Fahrbericht Opel Corsa Electric: Kleines Auto, großer Fortschritt
Opel quält einen mit neuen Wahlmöglichkeiten: Den gelifteten Corsa Electric mit „altem Antrieb“ und „altem 50-kWh-akku“ gibt es zum Start ab schlanken 169 Euro Aktionsleasingpreis für Privatleute – dafür blieben Antrieb und Akku fast unverändert. Heißt: Bis zu 354 km Reichweite (ein bisschen mehr als bisher) und nach WLTP 15,8 bis 16,1 kWh/100 km Verbrauch. Darüber steht ab jetzt die 115-kW-Variante mit der nächsten Motorgeneration und die ist nicht nur kräftiger, sondern auch viel effizienter: Hier nennt Opel 14,3 bis 14,6 kWh/100 km Verbrauch und hat den Akku neu „gepackt“: Statt 216 gibt es nur noch 102 Zellen, statt 18 verbaut man 17 Module, sodass man aus dem 340 statt 345 kg schweren Trumm jetzt 51 statt 50 kWh Kapazität erhält. Und so stehen bis zu 402 Kilometer Reichweite nach WLTP zur Verfügung.
Der neue Antrieb ist auch in der Praxis viel sparsamer
Wollten wir genauer wissen und starten vom Frankfurter Flughafen über Rüsselsheim zu einer freudigen Runde nach Rheinhessen. Mit rund 27 Grad ist es ziemlich warm aber trotz Klimaanlage verspricht uns der Corsa am Start echte 400 Kilometer Reichweite. Um es kurz zu machen: Am Ende waren es inklusive zweier Autobahnabschnitte mit 150 km/h Topspeed 13,8 kWh/100 km netto, also rund 15,2 kWh/100 km brutto, die der Corsa zog und damit wären wir knapp 380 km weit gekommen.
Ein Riesenschritt gegenüber dem günstigeren Vorgänger, dessen Urversion wir selten unter 16 kWh/100 km netto bewegen konnten und der uns als nicht allzu sparsam in Erinnerung blieb. Hat sich hier was getan? Of Corsa – können wir hier den neuen Werbeslogan von Opel bestätigen!
Das Infotainment: Ein Riesenschritt nach vorn!
Ein zweiter heikler Punkt war das Stellantis-Infotainment, das sich eher verschachtelt und unverständig zeigte. Auch alles viel besser! „Ich habe Hunger“ wird mit Restaurantvorschlägen in der Umgebung beantwortet, der Sender Eighties-Eighties-Radio, den man mancherorts nach der Schreibweise 80s80sRadio einsprechen muss, wird gefunden und wenn wir bitten, die Temperatur um ein oder zwei Grad abzusenken, klappt auch das. „Mir ist warm“ führte leider zu keinem Ergebnis. Aber ein Riesenschritt im Vergleich zum Vorgänger, wenngleich das ganze System so wie das Navi immer noch etwas gemütlich bootet! Sollte man auch beim Starten und Abstellen wissen.
Außerdem spendierte man allen Corsa LED-Scheinwerfer vorn und dem GS auch solche Rücklichter, eine Wärmepumpe ist immer Serie und das Fahrwerk wurde tatsächlich auch noch mal nachgeschärft. Man greift in ein dünnes (danke!) Lenkrad und freut sich an einer gelungen-dezent-knackigen Gesamtabstimmung, die allenfalls harsche Fahrbahnaufbrüche etwas rüde durchlässt. Vorn gibt es beim GS Sportsitze gegen 800 Euro extra mit echtem Alcantara (die Italo-Kollegen von Stellantis lassen grüßen) bezogen und für den Fahrer gar mit Massage.
Im Fond bleibt der Corsa eine kleine Höhle
Ansonsten blieb fast alles beim Alten, heißt leider auch: Für die 4,06 Meter eher wenig Platz im Fond (wer auf gleicher Länge mehr braucht, greife zum Jeep Avenger oder Fiat 600e), bei ordentlichen 267 bis 1042 Liter Kofferraumvolumen und der 60:40 geteilten Rücksitzbank. Und, um wieder zu den E-Auto-Spezifika zurückzukommen 100 kW maximaler Ladeleistung. Hier hätten wir auf eine Idee mehr gehofft. Opel nennt für den Hub von 20 auf 80 Prozent 27 bis 30 Minuten, wobei der neue 51-kWh- Akku einen Hauch schneller sein könnte als die 50er-Batterie der Basis.
In Summe zeigt sich der geliftete Corsa ziemlich kompetent und komplett ausgestattet, was allerdings auch seinen Preis hat: Der GS „Long Range“ wie er jetzt heißt, kostet ab 38.045 Euro brutto, das sind 31.970,60 Euro netto und damit nicht sooo viel weniger als andere für deutlich größere Modelle aufrufen. Der Corsa Electric (so heißt die Basis jetzt) startet bei 34.650 Euro, das sind knapp 29.117,70 Euro netto – oder eben ab 169 Euro im Privatleasing, wo er zum Start nicht mehr kostet als ein Verbrenner.
Die zur Fahrpräsentation gar nicht mehr eingeladen wurden! Denn auch Opel sieht die Zukunft klar im Stromer, der auch beim Corsa mittlerweile rund ein Drittel aller Verkäufe in Europa ausmacht. Kleine Randnotiz: Es gibt noch die „alten“ Basisbenziner mit 75 bis 130 PS – und Ersteren konnte man mit 5-Gang-Handschaltung noch knapp unter der 20.000-Euro-Marke halten. Und zwischen die und die Stromer schob man jetzt zwei Mildhybride mit 100 und 130 PS, die nach dem Miller-Cycle-Verfahren arbeiten um noch mehr Sprit zu sparen. Aber mit 48-Volt-Boost-Akku und eben nicht ganz so unaufwändiger Motorentechnik in Sachen Aufwand nicht mehr soo weit hinter den Stromern zurückbleiben…
Was bedeutet das?
Opel hat den Corsa e beim Wandel zum Corsa Electric und noch mehr zum Corsa Electric GS Long Range an exakt den richtigen Stellen merklich überarbeitet. Und damit fit gemacht für den zweiten Teil seiner Karriere. Ist das Update gelungen? Of Corsa!
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