EU prüft chinesische E-Auto-Subventionen
Die EU-Kommission hat die Prüfung der Elektroautosubventionen des chinesischen Staats angekündigt und will damit etwaige Wettbewerbsverzerrungen vorbeugen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will daher eine Antisubventionsuntersuchung einleiten gegen Fahrzeuge aus China. "Der Preis dieser Autos wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt - das verzerrt unseren Markt", befand die EU-Chefin bei ihrer Rede zur Lage der EU am Mittwoch vor dem EU-Parlament in Straßburg. Das sei nicht akzeptabel, die Weltmärkte würden regelrecht von billigeren chinesischen E-Autos überschwemmt. "Wir müssen unsere wirtschaftlichen Interessen verteidigen", befand auch der deutsche Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck, im Einklang mit seinem französischen Amtskollegen Bruno Le Maire.
"Wenn Subventionen gegen das internationale Regelwerk verstoßen, dann müssen wir das ahnden", erklärte Le Maire.
Frankreich wird ohnehin hinter dem Vorstoß vermutet, schließlich hatte Präsident Emmanuel Macron jüngst avisiert, China-E-Autos von Subventionen ausschließen zu wollen. Speziell die Volumenmarken von Stellantis und Renault leiden unter dem Preisdruck der China-Konkurrenz, sind ihrerseits aber kaum in China präsent, sodass sie kaum Folgen zu befürchten hätten. Robert Habeck unterstrich dagegen, Intention sei es nicht, leistungsfähige chinesische E-Autos vom EU-Markt fernhalten, sondern den Verdacht unlauteren Wettbewerbs prüfen.
Sollte die Prüfung tatsächlich eine übermäßige Subventionierung ergeben, drohen den China-Stromern Strafzölle beim Import. Das hatte es in der Vergangenheit etwa bei den deutlich billigeren Solarpanelen gegeben, die Maßnahme war allerdings wirkungslos verpufft und chinesische Panele haben auch dafür gesorgt, dass die Technologie massenhafte Verbreitung fand.
Auf wenig Begeisterung traf der Vorstoß bei den deutschen Autoherstellern, die Vergeltungsmaßnahmen in China fürchten, umso mehr, als Hersteller wie VW, Mercedes und BMW stark vom chinesischen Markt abhängen und ihre Strategien darauf ausgerichtet haben. Der VDA ließ wissen, man müsse erst die Details der Regelung abwarten, Schäden für die heimische Industrie müssten quantifiziert werden können. Man verwies ebenso auf mögliche Gegenreaktionen.
Zehn Prozent Marktanteil, Tendenz steigend
In Europa lag der Marktanteil chinesischer Fahrzeuge laut einer Analyse von Schmidt Automotive Research, aus der die Süddeutsche Zeitung berichtet, derzeit bei zehn Prozent, Tendenz allerdings mit der Elektrifizierung stark steigend. Nicht zuletzt hatte die IAA Mobility für einen Wachwechsel gesorgt und die chinesischen Anbieter dominierten die Messe mit ihren elektrischen Modellneuheiten. Allerdings sind chinesische E-Autos in Europa teils doppelt so teuer als im Reich der Mitte und keineswegs "Billigheimer", sondern durchaus selbstbewusst gepreist, zumal bereits heute Einfuhrzölle von zehn Prozent fällig werden.
Technisch operieren die Modelle jedoch auch auf Augenhöhe mit dem West-Wettbewerb, wenn nicht darüber. In China selbst sorgt ein massiver Wettbewerb für niedrige Preise, sodass die chinesischen Hersteller sich auch aus diesem Grund Richtung Europa orientieren. Der Markt gilt darüber hinaus schon als weitgehend gesättigt. Die Produktionskosten im Reich der Mitte liegen freilich deutlich unter den hiesigen, zudem haben Hersteller wie BYD die komplette Wertschöpfungskette eines E-Autos vom Akku über Antrieb und Software weitgehend selbst im Griff. Auch die Rohstoffsteite hatte der chinesische Staat neben der Forschung und Entwicklung der E-Antriebe frühzeitig und strategisch mit Milliardeninvestitionen in den Sektor gesichert. Incentiviert wurden E-Autos auch als Taxis und mit üppigen Kaufprämien, die mittlerweile großteils ausgelaufen sind. Dutzende Milliarden Euro sollen hier geflossen sein. Um etwaige EU-Maßnahmen zu umgehen, hatten erste China-Marken schon angekündigt, in Europa in die Fertigung einsteigen zu wollen. BYD etwa wird Interesse an der Ex-Ford-Fabrik in Saarlouis nachgesagt.
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