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eMove360° Think Tank: Mehr Tempo bei der Dekarbonisierung der letzten Meile

Podiumsveranstaltung auf der Messe in München stellt nachhaltige Konzepte für die urbane Mobilität in den Mittelpunkt. Appell des BEM: "Wir müssen jetzt anfangen mit der Dekarbonisierung!" Große Potenziale in e-Cargobikes und Leichtfahrzeugen.

Denkanstöße: Beim VM-Think Tank auf der eMove 360° wurden Ansätze und Lösungen für nachhaltige urbane Mobilität vorgestellt. | Foto: HUSS-VERLAG
Denkanstöße: Beim VM-Think Tank auf der eMove 360° wurden Ansätze und Lösungen für nachhaltige urbane Mobilität vorgestellt. | Foto: HUSS-VERLAG
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Johannes Reichel

Mit einem Appell zum sofortigen Einstieg in die Dekarbonisierung in der urbanen Mobilität und Logistik endete der VISION mobility Think Tank "Last mile delivery" auf der Fachmesse eMove360°, der von VISION mobility-Ressortleiter Johannes Reichel moderiert wurde. "Die Städte müssen dringend CO2-frei werden und mehr Tempo machen beim Ausstieg aus fossilen Antriebsformen", forderte stellvertetend der COO und wissenschaftliche Beirat des Bundesverbands E-Mobilität (BEM) e.V. Frank Müller. Bisher geschehe trotz guter Ansätze und Ideen zu wenig. "Wir haben hier mit dem Pariser Abkommen eine vertragliche Verpflichtung, bei der vor allem auch die Städte als Hauptemittenten von CO2 gefragt sind. Bis 2050 müssen wir die Dekarbonisierung des Verkehrs abgeschlossen haben. Dafür müssen wir sofort und viel massiver in nachhaltige Lösungen investieren", erklärte Müller. Er stellte zwar positive Ansätze und Tendenzen fest, etwa mit Förderprogrammen wie dem des Bundes für "Saubere Luft", die einen Schub brächten. Zudem sieht er großes Potenzial in der sogenannten leichten Elektromobilität mit LEV-Konzepten wie E-Scootern oder Trikes. Auch die zunehmende Verwendung von E-Cargobikes, die aus seiner Sicht erst mit der Elektrifizierung plausibel nutzbar sind, sei eine positive Tendenz. Die Branche und Produkte müssten aber noch viel professioneller und praxistauglicher werden. Aber insgesamt sei das Tempo des Ausstiegs aus fossilen Antriebsformen in der Mobilität viel zu langsam, resümierte Müller.

Große Potenziale mit E-Cargobikes und Leicht-Elektro-Fahrzeugen

Wie der aussehen könnte, stellte Kristian Schopka vom jungen Cargobike-Anbieter Rytle dar, der ein professionelles E-Lasten-Trike mit Wechselsystem aus vorkommissionierten Boxen kombiniert mit einem innerstädtischen Microhub-10-Fuß-Container sowie einer dazu passenden Flottentelematik und IT-Plattform. "Wir können die Effizienz vom Logistikzentrum bis zur Belieferung auf der letzten Meile mit unserem System um 50 Prozent steigern und die Emissionen massiv reduzieren", versicherte der Start-Up-Manager. Er verwies auf die erfolgreiche Anwendung des Konzepts in der Münchener Isarvorstadt beim KEP-Logistiker UPS, wo man schon jetzt in der Pilotphase den Verkehr an Zustellfahrzeugen stark reduzieren konnte. "Einmal täglich bringt ein Gliederzug-Lkw dabei die Container mit den vorsortierten Sendungen in die Stadt, aus denen sich die Cargobikes dann versorgen. Abends werden die Container wieder eingesammelt und in den Logistik-Hub in Garching transportiert. Schopka sieht über den E-Cargobike-Einsatz hinaus ebenfalls große Potenziale im Einsatz von Leicht-Elektro-Fahrzeugen, etwa Cargo-E-Scootern und brachte zudem elektrisch und künftig sogar autonom agierende Handwagen ins Spiel. Diese könnten die Zusteller vor Ort unterstützen.
 

Tempo wie im Pferdezeitalter: Neue Konzepte dringend nötig

Ein "Tempo wie im Pferdezeitalter" konstatierte daran anknüpfend Matthias Kreimeier, Vice President Sales bei der ambitionierten Firma eGO Mobile, dem aktuellen Stadtverkehr. Er präsentierte auf dem Podium den autonom und elektrisch fahrenden Kleinbus Mover als universellen "Problemlöser" für urbane Mobilitätsfragen. Nach seinem Dafürhalten sei das Verkehrssystem wie es ist mit all seinen Staus und Stockungen nicht mehr aufrechtzuerhalten. "Wir brauchen dringend neue Ansätze und Konzepte auch im ÖPNV, der unbedingt gestärkt werden muss", forderte der Mobilitätsmanager. Systeme wie der Mover könnten die Städte dabei unterstützen, den öffentlichen Nahverkehr auf unrentablen Städten zur Alternative zum Auto zu machen. Das Konzept, das bereits im nächsten Jahr in mit ZF-E-Antrieb in Serie gehen und auch als Cargo-Variante für City-Logistiker kommen soll, kombiniert den emissionsfreien elektrischen Antrieb, der künftig für fernere Strecken noch um eine Fuel-Cell-Variante ergäntzt werden soll, mit der Technik für autonomes Fahren auf Level 4. Der Mover soll bis zu zehn Stunden betriebsfähig sein, nimmt mit fünf Meter Länge und zwei Meter Breite nicht mehr Platz weg als ein Standard-Pkw und befördert bis zu 15 Personen bei einer Nutzlast von 2.100 Kilogramm. Nach Kreimeiers Vorstellung könnten in der Zukunft Mobilitätshubs am Stadtrand zum Tausch auf emissionsfreie Fahrzeugformen dienen. Dort könne man entscheiden, ob man mit einem E-Bus, einem E-Bike oder E-Scooter die Fahrt fortsetzt oder einen kleinen und leichten E-Pkw wählt. Einen solchen hat der Hersteller, der aus einem Start-Up an der RTHW Aachen entstand, ebenfalls jüngst vorgestellt. Der Kleinwagen eGO Life soll gleichfalls im nächsten Jahr in Serie produziert werden. "Die Urbanisierung führt zu einer Überlastung der innerstädtischen Verkehrsinfrastruktur und zu erhöhten Emissionen. Es besteht dringender Handlungsbedarf, der mit verschiedenen Fahrzeugkonzepten adressiert werden muss", appellierte Kreimeier abschließend.

Fahrzeuge sind Stehzeuge, da sollte das Laden kein Problem sein

Wie man die Elektromobilität infrastrukturell unterstützen kann, skizzierte Thomas Gereke, Senior Management Consultant e-Mobility bei Siemens. "Fahrzeuge sind doch heutzutage ohnehin mehr Stehzeuge", analysierte der Berater. Davon ausgehend müsse es möglich sein, in den langen Standzeiten für entsprechende Aufladung der E-Flotte zu sorgen, abhängig von der jeweiligen Park- oder im Falle von ÖPNV-Anwendungen Haltesituation. "Wir müssen untersuchen, wo macht welche Ladeoption Sinn, welche Haltestellen müssen etwa ausgestattet werden", skizzierte der E-Mobility-Fachmann. Aus seiner Sicht sei die Spanne der Nutzungen und Anwendungen von E-Mobilität so breit, dass es keine "One-Size-Fits-All"-Lösung gebe. Das beginne bei der Betriebszeit, in der E-Fahrzeuge eingesetzt würden und bei der Infrastruktur die netzseitig vorhanden sei. Als Haupttriebfeder für Unternehmen, auf elektromobile Fuhrparks umzustellen, sieht Gereke die Reduzierung der "TCO", der Gesamtbetriebskosten neben dem Aspekt der Erfüllung der CO2-Regularien. Außerdem brächte die E-Mobilität auch Vorteile in Sachen Komfort für die Fahrer. Als Systemanbieter will die E-Mobility-Sparte des Konzerns umsteigewilligen Fuhrparkbetreibern damit gesamtkonzeptionell zur Seite stehen.

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