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Fahrbericht BMW 545 e: Wohlkomponierte Soundmaschine

Mit dem 545e erweitert BMW seine Plug-in-Palette nach oben – mit viel Kraft und kernigem Klang

Schneller, schöner, soundiger: Mit dem Reihensechser entwickelt die E-Maschine massives Temprament. | Foto: Uwe Fischer
Schneller, schöner, soundiger: Mit dem Reihensechser entwickelt die E-Maschine massives Temprament. | Foto: Uwe Fischer
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Gregor Soller

400 PS, 500 Newtonmeter Drehmoment – damit fuhr man zur Jahrtausendwende ganz oben in der 5er-reihe, im X5. Heute bringt der 545e xdrive 394 PS und 600 Newtonmeter viel eleganter auf die Straße, mit dem wir nördlich von München schon erste Runden drehen konnten – bei bezaubernden Verbräuchen trotz zwischenzeitlichem Ausnutzen des vollen Potenzials.

Schon beim Einsteigen empfängt einen ein „aufstrebender Sound“ von Hollywood-Komponist Hans Zimmer. Danach: Stille und aufgrund der gleichen E-Maschine wie beim 530e das gleiche dezente Ablegen. Doch wehe, der Verbrenner erwacht: Dann flippert der 545e über Landstraßen, dass es eine Freude ist, untermalt von einem herrlichen Klangteppich, der für den Innenraum (leider) nochmal künstlich nachgeschärft wurde, natürlich Richtung M30, heißt: Man hört damit auch sofort, dass man in einem BMW sitzt. Hier ging es laut Steffen Löschner, seines Zeichens Projektleiter Plug-in-Antrieb bei der 5er-Reihe, eben auch um Emotion.

Schon bei 745 e und X5 45e ließ sich feststellen, dass die Kunden solch einen Sound durchaus schätzen, wenn der Verbrenner denn schon in Anspruch genommen werden muss. Und der 545e wiegt einfach deutlich weniger, wobei das relativ zu sehen ist, denn zwei Tonnen Leergewicht reißt der 545e. Zum Vergleich: der 530e liegt hier mit 1.970 Kilogramm gerade noch knapp darunter, sofern man ihn nicht Full-Spec ausstattet. Bei 530iXdrive/540ixdrive macht der Sprung vom Vier- zum Sechszylinder 65 Kilogramm aus.  

In der Praxis erfährt man hier also durchaus einen massiven Unterschied zum 530e, der seinerseits schon mit 292 PS Systemleistung und 420 Newtonmeter auffährt. Das ist ordentlich, aber erst der Reihensechser macht das Erlebnis echt souverän. Zumal er sich nach WLTP mit ähnlichen Verbräuchen bescheiden kann wie der Vierzylinder, wenngleich das nur für den Zyklus gilt: Je länger die Strecke, desto durstiger wird der Allradler, der auch nur als Limousine angeboten wird. Am Ende unserer knapp 80 Kilometer langen gemischten Testrunde mit einigen sehr wilden Galoppen im Sport-Modus stand ein Verbrauch von 4,2 l/100 km plus 8,8 kWh/100 km. Immerhin sind wir davon 52,2 Kilometer rein elektrisch gefahren.

Interessant ist auch die Strategie des Antriebs, die man idealerweise über Zieleingabe im Navi optimiert: dann errechnet der 545e nämlich selbst aus, wann er wo wieviel rekuperieren kann, wozu er auch die Hügel der Testrunde leidlich gern heranzog: Sobald es bergab ging und uns ohnehin ein Ort oder Tempolimit erwartete, gab der 545e den zahmen Rekuperierer, was auch die Bremsen schont.

Und wie alle Facelift-5er erhält auch er das neue Instrumentendisplay samt der weiter aufgeschlauten Assistenzsysteme, welche den 545e im Zweifelsfall auch automatisch eine Rettungsgasse bilden lassen: Über die Stereo-Kamerasysteme (noch exakter als die einst verbauten Monokameras) erkennt er auf der Autobahn die Fahrspur und zieht dann an deren entsprechenden Rand (ganz links nach links, mittig nach rechts). Und natürlich legte man auch bei den digitalen Services wieder nach, wie uns Projektmanagerin Tanja Klossek erklärte: Künftig soll der 545e erkennen, ob Ladesäulen frei sind und falls ja, kann man sie bis zu 20 Minuten reservieren. Auch die Zielführung soll, basierend auf dem „Here“-Kartenmaterial noch exakter ein und dank beginnender Schwarmintelligenz schneller bessere Ausweichrouten vorschlagen können.

Kritik? Bis auf das hohe Gewicht, den mit 410 Litern nicht gerade opulenten Laderaum und die Tatsache, dass es den 545e vorerst nicht als Touring gibt, wenig: Er ist das perfekte Dienstauto für das Management, das täglich in der Regel nicht mehr als 100 Kilometer pendelt und den 545e idealerweise auch immer schön an den Stecker hängen kann. Jetzt muss nur noch geklärt werden, ob die Leasingrate den Reihensechser auch noch abdeckt.

Was bedeutet das?

Um ganz ehrlich zu sein, machen 530e und 545e nach den aktuellen Förderregeln alle anderen Benziner im 5er-Programm überflüssig – und bei genauer Betrachtung muss man auch bei den Dieseln sehen, auf welchen Einsätzen sich diese noch rechnen. Und da wir schon mit dem 545e so viel geströmt sind, macht es auch Sinn, den Nachfolger als Benziner, Diesel, Plug—in-Hybrid und reinen Elektriker zu bringen, der dann alles elektrisch fährt und hoffentlich einen Schnelllader an Bord hat. Und nachdem auch die M-Modelle elektrische Booster bekommen, sehen wir für die reinen Benziner von 520i bis M5 eigentlich GAR keine Berechtigung mehr…

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