EVBox stellt modulare DC-Säule vor und sieht Zuverlässigkeit als Schlüssel
Der Ladetechnikspezialist EVBox trägt dem Trend zu moderateren DC-Ladeleistungen im urbanen Bereich Rechnung und hat jetzt eine neue DC-Doppel-Ladesäule nach CCS2-Standard mit modularem Konzept vorgestellt. Die Troniq Modular soll sich in Leistungsstufen von 90 bis 240 kW in 30-kW-Sprüngen skalieren und auch nachträglich aufrüsten lassen, falls der Bedarf sich ändert. Bei mittlerweile üblichen 90 kW Schnelladeleistung seien an der klar gestalteten Säule in zehn Minuten 83 Kilometer, bei 120 kW 111 Kilometer Ladestrom gezogen. Das genüge bei Weitem, um etwa beim Einkaufen genügend Reichweite zu beziehen, argumentiert Hermann Winkler, Regional Director DACH bei EVBox im Gespräch mit VM. Die Leistung wird bei dem neuen, barrierefrei konzipierten und OCCP-konformen System per Lastausgleich verteilt. Wahlweise kann auch ein drittes Fahrzeug per AC bis 22 kW gleichzeitig geladen werden.
Schlüsselfaktoren: Einfache Bedienung, hohe Zuverlässigkeit
Wichtig sei generell vor allem die zuverlässige und einfache Funktion der Hard- und Software, ohne die ein Erfolg der E-Mobilität nicht denkbar sei. Hier fehle es noch an Standardisierung, wie es sie etwa bei Tesla von Anfang an gegeben habe, wo die Einfachheit des Plug-and-Charge von Beginn an Standard war, ebenso wie die automatisierte Abrechnung. Unzuverlässige Funktion bei einem Betreiber falle immer auch auf den Hersteller der Ladesäule zurück, mahnt Winkler. Die Zuverlässigkeit der Ladetechnik liefere letzlich auch die Akzeptanz, die es brauche, um sich vielleicht doch für ein E-Auto zu entscheiden.
Untersuchungen zur Akzeptanz von Ladezeiten hätten darüber hinaus ergeben, dass bis zu einer halben Stunde als angenehmes Pausenformat sowohl für Einkauf als auch für eine Rast empfunden würden, erklärt Hermann Winkler, Regional Director DACH bei EVBox. In dieser Zeit müsse der Akku wieder auf 80 Prozent zu laden sein, alles darüber erfordere unverhältnismäßig viel Zeit, mindere den Durchsatz an der Säule und verschlechtere dadurch auch die Amortisation für den Betreiber.
Das richtige Lade-Maß finden
Daher gehe es darum, anders als an Fernstrecken im städtischen Bereich nicht die größtmögliche Ladeleistung zu verbauen, da dies die Kosten und den Aufwand für den Betreiber ebenfalls treiben würde. Gegebenfalls sei bei extremen Ladeleistungen sogar der Anschluss an das Mittelspannungsnetz oder zusätzliche Trafostationen notwendig. Aus Winklers Sicht sei es daher wie bei den Akku-Kapazitäten eher ratsam, auf das "richtige Format" zu achten und dies mit einem ebenso angemessenen Bord-Schnelllader zu kombinieren, meint Winkler.
"Hier hat tatsächlich bereits ein Umdenken stattgefunden: Weg von der puren Reichweite und der Akkugröße eines E-Autos, hin zum richtigen Format, das eben dann auch für alle erschwinglich ist. Die Frage ist also nicht mehr so sehr, wie weit komme ich, sondern wie lange lade ich", meint Winkler.
Nach seinem Dafürhalten müsse dies das Ziel sein, wenn man alle Autofahrer*innen auf dem Weg in die Elektrifizierung mitnehmen wolle. Hier brauche es volkstümliche und erschwingliche Lösungen und Konfigurationen. Ein Radius von 350 bis 400 Kilometer bei vollem Akku decke dabei die meisten Bedarfe ab und finde in der Breite Akzeptanz. Er verwies darauf, dass die durchschnittliche tägliche Fahrleistung unter 40 Kilometer liege. Nach Winklers Dafürhalten entsteht durch die Frage der Ladezeit auch ein Trend zum DC-Laden im öffentlichen Bereich, weil im AC-Bereich die Standzeiten zu hoch sind.
"Wie viele Ladesäulen will man denn im öffentlichen Raum aufstellen? Das sorgt im Zweifel für Akzeptanzprobleme", meint Winkler.
AC-Laden sieht Winkler daher für Privathaushalte mit eigener Garage oder Arbeitsplätzen als das Mittel der Wahl. Generell kommt das Thema E-Mobilität zunehmend auch in Flotten an. Dem trage man auch mit Kooperationen wie etwa mit The Mobility House und Digital Charging Solutions Rechnung, in denen man seine Kompetenzen mit denen der anderen Partnern bündeln könne, etwa das Netzwerk an Elektrikern von TMH oder die Applikations-Kompeten von DCS.
"Bei Firmen wird deutlich stärker auf den Fußabdruck der Flotte geachtet, der Übergang wird oft mit Plug-in-Hybriden bestritten, aber mit der Anpassung des Förderrahmens dürfte sich der Trend zur reinen E-Mobilität beschleunigen", prognostiziert Winkler.
Aus der Warte des Ladetechnikanbieters steigt auch die Nachfrage in gewerblichen Transporterflotten, speziell bei Lieferfahrzeugen deutlich an. Winkler sieht auch hier eine Ladetechnik nach Bedarf als ratsam. DC-Säulen könnten bei mehreren Umläufen täglich sinnvoll sein, bei Übernacht-Laden sei AC-Technik mit Wallboxen völlig ausreichend.
Trucks brauchen eine eigene Ladeinfrastruktur
Auch für den Lkw-Bereich hält der Ladetechnik-Spezialist den batterieelektrischen Antrieb neben der Brennstoffzelle sowie der aus seiner Sicht prioritären Verlagerung auf die Schiene für durchaus plausibel, speziell im Stadtverkehr. Hier hatte EVBox jüngst eine Kooperation mit Scania gestartet, erste Elektro-Verteiler-Lkw sind bereits im Einsatz. Für Trucks hält Winkler eine üppiger dimensionierte und auch von der Hardware robuster ausgeführte Technik für sinnvoll. Im Fernverkehr hätte auch der batterielektrische Antrieb Potenziale, denen man aber mit einer separaten Ladeinfrastruktur für Trucks bei im Prinzip aber gleichem Grundaufbau Rechnung tragen müsse.
Hierbei wolle man im Übrigen nicht als Betreiber auftreten, auch wenn dies bei der Muttergesellschaft Engie fest im Portfolio verankert sei und man hier gut zusammenarbeite.
"Wir fokussieren uns auf unsere Stärken und versuchen das, sicher und zuverlässig bei Hard- und Software umzusetzen und damit unsere Marktführerschaft zu verteidigen. Für alles andere suchen wir uns Kooperationen", erklärte Winkler.
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