Die Dieselpreise treiben Taxi- und Mietwagenunternehmern beim Tanken die Tränen in die Augen. Auch die Benzinpreise beim Betanken der Hybride sind stark gestiegen und die Stromkosten steigen gerade. Weil das hohe Preisniveau der Kraftstoffe bleiben wird, könnte die Bundesregierung aber über den langfristigen Wegfall der EEG-Umlage bei den Stromkosten tatsächlich einen raschen Wandel bei den Antrieben herbeiführen. Das möchte der Bundesverband Taxi und Mietwagen e.V. (BVTM) mit seinem „Bundesfahrplan eTAXI“ unterstützen. Er sieht vor, mittels 390 Millionen Euro an Fördermitteln und mit flankierenden Maßnahmen in den nächsten 8 Jahren 80 Prozent der mehr als 50.000 Taxis und Mietwagen in Deutschland auf reinen Elektrobetrieb umzustellen.
Wegen der vielen insbesondere innerstädtisch gefahrenen Kilometer könnte das einen großen Beitrag zum Klimaschutz im Bereich Mobilität leisten und E-Taxis könnten als Multiplikatoren für neue Antriebe dienen. Schließlich sei jeder Taxi-Kunde ein Testkunde. „Was in Taxis funktioniert, geht überall, deshalb können wir unseren Fahrgästen die Angst vor der Elektromobilität nehmen“, erklärte Gregor Beiner am 1. April 2022 als Referent der Conference Days von taxi heute und des HUSS-VERLAGES. Der Geschäftsführer des MTZ Münchner Taxi Zentrums ist seit gut vier Jahren Elektro-Pionier und seit etwas mehr als einem Jahr Vorstandsmitglied des BVTM.
„Der Beitrag für unsere zunächst 15.000 Euro betragende und dann bis auf 5.000 Euro sinkende degressive Förderung ist überschaubar, der Output gigantisch“, formulierte Beiner. „Die Politik muss nur bereit sein, sich damit auseinanderzusetzen“. Der BVTM habe die Bundesregierung bereits mit diesem Thema „beschossen“, aber auf Bundesebene anders als auf kommunaler Ebene noch keine richtigen Rückmeldungen bekommen. Die Politik habe ja gerade ganz andere Sorgen.
Wie Beiner mit einer Blitzumfrage unter den rund 100 angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmern ermittelte, war für sie die Ladeinfrastruktur noch ein wichtiges Hemmnis für die Umstellung. „Hier müssen wir alle wichtigen Player an einen Tisch holen“, riet Beiner. „Wir brauchen einen schnellen Zugang zum Stromnetz an den Orten, an denen wir häufig sind.“ Dieser Weg habe sich auch in seinem eigenen Betrieb als richtig erwiesen.
Reichweite: Noch nie musste eine Fahrt abgelehnt werden!
Zu einem weiteren Hemmschuh, der Reichweite heutiger Elektrofahrzeuge, erklärte der Unternehmer, dass er bei seinen zehn Elektrotaxis vom Typ Jaguar i-PACE real eine verlässliche Reichweite von 350 Kilometern im Minimum erreiche. Es sei noch nie vorgekommen, dass eine Fahrt hätte abgelehnt werden müssen. Bei Fahrten über 200 Kilometer zum Beispiel von München nach Stuttgart würden die Fahrerinnen und Fahrer auf dem Rückweg unbesetzt aufladen. Solche Fahraufträge seien aber nicht die Regel. Im Durchschnitt würden pro Schicht rund 200 Kilometer zurückgelegt. „Bei MTZ wird meist beim Schichtwechsel in 45 Minuten oder in bis zu eineinhalb Stunden schnell geladen, je nach der Restkapazität der Batterie“, berichtete Beiner. „Beim Nachladen unterwegs kann man das auch mit Pausen kombinieren“, antwortete er auf die Nachfrage eines Taxiunternehmers, die auf die Entlohnung während des Ladens abzielte.
Als Mehrwagenunternehmer aus einer Großstadt gestand Beiner Betrieben auf dem Land zu, dass für sie die Reichweitenangst angesichts oft längerer Fahrten eine große Rolle spiele. Er sagte aber, er kenne einige Unternehmer, denen das wegen der Nähe von Schnelllade-Hubs entlang der Autobahnen schon keine Sorgen mehr bereite. Beiner regte an, selbst solche Hubs einzurichten und damit auch Kolleginnen und Kollegen als Externe zu bedienen. So könne die schnelle Aufladung von Elektrotaxis und –mietwagen in Verbindung mit öffentlichen Ladestationen gut gewährleistet werden.
Batterien halten ordentlich durch
Auf eine weitere Frage nach der Batterie-Haltbarkeit bei dauernder Schnellladung mit einer Leistung von mindestens 50 kW Gleichstrom entgegnete der Elektro-Pionier, seine Elektrotaxis hätten nun mehr als 1,8 Millionen Kilometer zurückgelegt und ihre Batterieleistungen seien nach rund vier Jahren auf 82 bis 94 Prozent gefallen. Damit lägen sie seines Erachtens in einem guten Bereich, obwohl das schon eine deutliche Reduzierung sei. Einen Batterietausch plane er nicht. Er rechne damit, dass die E-Taxis in etwa sechs Monaten an Private verkauft würden.
Mit dem Wiederverkaufswert ist nun freilich ein wichtiger Faktor bei der Berechnung der Gesamtkosten über die Betriebsdauer noch offen. Für diese „Total Cost of Ownership“ könne man auf jeden Fall mit einem Preisvorteil von Strom gegenüber Dieselkraftstoff und Benzin kalkulieren und „fundamental niedrigere“ Verschleißkosten gegenüber einem Verbrenner, sagte Beiner.
Wie er abschließend erklärte, berät sein Unternehmen auch gerne umsteigewillige Unternehmer und Unternehmerinnen. Wie der Umstieg auf die Elektromobilität zu bewältigen sei, hänge von sehr vielen individuellen Faktoren ab. Mut machte er mit dem Spruch, es handle sich hier nicht um Raketentechnik, man müsse nur einige Dinge wie zum Beispiel den örtlich möglichen Stromanschluss genau abklären.
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