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EU könnte Abschied vom Verbrenner erzwingen

Miriam Dalli, Berichterstatterin Umweltausschuss (ENVI) des EU-Parlaments, setzt in ihrem Bericht zur weiteren Senkung des CO2-Ausstoßes extrem hohe Ziele.

Mit den neuen Zielen könnte die europäische Autoindustrie schnell im Regen stehen. | Foto: Unsplash/Asdrubal Luna
Mit den neuen Zielen könnte die europäische Autoindustrie schnell im Regen stehen. | Foto: Unsplash/Asdrubal Luna
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Gregor Soller

Die Pkw-Hersteller sollen den CO2-Ausstoß ihrer Neuwagenflotten in der EU um weitere 50 Prozent bis 2030 (gegenüber 2021) senken. Bis 2025 schlägt das Parlament ein verbindliches Zwischenziel mit einer Reduktionsvorgabe von 25 Prozent vor. Gleich hohe Reduktionsraten sollen für leichte Nutzfahrzeuge gelten. Außerdem fordert der Bericht fordert eine Streichung der Öko-Innovationen sowie die Abschaffung des Gewichtsparameters. Zudem geht er von einem Anteil von 20 Prozent Nullemissionsfahrzeugen im Jahr 2025 und 50 Prozent im Jahr 2030 aus. Erreichen Hersteller diese Vorgaben nicht, soll ein Strafmechanismus greifen. Vorgesehen ist die Verschärfung des individuellen Flottenziels, womit eine Quote im Raum stünde.  

Der VDA hat dazu eine klare Meinung: „Der von Frau Dalli vorgelegte Bericht des ENVI lässt jegliches Augenmaß vermissen. Die Forderungen stehen im Widerspruch zu dem politischen Ziel, Wachstum und Beschäftigung in Europa zu stärken. Bereits der Kommissionsentwurf für die zukünftige CO2-Regulierung stellt die Automobilindustrie vor extreme Herausforderungen; der ENVI-Bericht stellt demgegenüber eine massive Verschärfung der Reduktionsziele dar. Der Berichtsentwurf gibt keine Antworten auf die Frage, wie die Transformation zu einer klimafreundlichen Mobilität gelingen kann.“ Das Zwischenziel im Jahr 2025 könne nur durch einen massiven Hochlauf der Elektromobilität erreicht werden. Dafür lägen die Voraussetzungen aber nicht vor. Der VDA setzt sich daher dafür ein, das Zwischenziel so zu gestalten, dass es mit dem erwarteten Markthochlauf der Elektromobilität auch erreicht werden kann.

Der EU-Entwurf rechnet sogar mit dem Verlust vieler Arbeitsplätze in Europas Automobilindustrie, welcher durch spezielle Programme abgefedert werden soll. Finanziert werden sollen diese durch Strafzahlungen der betroffenen Hersteller. Der Entwurf lässt allerdings offen, wer für die soziale Abfederung aufkomme, wenn es keine Strafzahlungen geben sollte oder Auto-Hersteller in Insolvenz gingen. Zudem fehlt eine konkrete Perspektive für die von Arbeitslosigkeit bedrohten Stellen, da die Industrieproduktion in Europa anteilig ohnehin seit Jahren fällt.

Die im Entwurf formulierten Vorgaben für leichte Nutzfahrzeuge ignorieren laut VDA die technischen und wirtschaftlichen Unterschiede zu Pkw. Die Entwicklungs- und Produktzyklen sind hier mit bis zu zehn Jahren deutlich länger und niedrigere Verbräuche und damit verbundene CO2-Emissionen sind in diesem Segment schon immer ein entscheidendes Kaufargument – so lange die Technik bezahlbar bleibt.

Der VDA schließt daraus, das mit dem Berichtsentwurf ein überstürzter Abschied vom Verbrennungsmotor erzwungen werden soll. Darin sieht der Verband der Gefahr, dass der materielle und immaterielle Kapitalstock der Autoindustrie massiv entwertet werde, wozu auch Fertigungsanlagen und Patente fallen. Denn Europa sei bei hocheffizienten Verbrennungsmotoren international führend, die noch über viele Jahre einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz leisten. Komplett ignoriert wird die gesamtenergetische über den gesamten Lebenszyklus eines Autos, bei dem Elektrofahrzeuge sehr schlecht abschneiden. Und auch auf klimaneutrale E-Fuels, geht der Berichtsentwurf nicht ein.

Was bedeutet das?

Es ist grundsätzlich positiv, wenn die Politik Entwicklungsziele vorgibt und den Möglichkeiten der Industrie nicht hinterherhinkt. Allerdings sind schon die bisherigen Ziele zur Senkung des CO2-Ausstoßes optimistisch und würden sich mit der zusätzlichen Verschärfung langsam den CO2-Werten nähern, die ein Mensch beim Radfahren ausstößt.

 

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