren werden muss. Bei Tempo 50 fühlen sich hier nur 13 Prozent, bei Tempo 30 nur 21 Prozent und auf freigegebenen Bus-Sonderfahrstreifen nur 29 Prozent sicher.
Fahrrad und Öffentliche Verkehrsmittel: Eine Win-Win-Situation
Mehr als jeder fünfte Berufstätige fährt derzeit regelmäßig mit dem Fahrrad oder Pedelec zur Arbeit. Radfahrende, die das Rad selten oder nie zum Pendeln nutzen, nennen als häufigste Gründe, dass der Weg zu weit ist oder die Fahrt zu lange dauert. In diesem Kontext unterstreichen die Ergebnisse des „Fahrrad-Monitor 2023“ die zunehmende Bedeutung der Kombination von Fahrradnutzung und öffentlichen Verkehrsmitteln, denn dieses ist nicht nur umweltfreundlich, sondern erweitert gleichzeitig den Aktionsradius beider Verkehrsmittel. Wie die Ergebnisse der Befragung zeigen, ist die Mitnahmemöglichkeit des Fahrrades für die Mehrheit der Radfahrenden vor allem im Nah- und Regionalverkehr wichtig.
Starkes Stadt-Land-Gefälle in der Radnutzung
Das Fahrrad/Pedelec wird auf dem Land am seltensten genutzt (37 % regelmäßige Nutzung). Am höchsten ist der Anteil regelmäßig Radfahrender in Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohner/innen (45 %). 49 % der Menschen aus Mittelstädten wollen in Zukunft häufiger Rad fahren (vs. 46 % auf dem Land). Verglichen mit Radfahrenden aus der Großstadt fühlen sich Personen aus Mittelstädten und dem Land sicherer beim Radfahren (Großstadt: 56 %, Mittelstadt: 61 %, Land: 63 %). Radfahrende aus Großstädten sehen Gefahren im Straßenverkehr verstärkt in der Gefahr sich plötzlich öffnender Autotüren, rücksichtslosem Verhalten anderer Radfahrender sowie in der nicht ausreichenden Breite der Radverkehrsinfrastruktur. Radfahrende aus Kleinstädten identifizieren dagegen verstärkt fehlende (Teil-)Radwege als Grund für ihre Unsicherheit.
Lastenräder: Privater Boom, gewerbliche Flaute
Licht und Schatten gibt es auch bei den Lastenrädern, wie der Cargobike-Experte Arne Behrensen aus Berlin konstatiert: So leidet die Branche zum einen unter der Konjunkturkrise und zum anderen unter dem derzeitigen Wegfall der bundesweiten BAFA-Kaufprämie für gewerbliche E-Lastenräder und E-Anhänger, die die Lade noch verschärft. Bei den privaten Cargobikes gibt es dagegen einen weiter anhaltenden Boom: So nutzen bereits 3% aller 14 bis 69-Jährigen ein Lastenrad (2019: 1%) und 17 Prozent können sich einen Lastenrad-Kauf vorstellen (2019: 10%), 22 Prozent von Cargobike-Sharing (2019: 16%). Und die Bekanntheit steigt: 78 Prozent haben schon mal von Lastenrädern gehört (2019: 52%)
Elektromobilität , Newsletter Elektromobilität , IAA Mobility , SUVs und Geländewagen , Hybrid , Antriebsarten, Kraftstoffe und Emissionen , Oberklasse- und Sportwagen , Carsharing , Autonomes Fahren (Straßenverkehr) , Ladeinfrastruktur , Verkehrspolitik , Formel E , Brennstoffzellen , Fahrzeug-Vernetzung und -Kommunikation , Fahrzeuge & Fuhrpark , Automotive-Messen & Veranstaltungen , Pkw, Kompakt- und Mittelklasse , Minis und Kleinwagen , E-Auto-Datenbank, E-Mobilität-/Automotive-Newsletter, E-Auto-Tests