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Fahrbericht Peugeot e-Traveller: Der Kleinbus steht gut unter Strom

Nach den Nutzfahrzeugen legt der elektrisch ambitionierte PSA-Konzern den E-Kombi nach. Der gefällt mit geschmeidigem Antrieb und könnte dank starkem Preis Shuttledienste wie Familienväter begeistern.

Geht gut ab: Für einen Vollformat-Minibus lässt sich der Peugeot e-Traveller maximal flott bewegen - und äußerst leise. | Foto: PSA/Alex Heimann
Geht gut ab: Für einen Vollformat-Minibus lässt sich der Peugeot e-Traveller maximal flott bewegen - und äußerst leise. | Foto: PSA/Alex Heimann
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Johannes Reichel

Der PSA-Konzern legt weiter nach in Sachen Elektrifizierung seines Portfolios: Nach der Ankündigung der Elektro-Versionen im B-Segment à la Citroen Berlingo, Peugeot Partner und Opel Combo, zu dem sich auch noch Toyota mit dem Proace City gesellt, rollt bereits jetzt die elektrische Kombi-Variante des Kompakt-Transporters an den Start. Und besitzt damit eine ziemliche Alleinstellung. Jüngst kam zwar auch der Daimler-Konzern mit dem Duett Mercedes EQV und nur im Leasing erhältlichen eVito Tourer aus den elektrischen Puschen. Aber mit einem High-End-Package aus 100-kWh-Akku (brutto) und einem 150-kW-Motor rangiert der E-Benz doch eine ganze Hausnummer oberhalb des volkstümlicher geschnürten PSA-Pakets, der EQV startet auch bei 69.588 Euro brutto ... Allenfalls der ebenfalls gerade erst gestartete ABT e-Line Caravelle wäre hier noch zum Vergleich heranzuziehen. Allerdings handelt es sich hier um eine Umrüstkooperation, der Akku ist mit 37 kWh wiederum ziemlich klein dimensioniert und die Leistung des E-Motors mit 83 kW eher sehr moderat, der Preis mit 56.475 Euro brutto eher hoch.

Preislich ziemlich attraktiv: Ab 50.000 Euro netto

Genau dazwischen und zudem mit ab 50.000 Euro netto für die gewerbliche orientierte, bis zu neunsitzige Version Shuttle Business sowie 54.490 Euro brutto für den privat fokussierten Combispace Active mit verschiebbarem Gestühl deutlich günstiger positioniert sich der PSA-Elektro-Kleinbus. Der hört bei Peugeot auf den Namen e-Traveller, heißt bei Citroen e-Spacetourer und bei Opel Vivaro-e und wird anders als der Kasten, den es elektrisch auch als Kurzversion gibt, nur mit mittlerem und langem Radstand angeboten. Kommt noch die üppige Förderung von knapp 10.000 Euro sowie günstige Sonderabschreibung und Betriebs- und Wartungskosten sowie Steuervorteile in die E-Bilanz.
 

Ein Radius von 225 Kilometer genügt im Alltag, weniger im Urlaub

Dafür bekommt der Kunde in der Basis den 50-kWh-Akku (netto ca. 45 kWh), der für 225 Kilometer Reichweite im WLTP genügen soll und auch insofern vielen Anwendern "genügen" könnte, als nach PSA-Analyse die allermeisten Wege der angepeilten Klientel unterhalb der 200-Kilometer-Marke liegen: 83 Prozent, um genau zu sein. Der kleine Akku schont zudem den Geldbeutel um etwa 5.000 Euro netto und das Gesamtgewicht: Mit 2,0 bis 2,3 Tonnen Leergewicht hält der E-Van noch Maß für einen gut ausgestatteten und achtfach bestuhlten Elektro-Bus.

Gut ausgestattet ist der französische E-Van auch was das Stromladen betrifft: Ein 100-kW-DC-Bordlader ist Standard, sodass die 50-kWh-Speicher binnen einer halben Stunde von 0 auf 80 Prozent mit Energie befüllt sind - vielleicht ein weiteres Argument für den kleinen Speicher. Im AC-Modus lädt der Elektro-Kleinbus mit anders als die 7,4 kW beim Kastenwagen serienmäßig mit 11 kW Leistung, womit dem "Overnight-Charging" dann auch bei einer fünf Stunden kurzen Nacht kein Problem darstellt.

So geschmeidig war nie: Feine Manieren im Großraumstromer

Doch das schönste an dem neuen Strom-Kleinbus sind zweifellos nicht die papierenen Werte, sondern das Fahren an sich. So geschmeidig und so leise, so unkompliziert und lässig fährt sich kein Verbrenner - und seien es auch noch so kultivierte Aggregate wie die beiden PSA-Diesel zu 1,5 und 2,0 Liter. Dank des tiefen Schwerpunkts liegt der stattliche 4,95-Meter-Minibus satter auf der Straße als das beileibe nicht schwammige konventionelle Pendant. Das Handling ist recht agil für einen Transporter, die Lenkung verbindlich und die Federung dennoch nicht zu ruppig, wenngleich dank eher straffer Auslegung der Komfort gut, aber nicht sänftenartig ist.

Völlig ausreichende Performance

Wer in Anbetracht der Leistungsorgien im E-Mobilitätsbereich erwartet, dass die kleine PSA-eigene E-Maschine mit 100 kW und maximal 260 Nm Drehmoment mit der Fuhre überfordert wäre, sieht sich angenehm enttäuscht. Im Sportmodus nimmt das volle Momentum die Vorderräder unter Dampf und man lässt so jeden Vollvormat-SUV oder Möchtegern-Sportwagen stehen. Der Großraumkombi surrt diskret, aber bestimmt von dannen und man surft entspannt auf der Stromwelle.

Das ist aber sicher kein zentrales Kriterium einer Shuttle- oder Familienkutsche, also schnell in Normal gestuft, wo immer noch 210 Nm aus dem Stand für flotte und nahtlose Beschleunigung sorgen, die erst bei selbstauferlegten und Akku-schonenden 130 km/h ihr Ende findet. Wer es drauf anlegt, der darf sogar einen bis zu 1.000 Kilogramm schweren Trailer oder Wohnanhänger ankoppeln. Dann sollte man aber wohl nicht viel mehr als den Ausflug in die nähere bis mittlere Umgebung planen ...

Generell effizient, speziell nur bedingt

Eine kurze Proberunde mit Mix aus Stadt, Land, Autobahn ergab einen Schnitt von 28 kWh/100 km laut Bordrechner. Was jetzt kein Glanzlicht der Effizienz setzt, wofür der PSA-Einheitsantrieb aber generell auch nicht bekannt ist. Die Werte bestätigten sich bei einer nochmaligen Tour mit der Kastenversion: Knapp 80 Kilometer im Mischbetrieb und Normalmodus bewältigten wir mit 27 kWh/100 km; allerdings mit Winterreifen, die im Vergleich zu den samtigen Sommerpneus beim Kombi auch deutlich rauer und geräuschvoller abrollten. 

Aber der Wert geht in Ordnung - erst recht, wenn man es in energetische Diesel-Äquivalent umrechnet: Bei einem guten Verbrauch von angenommenen 6 l/100 km entspräche das mindestens dem doppelten Wert, ohne die Treibstoffproduktion. Nur um mal klar zu machen, von welchen Effizienzsprüngen man bei der Umstellung auf E-Antriebe spricht. Im Stadt- und Landbetrieb dürften die 200 km Reichweite also realistisch sein, für den eiligen und schweren Autobahnauftrag ist der e-Traveller/eJumpy dann aber nicht unbedingt prädestiniert. Selbst wenn man die 75-kWh-Variante wählt, wer viel Fernstrecke fährt und shuttelt, der wird mit dem Stromer nur bedingt glücklich. 

Was bedeutet das?

Wie cool ist das denn: Ein vollelektrisch angetriebener Kleinbus! Jetzt können sich Bulli-Fahrer nicht nur wie Öko-Hippies fühlen, sondern es tatsächlich auch sein. Statt qualmendem Knatter-Diesel, surren sie jetzt leise und sauber in den Sonnenuntergang. Vorausgesetzt sie zapfen Öko-Strom. Aber davon geht man sowieso aus, sonst stimmt die ganze E-Rechnung sowieso nicht. Dass der PSA-Van für das was er bietet durchaus erschwinglich erscheint, anders als EQV oder die ABT-Caravelle, dürfte so manchen Familienvater, Shuttledienst oder Mischnutzer ins Grübeln bringen, ob nicht jetzt der richtige Moment ist.

Da fällt dann auch weniger ins Gewicht, dass der Einheits-E-Antrieb von PSA durch Skalierung zwar preiswert ist, aber nicht zu den effizientesten Einheiten gehört. Die Werte gehen in Ordnung, da könnte PSA aber durchaus noch nachlegen. Wer auf Nummer sicher gehen will, nimmt den größeren Akku. Für den Alltag und die meisten Anwender genügt der kleine, weil konsequenterweise ohnehin ein Schnelllader sowie ein 11-kW-Lader an Bord ist. Und im Urlaub? Hat man es ja sowieso nicht eilig. Dann ist die Devise allerdings: Eile mit Weile. Und lerne die Ladepunkte Europas kennen ...

 

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