Werbung
Werbung

Fahrbericht Peugeot E-3008: Das Designerstück

Der Peugeot E-3008 ist das erste Modell auf Stellantis-Medium-Plattform. Auf der er durchaus Zeichen setzt.

Unverwechselbar: Der E-3008 wurde noch mutiger und eleganter gestylt als der Vorgänger. | Foto: Markus Heimbach
Unverwechselbar: Der E-3008 wurde noch mutiger und eleganter gestylt als der Vorgänger. | Foto: Markus Heimbach
Werbung
Werbung
Gregor Soller

Man kann Peugeot gar nicht genug danken in einer derart gestreamlinten und geplattformten Zeit etwas so Eigenwilliges wie den E-3008 auf die ungewöhnlichen Räder zu stellen! Optisch ging man stärker Richtung Fastback – Achtung – explizit NICHT Coupé! An den Seitentüren legte man die unteren Fenstergummis in die Tür, was für Eleganz sorgt und innen empfängt eine oder einen eine echt futuristische Armaturenlandschaft: Nicht so spartanisch-reduziert wie bei Tesla oder Nio, aber auch nicht im Allerweltsdesign mit Zentralscreen wie bei den Chinesen, Koreanern oder der Volkswagen-Gruppe.

Mutig ist dabei das stoische Festhalten am I-Cockpit samt kleinem, vergleichsweise eckigen Lenkrad. Doch über das hinweg sieht man die Armaturen viel besser ein und vermisst auch nicht direkt ein Head-Up-Display, das es nicht gibt. Dafür scheint das große 21“-Curved-Display über der I-Tafel zu schweben – was Nachts dank interessanter Illuminierung noch besser wirkt. In Sachen Design lehnt sich Peugeot also tendenziell noch weiter aus dem Fenster als beim Vorgänger.

Und die ganz neue Stella-Medium-Plattform? Bietet mit 400 Volt und 73 kWh Akkukapazität eher Hausmannskost. Die Stellantis-eigene E-Maschine zieht vorn – leise und effizient, wenngleich mit Rekordverbräuchen geizt: Manche schafften brutto um die 16,5 kWh/100 km, wir kamen auf rund 20,1 kWh/100 km, wieder andere landeten gar bei 22,5 kWh/100 km brutto. Was in etwa das breite Fenster der vergleichbaren Produkte des Hyundai- und Volkswagen-Konzerns ist.

Der E-3008 ist komplett "made in France"

Auch beim Gewicht kann der neue Löwe leider keine Maßstäbe setzen: Während Peugeot e-308 und der elektrische Opel Astra trotz Mischplattform mit knapp 1,8 Tonnen zu den echten Leichtgewichten gehören, bringt der E-3008 mindestens 2183 kg auf die Waage. Mit 98 kWh-Akku für bis zu 700 km nach WLTP (das dann ein Rekord in der Klasse) werden es aber 2.301 kg und auch das Allradgetriebene Topmodell mit 240 kW (320 PS) wiegt mehr. Der hintere Motor wird in dem Fall dann übrigens von Valeo zugeliefert, womit das Auto weitgehend „made in France“ bleiben dürfte.

Das Chassis, das uns gezeigt wurde, hatte mehrere Prägungen, neben „PSA“ war des Öfteren auch „Mopar“ zu lesen: Klar, dass auch Jeep (und evtl. auch Chrysler und Dodge) die Plattform nutzen werden. Ebenso wie DS, Citroen, Opel, Alfa Romeo und Lancia…wobei sich Peugeot die Version 98 kWh PLUS Allrad schenken wird.

Für 2,75 Meter Radstand eher wenig Beinraum im Fond

Die Basis kommt mit 2,75 Meter Radstand (kürzeste Version), der 5008 wird dann mit 2,91 Meter die Maximallänge ausschöpfen und soll im März 2024 präsentiert werden…Gutes Stichwort, um im Fond Platz zu nehmen, wo andere mit ähnlichen Achsabständen allerdings deutlich luftiger wirken, allen voran die Modelle des VW-Konzerns. Dafür baut der 520 bis 1.480 Liter fassende Kofferraum schön tief und hat eine Bodenplatte mit Einhandbedienung, die sich auch schräg einlegen lässt. Dann kann man von hinten bündig laden, aber die Fracht rutscht dann über die „schräge Ebene“ automatisch leicht nach vorn gen Rücksitzlehne – tolle Idee. Darunter liegen optional ein Reserverad mit Fächern oder beim Allrad ein Antrieb. Und weil wir grad am Heck stehen: Eine Anhängekupplung wäre möglich: Mit 80 kg Stütz- und bis zu 1.250 kg gebremster Anhängelast.

Wechseln wir kurz nach vorn und öffnen die Haube: Dort ist alles sauber verkleidet und eigentlich hätte noch ein flacher Frunk über dem Antrieb Platz. Geladen werden kann mit bis zu 160 kW DC, dann dauert der Hub von 10 auf 80% rund 30 Minuten, hier überlässt Stellantis Rekorde den anderen, aber: Auch der 98-kWh-Akku soll in dieser Zeit um das gleiche Maß geladen werden können, was eine deutlich höhere Ladeleistung bedeutet. Einer geänderten Zellchemie sei Dank.

Das I-Cockpit gibt es noch, aber…

Doch jetzt endlich den Startknopf gedrückt und los! Die Taster und Schaltflächen sind selbsterklärend, wenngleich der E-3008 mit seinen frei belegbaren Tastern und den zahlreichen Untermenüs eher zu den komplexen Zeitgenossen gehört, an deren Bedienung man sich erst gewöhnen muss. Das I-Cockpit zieht Peugeot weiter durch, es beschränkt sich mittlerweile aber eigentlich auf das kleine Lenkrad und den Verzicht auf ein Head-Up-Display. Denn über der Fläche der I-Tafel schwebt ein gebogener 21-Zoll-Screen, den man ganz gut ablesen kann. Am Lenkrad hat man jetzt ebenfalls plane Tast-Elemente, die aber nach wie vor geklickt werden wollen – hier hat man Gott sei Dank nicht die gleichen Fehler wie andere Marken gemacht. Dafür tappst man auf dem Zentralscreen des Öfteren etwas hilflos umher, bis der die Bedienbefehle akzeptiert.

Aber dafür machte die Spracheingabe einen großen Sprung und auch die Ladeplanung kann der E-3008 jetzt vollständig übernehmen – auch aus der App. Was er noch nicht kann: Die Karte permanent hinterlegen, sodass er automatisch an Kreuzungen oder Kreiseln verzögert oder proaktiv auf die nächste Geschwindigkeitsbeschränkung reagiert. Ist vielleicht auch besser so, denn mit der Verkehrszeichenerkennung tut er sich bisweilen noch etwas schwer.

Aber dank kleinem Lenkrad, knackiger Federung und kleinem Wendekreis fährt er sich vergleichsweise knackig, wenngleich die Dämpfung etwas weicher sein dürfte: Vor allem an Querschwellen werden deutlich härter überrumpelt als nötig. Im „Sport-Modus“, der so sportlich nicht ist, wird die Lenkung dann härter und direkter, Letzteres gilt natürlich auch fürs Ansprechverhalten. Wobei auch der E-3008 seine Leistung in „Comfort“ merklich und in „Eco“ sehr stark zurückfährt – und die Innenbeleuchtung entsprechend anpasst. Wobei wir hier teils andere Farben wählen würden, was auch möglich ist…

Der E-3008 punktet mit kleinem Wendekreis, dürfte aber schlanker bauen

Und so strömen wir durch französische Kreisverkehre Richtung Grasse, dem Zentrum der Parfüme, das für den 1,89 Meter breiten E-3008 teils schon sehr schmal wirkt. Tatsächlich erreichen Pkw mit 1,9 Metern Breite ein Maß, dass sie allesamt extrem unhandlich wirken lässt – hier wäre ein allgemeines Abrüsten wünschenswert. Mit dem Wenden haben wir dafür kein Problem und sowohl die Serpentinen ins Tal als auch die Autobahn liegen dem E-3008 dann mehr. Womit klar wird: Dieser Löwe sucht eher nicht den Duft der weiten Welt, sondern den Auslauf – umso mehr, wenn er erstmal mit dem großen Herzen respektive Akku am Start ist.

Wir kehren zurück und freuen uns einmal mehr über den Mut, den Peugeot hatte, den E-3008 so machen, wie wir ihn jetzt verlassen müssen: Auch wenn er technisch eher keine Maßstäbe setzt, im Design tut er es definitiv. Und ist klar die elektrische Alternative für alle frankophilen Nonkoformisten, die einst Citroën fuhren.

Die Preise dafür starten bei 48.650 Euro für den „Allure“, das sind netto 40.883 Euro. Der GT kostet ab 53.450 Euro, das sind 44.916 Euro netto. Zu teuer? Dann gäbe es noch den 100 kW leistenden Mildhybrid-Benziner, der 39.250 Euro kostet, das sind 32.984 Euro netto. Als GT kommt der auf 43.750 Euro, das wären 36.765 Euro netto. Geliefert werden soll ab Sommer.

 

Was bedeutet das?

Dieser Löwe trägt sein Fell nach innen! Der E-3008 ist mehr Charakterdarsteller denn je und damit eine interessante Alternative zum elektrischen Mainstream. Die ganz großen technischen Fortschritte bleiben bei der neuen Plattform allerdings aus. Hier entwickeln sich die Hersteller aktuell im Parallelschritt dezent nach vorn. Gegenüber dem Vorgänger ist es ein Riesenschritt.

Werbung
Werbung