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Fahrbericht Abarth 695 Rivale: Teure Miniyacht für die Landpartie

Der Abarth 695 Rivale gehört zu den „ab-art(h)ig“ teuren Fiat-500-Spielarten des FCA-Konzerns.

Der 695 Rivale gehört zu den teuersten Spielarten des Fiat 500. | Foto: G. Soller
Der 695 Rivale gehört zu den teuersten Spielarten des Fiat 500. | Foto: G. Soller
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Gregor Soller

In den 695 Abarth Rivale packt FCA so ziemlich Alles, was einen schnöden Fiat 500 zum teuren Sammlerstück machen kann: Alus, Akrapovic-Abgasanlage, Zweifarblack und ein farblich passendes Fetzendach. Innen setzt sich die Ausstattungsorgie in blauen Ledersitzen samt passender Fußmatten, die mit Aluapplikationen am Boden gehalten werden und viel Mahagoniholz samt Riva Schriftzug fort, letzteres kostet gut 660 Euro netto. Dann sind sogar die Einstiege mit Mahagonileisten versehen, wo diese aber leider schnell verkratzen. Also am besten nur mit sauberen Bootsschuhen betreten!

Insofern könnte man den Beinamen Rivale auch als schwäbische Verniedlichungsform des Namens „Riva“ deuten – der Abarth als kleines edles Boot für die Landpartie, zumal er ähnlich unvernünftig wie die teuren Edelboote aus Italien ist: Wirklich Platz bietet er nur für Zwei, die Fahrgäste im Fond sollten Kinder oder kompromissbereit sein, wenn man um die Seen herumwuselt, die man mit der Riva-Yacht direkt queren würde. Schade nur, dass man auch im 695 gefühlt fast so hoch sitzt wie einem Iveco-Lkw, in den auch das viel zu große Lenkrad passen würde. Zusammen mit der etwas unpräzisen Gangschaltung fährt sich die Riva-Rennsemmel unnötigerweise unhandlicher als sie ist – aber diese Packageprobleme trägt der 500 seit seinem Produktionsstart Jahren mit sich herum.

Dazu kann man das Stoffdach auch bei 60 km/h noch nach hinten rollen, wo es einem dann die Sicht versperrt, aber den Sound der Akrapovic-Abgasanlage erlebbarer macht. Trotzdem klingt diese zurückhaltender als es die alten Abarth-Auspuffe je taten. Wie sich auch die 180 PS nach überwinden des kleinen Turboloches dezenter anfühlen als man es ob der knappen Abmessungen erwartet. Zwar sprintet der 695 Rivale notfalls binnen 6,7 Sekunden auf 100 und schafft 225 km/h Höchsttempo, womit er tatsächlich zum „Rivalen“ für den Mini Cooper wird. Doch im Grunde seines Herzens ist der 695 Rivale eine weitere Spielart des Dauerthemas Fiat 500.      

Da die Optik immer noch frisch ist, genügen dem Sympathieträger kleine Facelifts und ein Anpassen des Infotainments mittels U-Connect, um weiterhin zu den beliebtesten Importwagen zu gehören, die nicht von einem deutschen Konzern stammen. Aber Elektrifizierung oder wirklich sparsame oder innovative Motoren? Gibt es allenfalls in den USA, wo der 500er als reine Elektroversion angeboten wird, um die Flottenverbräuche zu senken und weil ihn ein paar Kalifornier so wollen, aber nicht, weil Konzernleiter Sergio Marchionne es wollte.

Trotzdem dürfte der 695er Rivale zu den nachhaltigeren Autos gehören. Er lässt sich bei Bedarf mit weniger als sieben Litern bewegen und sein exorbitanter Preis (gut 25.210 Euro netto für das Cabrio) sowie seine Seltenheit machen ihn per se zum Sammlerstück – oder zur ungewöhnlichen Dienstwagenalternative für Städter, die den Frühling am See nicht nur Erfahren, sondern auch hören und riechen wollen – und einem schnöden weißen Motorboot eine Mahagoniyacht von Riva vorziehen würden.

Was bedeutet das?

Optisch altert der aktuelle Fiat 500 praktisch nicht und auch das Package funktioniert nach all den Jahren noch. Hier besteht also tatsächlich kein Handlungsbedarf. Trotzdem oder gerade deshalb könnte man beim Antriebsstrang mal ein paar alternative Schaufeln draufpacken und das Fahrverhalten einmal nachschärfen – dass sich der kompakte 500 teils anfühlt wie ein Iveco-Lkw, muss nicht sein – schon gar nicht bei so scharfen und teuren Versionen wie dem 695 Rivale. 

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