Fahrbericht Lynk 01: Das ultimative Konzept?
Bereits im März fuhren wir erstmals den 01 und seitdem hat sich wieder Einiges getan: Unsere (virtuelle) Sharing-Partnerin wäre keine Geringere als das (wieder aktive) Abba-Mitglied Agnetha Fältskog, auch wenn die das Auto nicht direkt mit uns teilt. Dafür können wir es innerhalb der Familie weiter sharen oder in Unternehmen den Fuhrpark verkleinern: Wenn der Geschäftsführer morgens kommt, übernimmt der Außendienst und stellt es abends wieder zurück. Oder man macht tagsüber einen „Poolwagen“ daraus, oder oder oder…
Wir steigen ein und starten die Plug-in-Version. Sie verspricht uns bis zu 62 Kilometer rein elektrische Reichweite in schwedischer Ruhe und tatsächlich kommt man damit auch gut hin. Alles ist übersichtlich und fein arrangiert und gut bedienbar, wobei die 12,3-Zoll-Digitalinstrumente eher an BMW als an Volvo erinnern und bei der Navigation vollformatig die Karte anzeigen. Die Ausstattung ist komplett bis hin zum Glasschiebedach, das sich auch öffnen lässt. Für Sound sorgt die klangstarken Infinity-Anlage, die sich über den großformatigen 12,7-Zoll-Touchscreen steuern lässt. Die Sprachsteuerung des Navis möchte uns zwar nicht zurück zum Lynk Club im „Rosental 5“ schicken, sondern lieber auf eine „Rozendaal-Ausstellung“, die auch in München stattfindet, zeigt sich aber sonst sehr verständig. Das Fahrerassistenzpaket auf Level 2 inklusive Autobahnassistent agiert dezent und lässt auch einen kurzen Sprint zu, bis der 01 bei Tempo 218 abregelt – was den angegebenen 210 km/h entspricht.
Dann muss aber – wie immer, wenn Leistung gefragt ist, der 1,5-Liter Dreizylinder-Benziner beispringen. Ansonsten hätten wir unsere knapp 70 Kilometer lange Runde mit hohem Stadt- Überland- und etwas Autobahnanteil rein elektrisch geschafft, zumal der Akku hier netto 14,1 kWh bietet. Auf den engeren, steilen Kehern ins und aus dem Isartal verwundert es da fast etwas, dass die E-Maschine „nur“ 60 kW und 160 Nm aufbietet, so satt und souverän wie sie agiert. Zumal der 132 kW leistende Dreizylinder-Turbo-Benziner mit seinen 132 kW (180 PS) und 265 Nm prinzipbedingt eher knatterig arbeitet und die sonst so herrliche Ruhe im 01 eher stört.
Das Handling: In der Ruhe liegt die Kraft
Die ist definitiv eine Stärke, zu der das sauber abgestimmte Fahrwerk passt, das sich durch nichts wirklich aus der Ruhe bringen lässt und fast alle Unbilden unserer teils extra schlechten Handlingroute gekonnt wegfedert und -dämpft. Hier hatten wir beim zweiten Durchlauf einen besseren Eindruck als noch im März. Dazu passt prinzipiell die unaufgeregte Lenkung, welche für unseren Geschmack aber gern eine Idee direkter ausgelegt sein dürfte und mit 11,8 Metern auch keinen überragend kleinen Wendekreis bietet. Dafür darf man bis zu 1,8 Tonnen anhängen und freut sich auch sonst über eine eingängige Bedienung, genug Platz auf allen Sitzen und eine saubere Verarbeitung. Der Verbrauch pendelte sich inklusive wilder Autobahnhatz auch diesmal wieder bei rund 3,0 l/100 plus etwas Strom ein, wobei sich auch größere Pendeltouren bis zu 30 km in der Regel fast vollelektrisch abbilden lassen. Den Hybrid lassen wir hier gleich außen vor: Er soll nach WLTP 6,6l/100 km brauchen, was in der Realität eher auf 7,0 bis 8,0 l/100 km hinauslaufen dürfte – durchschnittliche Werte.
Materialien und Geräuschdämmung sind eher Premium
Über den hinaus weisen die Materialien und die Geräuschdämmung, die eher Richtung „Premium“ tendieren, wobei man es geschafft hat, aus den recycelten „Econyl“-Fischernetzen ein schimmerndes blaues Garn zu spinnen und das elegant als Akzent auf die Sitze zu bringen. Dazu passt die große Screen über die auch die Temperatur gesteuert wird, wobei hier schon eine dezent andere Auf- und Einteilung genügt, um die Bedienung eine Idee eingängiger zu gestalten als bei Volvo.
Grundsätzlich herrscht skandinavisches Flair
Wie der Lynk überhaupt erstaunlich skandinavisches Flair vermittelt und tatsächlich das „Missing Link“ zwischen „Premium-Auto besitzen“ und spontan irgendwas mieten sein kann, wobei er eher an Ersterem als an Letzterem liegt. Nicht vermisst haben wir bei all der Ausstattung die endlosen Preislisten und Farboptionen – es bleibt bei schwarz und blau. Lieber wäre uns ein n och kleineres, rein elektrisches Modell für etwas günstigere Raten. Wobei die glatten 500 Euro brutto im Monat in Ordnung gehen. Da sind 1.250 Kilometer inkludiert. Genügt nicht? Dann einfach weiterfahren und für jeden weiteren Kilometer nur 15 Cent bezahlen – plus Energiekosten. Was aber trotzdem ein sehr wohlfeiles Angebot ist. Der Kauf kostet weiter 35.000 (Hybrid) respektive 42.000 Euro (Plug-in), das sind knapp 29.412 respektive knapp 35.295 Euro netto. Plus 26 Euro monatlich für einen Care-Plan. Aber nachdem wir tatsächlich nicht jeden Monat immer ein Auto brauchen, gefällt uns das stressfreie Teilen mit Agnetha irgendwie besser.
Was bedeutet das?
Als Auto trifft der Lynk01 tatsächlich ins Schwarze aller weltweiten Bedürfnisse: Er ist ein gut gemachtes 4,54 Meter langes (Premium-)Plug-in-SUV, das vom Pendeln (fast schon zu groß und zu schwer) bis zur großen Reise zu viert alles kann. Und dabei ganz eigene Akzente setzt – die aber sehr konsequent – weshalb wir auf die kommende Verbreitung auf der Straße umso gespannter sind.
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