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Europcar forciert E-Mobilität in der Dienstwagenmiete und sieht keine Alternative

Der Vermieter sieht die Elektrifizierung als zwingend an, weil immer mehr Kunden die CO2-Regularien bei Dienstreisen erfüllen müssen. Daher baut man das Angebot aus. Mit der Steigerung der Reichweiten bei den Fahrzeugen fällt auch eine große Hürde für Nutzer weg. Ohnehin liegen die Hälfte der Strecken im B2B-Bereich pro Miete unter 300 Kilometer. Und wenn, will man das Laden per Karte und bald Token erleichtern.

Unter Strom gesetzt: Gerhard von Hasselbach hält E-Autos auch in der Vermietung für alternativlos. | Foto: J. Reichel
Unter Strom gesetzt: Gerhard von Hasselbach hält E-Autos auch in der Vermietung für alternativlos. | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

Der Autovermieter Europcar trotzt der Elektro-Flaute in Deutschland und dem starken Einbruch der Neuzulassungen bei batterieelektrischen Fahrzeugen (269.000 auf 215.000 Jan.-Juli 2024 zu 2023) und forciert die Elektrifizierung der Mietflotte: Speziell im B2B-Bereich sieht man steigenden Bedarf, auch durch die CO2-Reporting-Auflagen in den Unternehmen, die sich auch auf Dienstreisen erstrecken. Zudem bilde die immer ausgereiftere Technik mit immer größeren Reichweiten eine Basis dafür, dass elektrisch auch in der Miete funktioniert.

Das erklärte Gerhard von Hasselbach, Commercial Director Europcar Germany, bei einem Roundtable anlässlich einer E-Mobilitätsveranstaltung für Fuhrpark- und Flottenmanager in Erding, die man um eine E-Mobility Rallye namens E-Xperience inklusive Besuch eines EnBW-Ladeparks in Dorfen abrundete. Nach Stationen in Hannover und Hanau bildete München den Abschluss. Insgesamt nahmen 60 Flottenmanager aus 30 Unternehmen teil. Man wolle Vorurteile abbauen und die Vorzüge der E-Mobilität erfahrbar machen, erkärte von Hasselbach. "Dem geteilten Elektroauto gehört die Zukunft", so das Credo des Anbieters. Der verweist auf eine aktuelle McKinsey-Studie: Europa könne von der Elektroauto-Revolution stark profitieren, wenn die Marktchancen richtig genutzt würden.

"Bei Europcar, Europas führender Autovermietung, begleiten und gestalten wir diesen Wandel aktiv mit – denn es gibt keine Alternative zur Elektromobilität, und das geteilte Elektroauto ist die Zukunft. Wir Autovermieter sind ein Schaufenster für Elektromobilität und bieten die ideale Möglichkeit zum Ausprobieren innovativer Technologien", erklären die Verantwortlichen.

Temporäre E-Mobilität als Eisbrecher und Türöffner für den Markthochlauf: Der Vermieter sieht sich durchaus in einer Schlüsselrolle. Und fängt mit der Arbeit im Übrigen bei den eigenen 350 Dienstwagenberechtigten an: Bei denen wird die reine E-Mobilität aktuell gepusht mit einer Regelung, nach der man 10 Monate im Jahr mit dem BEV und zwei Monate mit einem Verbrenner unterwegs ist. Das verändere das Mindset schon gewaltig, berichtet Hasselbach. Auch Schulungen des Personals, bei denen mit Kundenkontakt verpflichtend, bereiten hier das Feld. Bei internen Fahrten werden fast ausschließlich EVs eingesetzt.

“Der Wandel zur Elektromobilität kann nur gelingen, wenn alle Akteure – Unternehmen, Politik und Gesellschaft – zusammenarbeiten. Durch die bereits zum zweiten Mal stattfindende Veranstaltungsreihe schaffen wir nicht nur Bewusstsein für die Vorteile der E-Mobilität, sondern fördern auch den wichtigen Austausch zwischen Firmenkunden, Fuhrparkmanagern und Mobilitätsexperten", meint von Hasselbach.

Lieferengpässe beseitigt

Erleichtert werde die Einführung und Umsetzung nach der Beseitigung der Lieferengpässe in den Jahren 2022/23 aber vor allem auch durch den raschen Fortschritt der Technologie: Die Anforderung von 400 Kilometer Reichweite können heute immer mehr Fahrzeuge erfüllen. Entsprechend vielfältig ist das trotz VW-Beteiligung bewusst markenoffene Portfolio des Vermieters, das bei Polestar anfing und sich nunmehr auch über die VW-Marken, Mercedes-Benz EQ-Modelle, Audi e-tron, aber auch Kia EV6 oder EV9 erstreckt.

Ladetechnik schreitet schnell voran - wenn's das überhaupt braucht

Auch die Ladetechnik schreite schnell voran und Modelle wie der Kia EV6 auf 800-Volt-Plattform seien im Bedarfsfall am HPC-Lader schnell auf mindestens 80 Prozent aufgeladen, so der Vermietexperte. Sodass man auch bei der Rückgabe problemlos einen gewissen Füllstand erwarten könne, wie es auch bei Verbrennern der Fall sei. Das könne den derzeit noch deutlich höheren Aufwand bei der Fahrzeugaufbereitung von BEV zu Verbrennern stark reduzieren. Optional gibt es schon heute übrigens einen Full-Battery-Service, der gern von Kunden in Anspruch genommen wird.

80:80-Regel wird langfristig Standard

Langfristig werde hier die "80:80"-Regel Standard, erwartet von Hasselbach. Sprich, der Kunde übernimmt mit mindestens 80 Prozent und gibt auch mit 80 Prozent SoC zurück. Sodass in der Station allenfalls noch die Restmenge an Strom befüllt werden müsse. Das will man zunehmend über AC-Wallboxen an den Stationen abdecken, 60 von 300 hätten schon eigene Ladeeinrichtungen. Man hofft aber auch auf ein stärkeres Engagement etwa an Airports wie in München, das aktuell noch ausbaufähig ist. Hier sollte auch passende HPC-Ladeinfrastruktur hinzukommen, plädiert der Vermietungsspezialist. Schon heute finde man allerdings im Umkreis von zwei Kilometern um fast jede Station eine Lademöglichkeit. Auch an den Zielorten der Geschäftskunden gebe es zunehmend zumindest ein AC-Angebot.

Oft werden nicht mehr als 300 Kilometer gefahren

Wenn das Laden denn überhaupt nötig werde: Denn die Erkenntnisse aus der Vermietung zeigen, dass viele Bedarfe rein elektrisch abgedeckt werden könnten, ein Drittel aller Gesamtmieten. Einfach, weil die Fahrleistungen im B2B-Bereich beispielsweise bei knapp der Hälfte unter 300 Kilometer liegen, pro Miete, nicht pro Fahrt, wie von Hasselbach betont. Inklusive B2C-Bereich wird dann etwas weiter gefahren, alles zusammengenommen liegt mit 28 Prozent aber auch knapp ein Drittel der Mieten unter 300 Kilometern. 130 Kilometer pro Tag legen Mietwagen im Durchschnitt generell zurück. Mithin stellt sich die Ladefrage in vielen Fällen überhaupt nicht.

Per Ladekarte überall am Strom

Und wenn, dann deckt man das mit einer Shell Recharge Karte ab, die jeder Kunde, sofern er nicht eine eigene Ladekarte hat, bei der Anmietung erhält und die in Deutschland 115.000 Stationen, europaweit 750.000 Stationen erschließt. Ab dem nächsten Jahr will man den Prozess noch weiter vereinfachen und mit einem Token am Schlüssel starten, der dann dem jeweiligen Fahrzeug zugeordnet ist. Ansonsten erleichtert man den Kunden die Handhabung mittels eines webbasierten E-Routenplaners, den man per QR-Code abrufen kann, sofern die Kunden nicht ohnehin die immer besseren Routenplaner in den Fahrzeugen nutzen. Hier habe man insbesondere mit Polestar und den Google-basierten Diensten gute Erfahrungen gemacht.

Flaute ist nur eine Delle

Die derzeitige Flaute einhergehend mit entsprechender Elektro-Skepsis, die allerdings nur in Deutschland so ausgeprägt zu beobachten ist, während die Zahlen sonst in Europa stetig steigen, hält Hasselbach nur für eine Delle. Es sei nicht die Frage, ob, sondern allenfalls wann sich die E-Mobilität durchsetze. Denn auch wenn der deutsche Markt für Elektromobilität insgesamt aktuell eher rückläufig ist, zeigt eine EY-Umfrage, dass 26 Prozent der Deutschen den Kauf eines Elektroautos in Erwägung ziehen, zwei Prozent mehr als der internationale Durchschnitt. Außerdem machten E-Autos im September 2024 21,6 Prozent aller neuen PKW-Flottenzulassungen aus, was gegenüber dem Vorjahr mit 9,4 Prozent einen deutlichen Anstieg darstellt.

Klare Ziele des Unternehmens

Man folge hier einer klaren Roadmap des Unternehmens und wolle bis 2030 einen erheblichen Anteil Elektrofahrzeugen in der Flotte haben. Wobei sich von Hasselbach auch nicht vorstellen kann, dass Elektro bis in fünf Jahren schon der Standard ist. Allerdings ist denkbar, dass man für Sonderfahrzeugwünsche, etwa einen Diesel, dann schon eine Zusatzgebühr erhebe, wie das heute schon für Wünsche nach einem exakten Fahrzeugtyp der Fall sei.

Auch mit den BEV Geld verdienen

Die Restwerte der Fahrzeuge besorgen den Manager auch weniger als das bei manchem Wettbewerber der Fall zu sein scheint, wo man in größerem Stil E-Autos wieder ausflottet. Man habe über Buy-Back-Verträge eine gewisse Sicherheit, sodass sich das nicht so unmittelbar auf das Geschäft auswirke. Klar sei, dass man auch mit den BEV Geld verdienen wolle und müsse, so der Europcar-Manager. Ein weiterer Vorteil für die Kunden: Die Energiekosten sind niedriger, wie von Hasselbach mit Verweis auf jüngste Statista-Zahlen darlegt: 4,84 und 5,03 Euro kostet ein Stromer in der Klein- und Mittelklasse aktuell pro 100 Kilometer, ein Diesel schlägt mit 8,08 und 8,76 Euro zu Buche, ein Benziner gar mit 10,53 und 13,07 Euro, gut das zweieinhalbfache.

Niedrigere Wartungskosten

Und tendenziell lägen auch die Wartungskosten niedriger, wenngleich hier noch valide Zahlenreihen über mehrere Jahre fehlten. So erleichtere die Möglichkeit von Updates over the Air in den E-Autos das Handling und erhöhe die Betriebszeit der Fahrzeuge, weil kaum Werkstattvisiten anfielen. Trotz des hohen Vernetzungsgrads: Der Schutz der persönlichen Daten der Kunden habe bei Europcar oberste Priorität, wie von Hasselbach betont. Und die Schäden hätten sich bei E-Autos nicht erhöht, obwohl die Performance tendenziell deutlich höher sei als bei Verbrennern.

Eigentum nimmt ab

Dass man sich als Vermieter, sprich Anbieter geteilter Mobilität, überhaupt im Trend sieht, ist für den Europcar-Manager auch keine Frage. Künftig würde das Eigentum an einem Fahrzeug abnehmen, Nutzen statt Besitzen zunehmen. Dem trage man schon heute mit einem Auto-Abo für Privat und Gewerblich Rechnung, dass sich flexibel von einem bis zwölf Monaten ausdehnen lasse. Auch über eine generelle Mobilitäts-App, die über das Fahrzeug hinausgeht, denkt man nach - und entwickelt bereits daran. Es bleibt also hochspannend, in Sachen E-Mobilität bei Europcar, und das wortwörtlich.

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