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Fahrbericht GAC Aion V: T-Rex mit Komfort und Kulleraugen

Bei der Gestaltung des Aion V stand laut GAC-Chefdesigner Zhang Fan ein bisschen der riesige T-Rex Pate – aber als freundliche Mangafigur mit großen Augen – wenn man ihn fährt, weiß man, was Zhang damit meint.

Dynamik fürs Foto : Der GAC Aion V gehört zu den bequemen Vertretern -Kurvenhatz liegt ihm nicht. | Foto: J. Soller
Dynamik fürs Foto : Der GAC Aion V gehört zu den bequemen Vertretern -Kurvenhatz liegt ihm nicht. | Foto: J. Soller
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Tatsächlich hebt sich die zweite Aion-V-Generation deutlich von der ersten ab – tatsächlich ein bisschen so, als hätte sich ein Saurier aufgerichtet – denn der neue Aion V steht mit 1,68 Metern Höhe deutlich aufrechter in der Menge, von der er sich auch durch seine freundliche Optik abhebt. Mit 4,6 Metern bei gut 2,77 Meter Radstand steht er in der Mittelklasse, bietet aber im Fond selbst für 2,05-Meter-Sitzriesen genug Platz! Und das tun die wenigsten Fahrzeuge dieser Kategorie.

Sitzkomfort wie in den teuren Luxuslinern

Alle Passagiere fallen nach dem Einstieg über weit öffnende Portale in große, weiche, aber nicht seitenhaltarme Fauteuils und als Fahrer findet man sofort die richtige Sitzposition. Optisch orientiert sich der Aion V mit gesteppten Türverkleidungen ein bisschen an Bentley, außerdem setzen die Designer um Zhang auf ein zweifarbiges Kunstleder-Interieur: Es dominiert das in China beliebte orange-sattelbraun, akzentuiert von schwarzen Türverkleidungen vorn. Die senkrechten Türgriffe greifen sich gut, das ganze Auto wirkt wertig zusammengesetzt. Die Vorserie verraten allenfalls die Wassertropfen in den Rückleuchten (kommt auch bei BMW und Mercedes bisweilen vor, sollte aber nicht sein) und dass das Infotainment samt Lidar nicht funktioniert.

Womit wir schon beim ersten Punkt sine, der Sicherheitsausstattung: Die wird in Europa ohne Lidar auskommen müssen, dafür gibt es eine Innenraumkamera, die alle überwacht. Hat man grundsätzlich nicht so gern –weshalb GAC auch drüber nachdenkt, eine Serverfarm in Europa aufzubauen, welche keine Daten außerhalb der EU entsendet…der Vorteil: Die Kamera soll auch weinende Kinder oder bellende Hunde erkennen und kann so per App Alarm schlagen, wenn die Fahrenden das Auto verlassen haben. Oder den Aion V zum sprechen oder Schlafliedsingen animieren. Grundsätzlich eine entspannende Idee.

Das Fahrverhalten: Soft bis schwerfällig – ein kleiner Saurier eben

Entspannend ist auch das Fahrverhalten des 150-kW-Autos, das sich tatsächlich schwer wie ein Dino gibt. Federung und Dämpfung sind sehr weich und verzeihend ausgelegt, womit alle Pariser Schlaglöcher und Speedbumper fein weggedämpft werden. Trotzdem dürfte die Dämpfung durchaus härter und die Lenkung knackiger sein. In „Sport“ passt das, aber in Europa hat man es gern grundsätzlich etwas straffer. Schaltet man dann noch das Fahrpedal auf „Eco“ entschleunigt einen der Baby-T-Rex maximal…In Sachen Komfort und Raumausnutzung lässt er also nix anbrennen, aber wie gesagt: Etwas weniger gefühltes Gewicht und mehr Leichtigkeit wären für die EU-Abstimmung trotzdem wünschenswert.

Kurz zu den Daten: In China wird er von einem 150 kW oder 165 kW starken E-Motor mit einem maximalen Drehmoment von je 240 Nm angetrieben, was eher „Right-sized“ als „angriffslustig“ ist. Die Akkus kommen netto mit 62, 75 und 90 kWh, das soll je nach Version für 520 bis 750 Kilometer nach CLTC-Norm genügen, nach WLTP wird das weniger, real noch weniger sein: Im Worst-Case rechnen wir je nach Akku mit knapp 300 bis gut 400 Kilometer. Der mittlere 75-kWh-Akku sollte so für rund 350 km reichen.

800 Volt habe man zwar im Prinzip fertig und auch am eigenen Feststoffakuu sei man dran, aber alles zu seiner zeit…. Aktuell lassen sich je nach Akkugröße in 15 Minuten mit bis zu 170 kW zwischen 260 und 370 Kilometer laden. Der Normverbrauch soll nach CLTC 12,8 bis 12,9 kWh/100 km betragen, was sehr sparsam wäre. Wir waren nur in der Stadt bei feinen 20 Grad unterwegs, wo sich der „kleine Dino“ sehr genügsam gab. Realwerte stehen noch aus. 

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Die Bedienung liegt komplett auf dem 14,6-Zoll-Zentralscreen und könnte vor allem bei der Klimatisierung etwas einfacher sein. Ansonsten gehört das Menü bei GAC aber zu den gut strukturierten. Man merkt hier, dass die Marke als Auftragsfertiger für Honda und Toyota begann.

Sehr speziell: Das Blinkerpiepsen

Gar nicht entspannend ist das Blinkergeräusch, dass noch dazu seine Melodie ändert: Vom erstmaligen „Blinker ist aktiviert“-Signal zu einem kontinuierlichen Piepen. Unser Begleiter, der das Auto den ganzen Tag betreut, erklärte nur dezent, dass es jedem „aufgefallen“ sein soll…

Am Ende stellen wir den Aion wieder vor der Messe in Paris ab und kommen zu den Preisen: In China reichen die von knapp 17.000 bis knapp 25.000 Euro! Würde man jetzt in der Basis „unter 30.000“ schaffen, wäre das für die Fahrzeuggröße ECHT eine Ansage. Doch auch GAC ist ob der EU-Zölle vorsichtig und will 2025 nur in ausgewählten (kleinen) Märkten starten. Bis dahin will man auch ein Ersatzteillager in den Niederlanden stehen haben. Deutschland soll erst 2026 beliefert werden. Man darf gespannt sein, ob der kulleräugige T-Rex dann nicht schon zu spät kommt, um noch große Beute zu machen…

Was bedeutet das?

Jetzt auch GAC. Vielen Autoauskennern ist die Marke ein Begriff – und sie plant vorsichtig. Die EU-Zölle könnte man mit den Modellen aus Thailand umgehen, aber: Die Qualität der dort montierten Modelle sei laut einem Insider nicht so gut wie die der chinesischen Fahrzeuge. Und dann will die Marke noch positioniert werden. Der Aion V fiele in die Kategorie „sehr bezahlbarer raumnutzender Komfortcruiser“. Auf gleicher Plattfrom sollen laut Zhang Fan aber auch noch ein Hatchback und ein Sedan folgen, die so raumnutzend natürlich nicht sein können – aber vielleicht bezahlbar? Ansagen südlich der 30.000 Euro werden in Europa gern gehört.

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